Baden und Schifffahrt weiter verboten - Still ruht der Großräschener See
Nachdem der Tagebau Meuro ausgekohlt und die Grube mit Wasser gefüllt worden war, wandelte sich Großräschen von der Kohle- zur Seestadt. Doch obwohl der Hafen 2019 eingeweiht wurde, sind Schwimmer und Schiffe nirgends zu sehen. Von Josefine Jahn
Dienstag, 19. Juli, 35 Grad. Es ist ein traumhafter Sommertag. Am Großräschener See könnten sich zahlreiche Badegäste und Bootsbesitzer tummeln - doch es ist auffallend leer. Die ehemalige Kohlegrube Meuro sollte eigentlich schon 2019 fertig geflutet sein, als der Hafen eingeweiht wurde. Doch auch drei Jahr später ist der See noch nicht für die Öffentlichkeit freigegeben.
Die Pegelmessstände im Hafenbecken lassen darauf schließen, dass der Großräschener See noch etwas mehr Wasser vertragen könnte. Der Füllstand lag nach aktuellen Zahlen vom April 2022 bei 93 Prozent [lmbv.de]. In den vergangenen Jahren gab es insgesamt zu wenig Wasser, so der LMBV-Abteilungsleiter Projektmanagement, Michael Matthes. Andere Gewässer mussten bevorzugt werden. "Die Flüsse haben obere Priorität, dann die Füllung der Speicher - und zum Schluss kommt die Füllung der Restlöcher."
Noch einige Jahre bis zur Freigabe
Im Großen und Ganzen hänge alles vom Wetter ab, so Matthes. Bei Trockenheit bleibe immer der Kampf um die Verteilung des Wassers. Noch vor dem Großräschener See steht zurzeit der Sedlitzer See (Oberspreewald-Lausitz) auf der Planungsordnung ganz oben. Sobald der versorgt ist, käme der Großräschener dran. Uwe Steinhuber, der Sprecher des Bergbausanierers LMBV, hofft, dass der See voraussichtlich im Jahr 2025/26 freigegeben werden könne.
"Wir können hier nur um Geduld bitten, bevor die Menschen in Scharen aufs und ins Wasser können", so der Sprecher, "auch wenn jetzt schon der Strand verlockend ist und das Wasser mit einem PH-Wert von 7,5 eine sehr gute Qualität hat." Die Wasserqualität werde auch künftig so gesteuert, dass sie sehr gut nutzbar sein wird, so der Sprecher. "Es wird ein weiterer guter touristischer See hier im Lausitzer Seenland werden."
Hoffnung auf eine Zwischennutzung
Doch das mit der Geduld, das sei laut Bürgermeister Thomas Zenker (SPD) "schon manchmal ganz schön schwierig, das auch den Leuten zu erklären". Doch ihm bliebe nichts anderes übrig, als den Zustand hinzunehmen. "Wir haben zum Glück noch nicht den ganz großen Druck von privaten Akteuren. Das wäre anders, wenn es hier schon eine Startphase gegeben hätte." Niemand komme in eine wirtschaftliche Bredouille.
Nun hoffe die Stadt auf eine Zwischennutzung, um so ein Signal an die Menschen zu senden. Es gebe laut LMBV die Idee für ein Boot und zwei Kutter eine Wassernutzung auf einem Talgebiet zu erlauben, "bei dem es wenige Einschränkungen geben könnte."
Eins davon ist das kleine Fahrgastschiff "Wilde Ilse". Es liegt schon im Hafen. Bürgermeister Zenker hofft, dass es im August oder September auch mal auslaufen kann - "schon aus psychologischen und symbolischen Gründen."
Nachfrage nach Bauland
Auch wenn sich der See noch immer in Bergbauaufsicht befindet, demzufolge noch nicht zum Baden oder für Wassersport freigegeben ist, hat die Nachfrage nach privatem Bauland in der Stadt in den letzten Jahren spürbar zugenommen. Vier neue Eigenheimsiedlungen werden in der Kleinstadt aktuell entwickelt, sagte Bürgermeister Thomas Zenker Ende Juni dem rbb.
Die neuen Siedlungen werden ihm zufolge nicht nur in Seenähe entwickelt. "Die Lust zu bauen hat in Großräschen mittlerweile das gesamte Stadtgebiet erfasst", sagt er. Die Stadt will die Chance nutzen und so auch ihr Zentrum neu beleben.
Sendung: Antenne Brandenburg, 19.07.2022,15:10 Uhr