Probleme bei Cottbusverkehr - Frust kommt auf, denn der Bus kommt nicht

Mo 24.10.22 | 15:16 Uhr
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Busse auf dem Betriebshof von Cottbusverkehr (Bild: Phillipp Manske/rbb)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 24.10.2022 | Philipp Manske | Bild: rbb/Manske

Seit Monaten muss der Verkehrsanbieter Cottbusverkehr immer wieder Busfahrten ausfallen lassen. Im Unternehmen gibt es einen Krankenstand von bis zu 25 Prozent. Als Gründe werden Grippe und Corona vermutet.

Erst am Freitag kam die neueste Pressemitteilung des Unternehmens Cottbusverkehr: Während der Herbstferien würden einige Fahrten auf vereinzelten Linien entfallen, hieß es darin. Drei Buslinien nannte das Unternehmen, bis zu sechs Fahrten pro Linie würden pro Tag ausfallen - auch die Ausfallzeiten wurden genannt.

Dass insbesondere während der Ferien weniger Fahrten stattfinden ist erst einmal nichts Besonderes. Die Fahrer und Disponenten befinden sich selbst im Urlaub, wegen der Ferien ist der Bedarf ohnehin geringer. Doch bei Cottbusverkehr stellt sich die Lage etwas anders dar. Pressemitteilungen, wie die oben genannte, kommen vom Unternehmen regelmäßig, teils mehrfach pro Woche. Oft sind nicht nur drei Linien betroffen, sondern so, wie einer Mitteilung vom 13. Oktober zu entnehmen, auch mal neun. Darunter sind Linien, bei denen eine Fahrt ausfällt, bei anderen sind es sieben. Jeden Tag.

Corona und Erkältungswelle als Ursache vermutet

Als Gründe gibt Cottbusverkehr wahlweise die "angespannte Personalsituation" oder die erhöhte Zahl von Krankmeldungen an. Doch diese Lage ist keine Ausnahme bei Cottbusverkehr. Seit Juli, so ein Sprecher, habe man mit der Erkrankungswelle zu kämpfen. Der Krankenstand im Unternehmen lag in der vergangenen Woche bei 25 Prozent.

"Heute läuft der Laden", sagt Jens Geilert, Teamleiter Disposition am Montag. Doch wirklich rund läuft es seit längerem nicht, gibt auch er zu. "Wir versuchen natürlich die Ausfälle immer zu vermeiden", sagt er. Die Fahrer würden zusätzliche Schichten übernehmen, auch Mitarbeiter aus der Verwaltung, die die nötige Qualifikation hätten, würden einspringen. Dennoch komme es zu den Ausfällen.

"Wir haben im Moment eine Erkältungswelle, auch Corona schlägt immer wieder zu", so Geilert. Warum aber gerade Cottbusverkehr so stark betroffen ist, bleibt offen.

Kaum Ausfälle bei Zügen, weniger Ausfälle im Nachbarlandkreis

Im benachbarten Landkreis Spree-Neiße ist das Unternehmen DB Regio Bus für die Verbindungen zuständig. Auch hier gibt es Ausfälle. Wie ein Bahnsprecher dem rbb sagte, hat der Schüler- und Berufsverkehr Priorität. Es würden solche Fahrten entfallen, die die wenigsten Negativfolgen hätten. Dazu gehörten schwach ausgelastete Linien oder Fahrten zu Tagesrandzeiten. Auch hier, so der Sprecher, würden Verwaltungs- und Werkstattmitarbeiter einspringen. Die Ausfälle sind aber nicht so groß wie bei Cottbusverkehr.

Überraschend sind die zahlreichen Ausfälle in Cottbus auch, wenn man den übrigen öffentlichen Personenennahverkehr betrachtet. Denn bei ihren Zugverbindungen hat die Bahn die Probleme nach eigenen Angaben nicht, auch Konkurrent Odeg meldet auf rbb-Nachfrage keine krankheitsbedingten Ausfälle.

Der Verdacht liegt nahe, dass andere Gründe Ursache für die zahlreichen Krankmeldungen sind. Aus Insiderkreisen ist zu hören, dass die Arbeitszufriedenheit im Unternehmen zuletzt gesunken ist. Die vorhandenen Fahrer müssten deutlich mehr arbeiten - von Krankschreibungen aus Protest ist die Rede, Protest gegen die Überlastung.

