Munitionsbelastetes Gebiet - Lieberoser Heide bekommt Waldbrandschutz- und Wildnis-Kompetenzzentrum

Do 04.05.23 | 14:07 Uhr
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Deutlich ist die verbrannte Fläche der Heidelandschaft im Jahr 2017 nach einem Waldbrand im Gebiet der Lieberoser Heide nahe Lieberose zu sehen (Luftaufnahme mit einer Drohne) (Foto: dpa/Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 04.05.23 | Daniel Friedrich | Bild: dpa-Zentralbild

Die munitionsbelastete Lieberoser Heide ist von Waldbränden gebeutelt. Nun will das Land die Wildnisfläche auf dem Gebiet vergrößern. Doch wie gut passen Wildnis und Waldbrandschutz zusammen? Umweltminister Vogel hat vor Ort die Pläne vorgestellt.

Das Land Brandenburg will noch in diesem Jahr in Lieberose (Dahme-Spreewald) ein "Kompetenzzentrum Waldbrandvorsorge und Wildnisentwicklung" eröffnen - unter anderem, um künftig Waldbrände in der munitionsbelasteten Lieberoser Heide besser löschen zu können. Das teilte Umweltminister Axel Vogel (Grüne) am Mittwochabend bei einer Einwohnerveranstaltung in Lieberose mit.

Immer wieder gab es in den vergangenen Sommern in der Heide größere Brände. 2022 wurde auf dem Gebiet einer der größten Brandenburger Waldbrände des letzten Jahres gelöscht.

Das neue Zentrum soll Vogel zufolge im Gebäude der bisherigen Oberförsterei entstehen. Es solle eine Netzwerkfunktion haben und dafür sorgen, "dass das, was benötigt wird, als Forderung nach oben transportiert wird", dass die zusätzliche Million Euro für die Munitionsberäumung "schnell und zielgenau" eingesetzt werde, dass neue Löschwasserbrunnen gebaut würden und Waldbrandschutzwege entstünden. Dieses Kompetenzzentrum kümmert sich ausschließlich um die Lieberoser Heide. Eine weitere Waldbrandschutz-Einrichtung soll für ganz Brandenburg in Wünsdorf (Teltow-Fläming) entstehen.

Bei der Veranstaltung am Mittwochabend diskutierten rund 100 Personen - Feuerwehrleute, Anwohner und Bürgermeister - mit Umweltminister Vogel darüber, wie gut die Lieberoser Heide für neue Waldbrände gerüstet ist und wie der Brandschutz mit der geplanten Vergrößerung der Wildnisgebiete vereinbart werden kann.

Bessere Löschwasserversorgung durch viel Geld

In Sachen Waldbrandvorsorge habe sich in den letzten Jahren viel getan, sagte der Kreisbrandmeister von Dahme-Spreewald, Christian Liebe. Als Beispiele nannte er, dass in den letzten Jahren mehrere Korridore in den Wald geschlagen und Brunnen gebohrt worden seien.

Liebe kritisierte aber unter anderem, dass es zu lange dauere, bis Wege für die Feuerwehr gebaut oder Schutzstreifen von Munition befreit würden. Das sei nötig, damit Feuerwehrleute näher in die munitionsbelasteten Gebiete vordringen könnten. "Wenn wir alle 1.000 Meter einen abgesuchten Weg haben, ist für uns genau die Grenze angekommen, das heißt: Das Feuer muss immer 100 Hektar groß werden, damit ich es aus kriege." Deshalb müssen laut Liebe die Abstände minimiert werden.

Umweltminister Vogel erklärte, dass Wegebau für die Feuerwehr vorangetrieben werden solle - und versprach, "sehr viel Geld" in die Hand zu nehmen, um die Löschwasserversorgung zu verbessern. Fünf Tiefbrunnen stehen zur Verfügung, doch die Feuerwehr musste in den vergangenen Jahren auch viel Wasser aus den kleinen Seen in der Lieberoser Heide nutzen. Sie sind inzwischen fast leer, seien aber wichtig für die Moore, so Kreisbrandmeister Liebe. Um die Koordination der künftigen Löschwasserversorgung soll sich das neue Kompetenzzentrum kümmern.

