Spree in Sachsen muss jetzt Wasser abgeben - Durch Bad Liebenwerda fließt so wenig Schwarze Elster wie noch nie

Di 19.07.22 | 11:45 Uhr
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Symbolbild: Ausgetrocknet ist ein Teilabschnitt des Flusses Schwarze Elster in Südbrandenburg. (Quelle: dpa/P. Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 19.07.2022 | Martin Schneider | Bild: dpa/P. Pleul

Die Niedrigwassersituation in der Schwarzen Elster im Süden Brandenburgs hat sich noch einmal verschärft. Am Pegel Bad Liebenwerda (Elbe-Elster) führe der Fluss aktuell nur noch rund 0,9 Kubikmeter Wasser pro Sekunde - das sei der niedrigste Abfluss, der jemals an dieser Stelle gemessen wurde, teilte Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg (MLUK) am Dienstag mit. Damit seien die Minimalwerte der Trockenperiode 2018 bis 2020 unterschritten worden.

Teilweise ist die Schwarze Elster ausgetrocknet. Seit Anfang Juni gibt es am Verteilerwehr Kleinkoschen (Oberspreewald-Lausitz) keinen Abfluss mehr. "Oberhalb der Mündung der Rainitza in Senftenberg bis nach Hoyerswerda in Sachsen, ist die Schwarze Elster auf weiten Strecken trockengefallen", heißt es in der Mitteilung des MLUK. Die verfügbaren Speicherreserven im Gebiet seien zu mehr als 50 Prozent aufgebraucht, sodass nur noch eingeschränkt Wasser in die Schwarze Elster geleitet werden könne.

Wasser aus der sächsischen Spree soll helfen

Das Ministerium spricht von einer "prekären Situation im Gebiet der Schwarzen Elster". Die länderübergreifende Ad-hoc-AG "Extremsituation" habe jetzt deshalb entschieden, Wasser aus dem sächsischen Spreegebiet in das Flussgebiet der Schwarzen Elster überzuleiten. Das passiere "in begrenztem Maße bis max. 0,8 Kubikmeter pro Sekunde".

"Somit soll die Stützung des Abflusses der Schwarzen Elster im Raum Senftenberg in Höhe von 0,5 Kubikmeter pro Sekunde sowie des Einzugsgebiets Greifenhainer Fließ (Spreegebiet) weiterhin ermöglicht werden", teilte das Ministerium weiter mit Mit der Maßnahme sollten außerdem Schäden verhindert werden, die entstehen könnten, wenn die Grenzwasserstände in der Restlochkette unterschritten werden würden.

Hilfe in Form von Wasser für die Schwarze Elster kommt auch weiterhin vom Speicherbecken Niemtsch, also dem Senftenberger See, und der Grubenwasserreinigungsanlage Rainitza (beides (Oberspreewald-Lausitz). Sie stützen die Schwarzen Elster ab Senftenberg. "Aufgrund der Stützung des Abflusses der Schwarzen Elster und hohen Verdunstungsverlusten, ist der Wasserstand des Speicherbeckens Niemtsch zuletzt um etwa vier Zentimeter pro Woche gefallen", so das Ministerium. "Auch die Reserven in den Seen der Restlochkette, aus der die Grubenwasserreinigungsanlage Rainitza größtenteils ihr Wasser bezieht, haben sich erheblich verringert."

Situation in Spree entspannter als in Schwarze Elster

Ende Mai hatte die AG "Extremsituation" für das Schwarze-Elster-Gebiet die Arbeit aufgenommen, am 13. Juni dann auch für das Spreegebiet. Die brandenburgisch-sächsische AG bewertet - wie auch die regional arbeitende AG Niedrigwasserbewirtschaftung im mittleren Spreegebiet - in regelmäßigen Abständen die hydrologische Situation und leitet Gegenmaßnahmen ein.

Für die Spree sieht die Situation etwas entspannter aus. Das Gebiet wird weiter planmäßig mit Wasser aus Speichern in Sachsen und der Talsperre Spremberg (Spree-Neiße) gestützt. "Die Reserven sind ausreichend, um bei Bedarf auch bis Ende September die Niedrigwasseraufhöhung vorzunehmen", so das Ministerium Spätestens ab Oktober sei das dann normalerweise nicht mehr nötig.

Gleichzeitig gelten weiter die Maßnahmen der ersten Phase des Niedrigwasserkonzeptes für das mittlere Spreegebiet. Dazu gehört, dass weniger Wasser ausgeleitet wird und die Wasserentnahme beschränkt wird. Sollte es weiter trocken bleiben und die Temperaturen steigen, sei es laut Ministerium wahrscheinlich, dass weitere Maßnahmen ergriffen werden.

Juni und Juli zu trocken

Nach Angaben des Umweltministeriums war der Juni in den Einzugsgebieten von Spree und Schwarzer Elster größtenteils zu trocken. So seien an der Wetterstation in Cottbus nur 77 Prozent der üblichen Niederschlagsmenge erreicht worden. "Auch der Juli, üblicherweise einer der niederschlagsreichsten Monate des Jahres, ist bisher durch Trockenheit geprägt." Auch in der kommenden Woche sei kaum mit Regen zu rechnen. "Bis zum 13. Juli sind an der Station Cottbus erst 8,8 Millimeter Niederschlag gefallen, dies entspricht lediglich 13 Prozent der für Juli üblichen Menge von 67,4 Millimetern", so das Ministerium.

Sendung: Antenne Brandenburg, 19.07.2022, 13:30 Uhr

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11 Kommentare

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  1. 11.

