Ende der Rotorblatt-Produktion - Vestas verlässt Lauchhammer endgültig

Do 30.06.22 | 13:31 Uhr
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Vestas-Werk (Bild: dpa)
Bild: dpa-Zentralbild

Am Donnerstag endet das Kapitel Vestas in Lauchhammer endgültig. Die meisten Mitarbeiter sind in einer Transfergesellschaft, doch die Zukunft des Werksgeländes ist noch offen - obwohl es Interessenten gibt.

Nach 20 Jahren Produktion wird am Donnerstag endgültig das Vestas-Werk in Lauchhammer (Oberspreewald-Lausitz) geschlossen. Die Werksschließung war bereits im September des vergangenen Jahres angekündigt worden, seit Dezember wird nicht mehr produziert.

Vestas begründet die Schließung mit zu hohen Produktionskosten in Lauchhammer und zu geringen Absätzen. Rund die Hälfte der ehemals 460 Mitarbeiter werden nun in einer Transfergesellschaft weitergebildet. Andere sind weggezogen oder haben, je nach Alter und Betriebszugehörigkeit, Abfindungen erhalten.

Unklare Zukunft für Standort

"Für mich bedeutet das, dass wir wieder einmal Strukturwandel in der Lausitz nicht vernünftig gestaltet haben", sagte Hannes Hauke Kühn von der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE). "Dass ein Unternehmen der Green Economy hier schließt ist ein schwerer Schlag für die Lausitz", so Kühn weiter. Der Umbau der Industrie hin zu erneuerbaren Energien könne nicht gelingen, wenn ein Windkrafthersteller schließe.

Welches Unternehmen den Standort übernimmt sei noch offen, so Kühn. "Wir würden uns natürlich wünschen, dass dort zeitnah wieder Industrieproduktion stattfindet", sagte Kühn. "Es wurde immer wieder erklärt, dass Hersteller aus der Metallindustrie, aus dem Bereich erneuerbare Energien oder auch Holzindustrie dort am Werke seien, genaueres ist mir aber nicht bekannt, das ist Verhandlungssache von Vestas", sagte Kühn weiter.

Bedauern im Wirtschaftsministerium

Dass es Interessenten gibt, bestätigte auch Henrik Fischer, der Brandenburger Wirtschaftsstaatssekretär. "Inzwischen sind diese Gespräche ganz gut gelaufen. Ich würde sogar sagen, sie näheren sich einem positiven Ende an", so Fischer. Eine genaue Angabe, welche Unternehmen interessiert seien oder wann es eine Übernahme geben könne, machte Fischer allerdings nicht. "Aber die gute Nachricht ist, es gibt Hoffnung", so der Staatssekretär. Er rechnet mit einer Mitteilung in den kommenden Wochen.

Fischer sagte, die Werksschließung habe auch das Wirtschaftsministerium hart getroffen. "Wir haben dieses Werk immer sehr intensiv begleitet, es hat verschiedene Förderungen gegeben", sagte Fischer. Man sei sehr stolz darauf gewesen, solch einen "globalen Player" in Lauchhammer zu haben.

Vestas sei allerdings nicht bereit gewesen, Anpassungen in der Produktion vorzunehmen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 30.06.2022, 8:30 Uhr

12 Kommentare

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  1. 12.

    Hahahaha, das wird erst der Anfang sein.

    Deutschland produziert immer teurer. Gewerkschaften werden immer maßloser. Darum gehen viele Unternehmen weg.

    Es werden noch viele folgen

    Viele Produkte gibt's mit gleicher Qualität wesentlich billiger in anderen Ländern zu kaufen.

    Viele Arbeitnehmer sägen selbst den Ast ab, auf dem sie sitzen

  2. 11.

    "kann das Ausland auch so einfach ein Rotorblatt zu uns bringen? "
    JA!
    Nordex hat heute auch zu gemacht - siehe #4 und produziert jetzt in Asien

  3. 10.

    Das Ausland kann sicher günstiger produzieren, aber kann das Ausland auch so einfach ein Rotorblatt zu uns bringen? Transport ist nicht umsonst. Die PV in Deutschland war bei uns früh zuende weil bei uns die Förderung früher zuende war als in China (Danke CDU) und Panele wie gesagt einfach mit dem Schiff zu transportieren sind. Ein 90m Rotorblatt eher schwieriger.

