Überfüllte Schule in Ruhland - Wenn der Unterricht auf dem Flur und auf dem Dachboden abgehalten werden muss

Die Geschwister-Scholl-Schule in Ruhland platzt aus allen Nähten. Der Schulträger hat lange nichts gegen den Platzmangel unternommen. Nun müssen im kommenden Schuljahr möglicherweise Schüler abgewiesen werden. Von Aline Lepsch
An der Geschwister-Scholl-Schule in Ruhland (Oberspreewald-Lausitz) herrscht seit Längerem Ausnahmezustand. Der Platz reicht für die Menge der Schüler nicht aus.
So ist die Biologiestunde für Victoria Hartz und ihre Mitschüler besonders anstrengend. Sie wird auf dem Dachboden abgehalten, zwischen Holzbalken und auf engem Raum. Victoria muss den Kopf schief halten, um an einem der Balken vorbei an die Tafel gucken zu können. "Das ist halt sehr schwer, wenn man immer links und recht gucken muss. Und irgendwann ist das auch anstrengend und tut auch weh", sagt die Schülerin.
Auch die Lehrer müssen unter erschwerten Bedingungen arbeiten. Schulleiterin Nora Otto beklagt die aktuelle Situation: "Wir sind in einem Raum, der viel zu eng ist für eine Klasse, mit Dachschrägen und Balken im Sichtbereich." Außerdem staut sich die Hitze im Raum, die Rollos versagen ihren Dienst und lassen sich nicht herunter fahren.

Probleme an mehreren Stellen
Die Geschwister-Scholl-Schule ist eine Oberschule und beherbergt demnach Schüler von der ersten bis zur zehnten Klasse. Im Grundschulgebäude sollen Kinder von der Einschulung bis zur dritten Klasse lernen.
Aber der Platz wurde zu eng. Nun müssen Schüler und Lehrer mehrmals am Tag pendeln. "Die Grundschule ist auf drei Standorte verteilt", schildert Schulleiterin Otto die Situation.
Die sonderpädagogische Förderung erhalten die Kinder auf dem Flur, da es keine freien Klassenräume gibt. Der WAT-Unterricht (Wirtschaft-Arbeit-Technik) soll im Keller abgehalten werden. Aber der ist gesperrt, da es keinen zweiten Fluchtweg gibt. Die Kellerwände sind feucht.
Seit zehn Jahre spreche man die Mängel gegenüber dem Schulträger immer wieder an, doch bisher ist nichts passiert. Nora Otto weiß sich nicht mehr zu helfen. "Es gibt keinen Platz mehr, nicht mal für Ablagemöglichkeiten", beklagt sie.
Neuer Schulkomplex geplant
Die Lösung aller Probleme soll jetzt nur drei Straßen weiter entstehen - in Form eines neuen Schulkomplexes, der 27 Millionen Euro kosten soll. Den Anfang macht ein Erweiterungsbau für die Oberschule, wie Amtsdirektor Christian Konzack sagt. Die Kosten dafür belaufen sich ihm zufolge auf circa 1,5 Millionen Euro. Die Fertigstellung für diesen ersten Teil des neuen Komplexes ist für das Frühjahr 2024 geplant.
Der gesamte Neubau soll in acht Jahren zur Nutzung bereit stehen. Eltern fragen sich, was in der Zwischenzeit passieren soll. So auch Anne Bachmann, deren zwei Kinder auf die Oberschule gehen.
Sie und andere Eltern hätten eine Container-Lösung, die im Gespräch war, begrüßt. "Direkt gegenüber der Schule, was uns sehr geholfen hätte, die aktuellen Raumprobleme zu lösen", sagt Bachmann, die Vorsitzende der Schulkonferenz ist. Geld für Container werde es aber nicht geben, wenn parallel am Neubau gearbeitet wird, so hatte es der Amtsausschuss beschlossen.
Auf den müsse man nun eben warten, sagt der Amtsdirektor. "Wie es in Deutschland nun mal so ist mit Fördermittelbeantragung, Planung und der Baugenehmigung, dauert das alles seine Zeit." Dass das Problem zu lange verschleppt wurde, räumt er selbst ein. Er hoffe deshalb, dass gemeinsam mit der Schulleitung und dem Staatlichen Schulamt Alternativen für die Zeit bis Fertigstellung des Schulneubaus gefunden würden.
Sendung: Inforadio, 13.05.2022, 13:30 Uhr