    Für deutsche Schifffahrt eher uninteressant. Wasserüberleitung von der Donau zur Oder oder umgekehrt wäre die Frage. Warum sollte der Betreiber mehr Wasser als notwendig in die Oder überleiten? Ansonsten verbraucht so ein Kanal Wasser und gewinnt kein neues.

  2. 10.

    Vielleicht doch kurz erläutern. Wenn es das gesamte Quellgebiet betrifft, betrifft es auch den Südabfluß Elbe aus den Hochsudeten. Wenn aber keine Wasserreichen Wettersysteme gegen den Süden dieses Gebirgskomlexes anliefen, dann werden diese auch nicht gegen den Osten des direkt benachbarten Böhmerwaldes ausgelaufen sein und die Moldau ist die Hauptentwässerung der Ostseite des Böhmerwaldes - und natürlich DER Nebenfluß der Elbe - ergo müßte dann auch die Moldau einen verminderten Abfluß zeigen, der zusätzlich den Gesamtabfluß bei der Elbe drücken würde. Vielleicht jetzt klarer, wie ich auf diese sehr großräumige Idee komme bei den Flüssen mit sehr fernen Quellgebieten. Gesucht ist also eine Wetteranomalie im Großraum Böhmisches Becken mit begrenzenden Gebirgen für die Flüsse aus diesem großräumigen Quellgebiet.

  3. 9.

    Da die Elbe in Sachsen wenig Wasser führt, wäre es ziemlich überraschend, wenn die Moldau normalen Wasserstand hat.
    Die Tschechen und auch Polen werden sicherlich zusätzlich zurückhalten was geht. Haben ist besser als brauchen, kennen die bestimmt auch.

  4. 8.

    "Aussagen bzgl. zu wenig Niederschlag in den letzten Monaten und Jahren einen gewissen Wahrheitsgehalt haben dürften." Bezweifle ich gar nicht. Ich möchte nur unterscheiden zwischen Flüssen mit fernen Quellgebieten und solchen mit brandenburgnahen Quellgebieten. Bei Flüssen mit fernen Quellgebieten, wir die Niederschlagsmenge in Brandenburg höchstens für Zuflüsse in Brandenburg eine bedeutende Rolle spielen für die Gesamtabflußmenge. Bei Flüssen mit fernen Quellgebieten, kann die primäre Ursache nicht in Brandenburg liegen.

  5. 7.

    Das würde dann heißen, daß rund um das ganze Quellgebiet wohl wenig Niederschlag war. Es müßte dann auch z.Bsp. die Moldau betreffen. Gibt es da ähnliche Meldungen aus CZ?

  6. 6.

    Ne kann ich nicht. Man könnte es aber vereinfacht generalisieren. Da alle ostdeutschen insbesondere. brandenburgischen Flüsse derzeit am unteren Ende der Skala rumdümpeln, liegt es nahe, das die Aussagen bzgl. zu wenig Niederschlag in den letzten Monaten und Jahren einen gewissen Wahrheitsgehalt haben dürften. Scheint keine Rolle zu spielen ob östlich, nördlich, westlich oder südlich der Sudeten.

  7. 5.

    Insgesamt schöner Vortrag auf den Folien. Denkt eigentlich noch jemand an den Oder-Donau-Kanal als Plan?

  8. 4.

    Ich weiß, daß da Staustufen sind. Ich wußte aber aktuell nicht, wieviele - danke für die Info. Man könnte das vielleicht über die Seite mit den Pegeln nachvollziehen, wo der grüßte beitrag zum Niedrigwasser im Unterlauf herkommt. Aber eigentlic geht es hier ja speziell um die schwarze Elster, da kenne ich mich noch weniger aus. Was ist an meiner Idee mit dem Quellgebiet rund um die Sudeten vielleicht dran?

  9. 3.

    "auf dem Weg bis nach Brandenburg."
    Da liegen vorher 25 Staustufen...
    http://oderverein.de/wp-content/uploads/07_Vorschl%C3%A4ge-zur-Verbesserung-der-Schiffbarkeit-der-Oder.pdf (Folie 7)

  10. 2.

    Also am Oberlauf der Oder sieht es eigentlich noch gar nicht so niedrig aus:
    https://www.pod.cz/portal/SaP/de/pc/
    Im Verlauf wird es weniger:
    https://pegelportal.brandenburg.de/flussgebiet.php?fgid=5&thema=daten#loaded
    Das Problem scheint also bei der Oder nicht primär im Quellgebiet zu liegen, sondern auf dem Weg bis nach Brandenburg. Wie sieht bei der schwarzen Elster der Vergleich vom Quellgebiet bis nach Brandenburg aus?

  11. 1.

    Die schwarze Elster kommt aus dem Westlausitzer Bergland. Das Quellgebiet liegt also im Ausläufer der Westsudeten. Da hier auch wenig Wasser in der Oder gemeldet wurde und diese auch in den Sudenten (aber im Osten) entspringt, wäre die Frage, ob es insgesamt in den Sudeten zu wenig Niederschläge gab oder vielleicht nur auf der Nordseite? Kenn jemand eine vergleichende Übersicht zu den größeren Flüssen, welche in den Sudenten entspringen? Aus dem Riesengebirge (Teil der Hochsudeten) würde die Elbe kommen, die aber von der Südseite der Wetterscheide kommt und erst später nach Norden dreht (Wäre ein Vergleich der Wetterseiten der Wetterscheide Sudenten) - wie sieht es da aus?

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