Sanierung von Altlasten - Warum Spree-Neiße ein Haus kaufen muss, um das Grundwasser zu entgiften

Durch das Forster Grundwasser zieht sich eine kilometerlange Giftfahne. Die Nutzung des Wassers ist untersagt, zehntausende Euro müssen für Messstellen ausgegeben werden. Nun will der Kreis die Ursache beheben, doch das könnte dauern.
Über mittlerweile 4,5 Kilometer erstreckt sich im Forster Grundwasser (Spree-Neiße) eine Giftfahne. Gefährlich ist sie nicht, solange nicht literweise unbehandeltes Grundwasser getrunken wird. Für den Landkreis ist die Belastung aber vor allem finanzieller Natur. Allein für Messstellen gibt Spree-Neiße jährlich rund 50.000 Euro aus.
Die Giftquelle soll nun entfernt werden. Am Mittwochabend debattierte der Kreistag über das Thema. Auf der Quelle liegt nämlich ein Wohn- und Geschäftshaus, das zunächst weg muss.
Kurz nach Einzug Nachricht über geplanten Abriss
Kurz nach Ostern, Verena Mayer aus Forst hatte gerade die letzte Umzugskiste ausgepackt, da liest sie in der Zeitung, dass das Haus, in das sie gerade eingezogen war, abgerissen werden muss. "Ich habe ein paar Tage gewartet, ob irgendetwas von der Hausverwaltung kommt, aber es kam nichts" sagt Verena Mayer.
Nach mehreren Telefonaten ist sie nicht viel schlauer. Wann sie wirklich raus muss, wer sich um eine neue Wohnung kümmert - all das ist unklar. Fest steht bloß, dass das Haus, in dem sie lebt, weg muss. Bis kurz nach der Wende stand auf dem Grund eine chemische Reinigung. Jahrzehntelang waren dort Lösungsmittel in den Boden gelaufen.

Kreis kann nur Angebot machen
Zwischen fünf und zwölf Tonnen seien in das Grundwasser gelangt, sagt Maik Müller vom Umweltamt des Kreises. Vor dem Bau des Wohnhauses war man davon ausgegangen, es würde reichen, den Boden bis zu einer gewissen Grenze auszuheben. Mittlerweile ist aber das Forster Grundwasser auf einer riesigen Fläche verseucht.
Der Landkreis Spree-Neiße hat deshalb hunderte Messstellen eingerichtet und verfügt, dass im betroffenen Gebiet kein Grundwasser mehr genutzt werden darf. Experten gehen davon aus, dass von dem verseuchten Wasser keine unmittelbare Gefahr ausgeht. Das reicht dem Land Brandenburg allerdings nicht aus. Das Umweltministerium hat verfügt, dass die Quelle beseitigt werden muss.
Zusätzlich gibt es ein Angebot des Ministeriums. Land und Bund zahlen Abriss und Sanierung - allerdings nur unter einer Bedingung, so Landrat Harald Altekrüger: "Die Entschädigung der Eigentümer ist Sache des Landkreises. Darüber hinaus möglicherweise auch noch Umzugskosten für Mieter", so Altekrüger.
Etwa zwei Millionen Euro würde das laut einem Gutachten kosten. Ob die Eigentümer dazu allerdings bereit sind oder möglicherweise zu pokern beginnen, werden die Verhandlungen zeigen, so der Landrat. Bis der Abrissbagger also tatsächlich vor Verena Mayers Tür steht können also noch gut und gerne fünf Jahre vergehen.
Bis dahin will sie in aller Ruhe auf Angebote warten. "Der Umzug war stressig genug, ich möchte jetzt nicht gleich sofort wieder ausziehen", sagt sie.
Sendung: Antenne Brandenburg, 19.05.2022, 16:12 Uhr