Zumindest dieses Problem versucht Cottbusverkehr anzugehen. Laut Jens Geilert werden permanent neue Fahrer gesucht und eingestellt.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 24.10.2022, 19:30 Uhr

12 Kommentare

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  1. 12.

    Auch in Brandenburg an der Havel gibt es bei den ÖPNV-lern seit Monaten diese Ausfälle, wegen des aus den Vorjahren so nicht bekannten hohen Krankstand. Dort hat die Stadt aber reagiert und die Anzahl der Fahrer um 10 Prozent aufgestockt. Die kommen jetzt Stück für Stück und es wird langsam besser.

    Natürlich führt ein dauerhaft überhoher Krankenstand zu einer extremen Belastung der noch gesunden Mitarbeiter. Und natürlich leidet darunter auch die Stimmung, die Moral und die Gesundheit...

  2. 11.

    Auch im Landkreis Oder-Spree (https://bos-fw.de), gibt es massive Ausfälle. IN den Notfallplänen ist zu sehen, dass auf vielen Linien über ein Drittel der Verbindungen gestrichen worden sind. Dazu kommen tagesaktuelle Ausfälle, sodass selbst die wenigen Verbindungen des Notfallpläne ebenfalls ausfallen, d.h. zeitweise bis zu 70% der Fahrten am Tag. Diese tagesaktuellen Ausfälle sind dann noch nicht eimal online einsehbar. Stark betroffen sind die Verbindungen zu den Bahnhöfen. Die zahlreichen Pendler, Menschen ohne Auto sind damit vom Öffentlichen Nahverkehr abgeschnitten. Pünktlich zur Arbeit zu kommen oder zum Arzttermin, ist ohne zuverlässige Verbindungen selbst aus den Regionen um Berlin kaum noch möglich. Zum Teil müssen die Menschen für eine Strecke die normalerweise 40-60 Minuten dauert nun 3-4 Stunden einplanen, um pünktlich am Zielort anzukommen. Ursache sind der andauernden Personalmangel und vor allem der zunehmende hohe Krankenstand.

  3. 10.

    Auch im Landkreis Oder-Spree (https://bos-fw.de), gibt es massive Ausfälle. IN den Notfallplänen ist zu sehen, dass auf vielen Linien über ein Drittel der Verbindungen gestrichen worden sind. Dazu kommen tagesaktuelle Ausfälle, sodass selbst die wenigen Verbindungen des Notfallpläne ebenfalls ausfallen, d.h. zeitweise bis zu 70% der Fahrten am Tag. Diese tagesaktuellen Ausfälle sind dann noch nicht eimal online einsehbar. Stark betroffen sind die Verbindungen zu den Bahnhöfen. Die zahlreichen Pendler, Menschen ohne Auto sind damit vom Öffentlichen Nahverkehr abgeschnitten. Pünktlich zur Arbeit zu kommen oder zum Arzttermin, ist ohne zuverlässige Verbindungen selbst aus den Regionen um Berlin kaum noch möglich. Zum Teil müssen die Menschen für eine Strecke die normalerweise 40-60 Minuten dauert nun 3-4 Stunden einplanen, um pünktlich am Zielort anzukommen. Ursache sind der andauernden Personalmangel und vor allem der zunehmende hohe Krankenstand.

  4. 9.

    Der Artikelüberschrift folgend, hat Peter Fox dieses Problem für Berlin schon 2008 erkannt.

  5. 8.

    Da müssen sich alle Firmen in Cottbus und Umgebung mal Gedanken machen. Für diese Hungerlöhne hat doch keiner Bock zu Arbeiten. In Stellenanzeigen wird noch geworben wir Zahlen Mindestlohn 12€ man den müsst ihr sowieso Zahlen is ja Peinlich noch damit zu werben. Da brauchen sich die Unternehmen nicht zu wundern über hohen Krankenstand.
    Ach so bevor ich das vergesse in Frankfurt am Main kostet Brot und Butter genauso viel wie hier falls ein ganz schlauer kommt und das Märchen von Lebensunterhaltskosten sind in den alten Bundesländer viel Teurer erzählt.
    Und die Mieten sind in Cottbus für diese Arbeiterwohnregale auch nicht billig.