  4. 9.

    Ob 3, 30 oder 300 WKAs.
    Wenn die günstiger im Ausland produziert werden, wirken die Gesetze der Marktwirtschaft. Oder denken Sie das Ausland kann nicht skalieren?
    z.B. war die PV in Deutschland trotz stetig wachsender Umsätze früh am Ende.

  5. 8.

    Den Teil mit "und zu geringe Absätze" haben sie gekonnt unter den Tisch fallen lassen. So ein Werk hat halt auch Fixkosten, wenn man da nur alle Jubeljahre was verkauft ist es zu teuer. WKA lassen sich nicht so einfach aus China importieren wie Solarpanele. So ein Flügel passt nicht mal eben in einen Frachtcontainer.

  6. 7.

    "Im Übrigen sind es meist grün angehauchte BIs, welche die WKA verhindern."

    Ja, angehaucht. Die Hülle ist grün, der Kern ganz und gar nicht. Man missbraucht Natur- / Umweltschutz, um WKA in der Regel aus persönlichen Gründen oder aus Prinzip/ Ideologie zu verhindern.

  7. 6.

    Windkraft und allgemein erneuerbare Energien wurden doch in (Ost-)Deutschland jahrelang blockiert und Steine in den Weg gelegt. Schon alleine die hohe Mindestabstandsregel in einigen Bundesländern. Erst der Bund unter Herrn Habeck hat jetzt konkrete Ziele festgelegt, um den Ausbau (und nicht Abbau!) für die nächsten Jahre anzukurbeln. Bis vor kurzem hat halb Deutschland noch blind auf fossile Energie vertraut. Da hatte Wind und Solar schlechte Karten. Jetzt dreht Putin am Gashahn und uns fällt die Blockade von "Green Energy" voll auf die Füße. Hätte man sich mal vorher drum gekümmert. Vielleicht wäre dass dieses Werk auch nicht von der Schließung betroffen gewesen. Hätte, hätte.

  8. 5.

    Zu teuer bedeutet, dass die WKAs zukünftig importiert werden. Und dies trotz massiver Förderung und schlechten/heiklen Arbeitsbedingungen/-verträgen. Soll die Regierung die Windräder auch noch zum Wunschpreis abkaufen?
    Im Übrigen sind es meist grün angehauchte BIs, welche die WKA verhindern.

  9. 4.

    "Vestas sei allerdings nicht bereit gewesen, Anpassungen in der Produktion vorzunehmen."
    Moment! Einem globalem, erfolgreichem Unternehmen wollte man in die Firmenphilosophie fummeln, um ihm dann an Stelle von Verkaufsmöglichkeiten Gelder aus der Steuerkasse zu geben?

    Na da bin ich ja mal gespannt, ob da im Nachhinein noch was bekannt wird.

    Damit dürfte die Rotorproduktion in (Ost-)Deutschland erledigt sein.
    Denn just heute auch hier:
    https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Nordex-schliesst-heute-sein-Werk-in-Rostock,nordex220.html

  10. 3.

    Die Kohle war zumindest da und konnte nicht weg... :-)
    Die "Green Economy" (wie jede "Economy") kommt, wenn es ihr passt (also wenn der Staat kräftig Fördergelder ausschüttet, wie ich dem Artikel entnehme) und geht dann auch wieder, wenn es woanders mehr gibt. Oder die Leute für weniger arbeiten.
    Auf solchen "Global Playern" kann eine Region keine verlässliche Zukunft aufbauen, wie man sieht...

  11. 2.

    Tja, wenn die Regierung effektiv den Bau von WKAs verhindert verschwinden auch die entsprechenden Arbeitsplätze.

  12. 1.

    Der Markt funktioniert, wie ein Markt funktioniert.

    "es hat verschiedene Förderungen gegeben" und "nicht bereit gewesen, Anpassungen...vorzunehmen"

    Diese Aussagen passen in die "Großprojektgeschichte" bestimmter Politiker wieder einmal "wie die Faust aufs Auge". Fehlt nur noch ein "Woidschker Erfolg(los)gipfel", wo wer genau was zu tun hat?

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