  6. 7.

    Nur das die hauptsächlich mit Baustellen der DB und der Technik ihrer Fahrzeuge Probleme hat, also eigentlich ™ ein ganz anderes Thema.

  7. 6.

    Na wenn ich seh wie die Maskenpflicht (nicht) eingehalten wird und wie auch sonst kein Abstand, keine Händehygiene ect.mehr betrieben wird, wundert mich der hohe Krankenstand nicht. Ist ja nicht nur Corona. So viele Krankheiten gehen rum, wenn Menschen eng aufeinandertreffen, und das Immunsystem schafft auch nicht alles. Also ehrlich, es wird ein harter Winter.

  8. 5.

    Die RB 26 ist auch nicht besser!

  9. 4.

    Es gibt viele Ursachen weshalb Fahrpersonal nicht verfügbar ist. Haben Sie darüber nachgedacht, ob vllt. z. B. die Fahrer Zukunftsängste bei Neuausschreibung der Linien haben können oder auch langwierige Krankheitsursachen in Frage kämen? Sie meinen mit Ihrer Forderung nach autonomen Fahrzeugen, dass mit deren Einsatz im ÖPNV alle Probleme Geschichte sind? Das mag derzeit bei der Bahn oder lokal im begrenzten Bereich klappen. Aber bei der kleinsten Störung steht alles, bis der Techniker kommt.

  10. 3.

    Wann endlich autonome Busse? Dann gibts gar keine Krankheitsausfälle mehr und die egoistischen Protestler können in ihrer neugewonnenen Freizeit protestieren so viel sie wollen ohne andere zu schaden

  11. 2.

    Grippe und Corona taugen als Entschuldigung nur eine kurze Zeit, denn diese Krankheitswellen haben nur eine begrenzte Dauer und laufen sich danach tot, wie dies bei jeder Welle der Fall ist. Wenn dauerhaft ein derart großer Anteil an Mitarbeitern arbeitsunfähig ausfällt, dann liegt das an einer massiven Unzufriedenheit (senkt die Hemmschwelle, zum Arzt zu gehen) und einer Überlastung (führt zu Erschöpfung). Corona muss gefühlt ja inzwischen für jeden Missstand herhalten, aber hier muss die Ursache dann doch woanders liegen. Die Cottbuser Verkehrsbetriebe stehen mit dem Problem ja auch nicht alleine da, das gibt es bundesweit und sehr oft bei staatlichen bzw. kommunalen Unternehmen. Vielleicht sollte man da mal nachfragen, was an der Unternehmenskultur nicht stimmt? (P.S.: Es liegt auch nicht ausschließlich an der Angst vor Kündigungen, dass das bei privaten Unternehmen meist nicht so ist.)

  12. 1.

    "Überraschend sind die zahlreichen Ausfälle in Cottbus auch, wenn man den übrigen öffentlichen Personenennahverkehr betrachtet. Denn bei ihren Zugverbindungen hat die Bahn die Probleme nach eigenen Angaben nicht, auch Konkurrent Odeg meldet auf rbb-Nachfrage keine krankheitsbedingten Ausfälle."

    Interessant, da fragt man sich dann natürlich, was der seit Monaten als Begründung für ausfallende Fahrten der DB genannte "Kurzfristige Personalausfall" sonst ist (und in einschlägigen Foren berichten nicht wenige, dass auch bei der DB die Mitarbeiter über die totoptimierten Einsatzzeiten nicht gerade glücklich sind).

    Was sonst gerade in Cottbus jetzt seltsam sein soll, in Berlin [1] und in Frankfurt (Oder) [2] aber nicht, würde mich mal interessieren.

    [1] https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2022/08/bvg-buslinien-fahren-seltener-corona-krankenstand-.html

    [2] https://www.rbb24.de/studiofrankfurt/beitraege/2022/10/frankfurt-oepnv-bus-strassenbahn-nahverkehr-krankheit-ausfall.html

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