Streitpunkt: Wildnisgebiete

Die Einrichtung wird auch die Aufgabe haben, sich um die Wildnisentwicklung in der Lieberoser Heide zu kümmern. Auf 6.229 Hektar (statt bisher 3.150 Hektar) soll sich die Natur in Zukunft weitgehend ohne menschliche Eingriffe entwickeln. Doch diese sind für den Waldbrandschutz nötig. So müssen munitionsfreie Wege zu den neuen Löschbrunnen führen.

Doch zu viele Wege widersprechen dem Gedanken, die Heide möglichst wild zu belassen. Deshalb gibt es Meinungsverschiedenheiten zwischen der Wildnisstiftung Lieberoser Heide und der Peitzer Amtsdirektorin Elvira Hölzner (parteilos).

Für einen besseren Brandschutz trotz Wildnisflächen plant das Ministerium ein System aus mehreren Schutzstreifen. So soll es Streifen aus brandhemmenden Laubbaum- und Straucharten geben. Direkt neben Straßen sind komplett frei Schneisen geplant, damit sich Feuer am Boden nicht ausbreiten können.

Eine Seite einer Präsentation zeigt, wo in der Lieberoser Heide neue Wildnisgebiete entstehen sollen (Foto: rbb/Friedrich)Die Präsentation des Umweltministeriums zeigt die geplanten Wildnisgebiete

Besseres Löschfahrzeug für die Feuerwehr

Nach den großen Bränden der vergangenen Jahre in der Lieberoser Heide ist die Feuerwehr inzwischen besser gerüstet als noch vor einem Jahr. So steht beispielsweise ein neues Löschfahrzeug zur Verfügung, das geländetauglicher als normale Modelle ist - und die doppelte Wassermenge transportieren kann. "Du hast eine höhere Pumpenleistung, du hast 9.000 Liter Wasser und auch noch Schaummittel", sagte Feuerwehrmann Hans-Joachim Wolf Anfang März dem rbb.

Im Jahr 2022 gab es laut Staatskanzlei [brandenburg.de] 502 Wald- und Flächenbrände im Land. Davon betroffen waren rund 1.500 Hektar, 90 davon im Juli in der Lieberoser Heide.

Mit Informationen von Daniel Friedrich

Sendung: Antenne Brandenburg, 04.05.2023, 14:10 Uhr

5 Kommentare

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  1. 5.

    Aber sowas von genau es geht doch nur wieder um Posten um den Clan unterzubringen siehe Hr.Habeck.
    Wie Weltfremd ist die Grüne Politik auf Kosten der Allgemeinheit.

  2. 4.

    Gestern in Lieberose; Der Minister verweist auf das Abkommen 1992 in Rio de Janeiro und eine alte deutsche Verpflichtung. Wildnisgebiete zu schaffen, fordert Verpflichtungen, die regional umsetzbar sind. In Lieberose zeigte sich gestern, dass die Waldbrandvorsorge ständig von Waldbrandereignissen in Größenordnungen Raum nahm. Naturschutzfachlich fragwürdige Wasserentnahmen aus Mooren, standen infrastrukturellen Brunnenbohrungen bisher wohl im Weg, sowie deren finanzielle Verortung. Die Change könnte nun wirklich das neu zu gründende Kompetenzzentrum sein. Waldbrandgeschehen der letzten Jahre und der verzweifelten Kampf der ortsansässigen freiwilligen Feuerwehren, fasst der Ortswehrführer von Lieberose, wie folgt zusammen: "Das Auto mit dem wir ausrücken ist älter als meine Mutter, -> Netz, um Kameraden zu informieren gibt es auch nicht. "
    Das Fazit: schöne Geschichte in Lieberose, volles Haus, Landtagsabgeordnete seelig, alle Naturschutz- Projekte laufen gut bezahlt. Ausgang offen.

  3. 3.

    Den Grünen gehts nicht um den Brandschutz, sondern um das „Kompetenzzentrum“ (grün und Kompetenz: finde den Widerspruch), in dem sie ihre nichtsnützigen Leute auf Kosten der Steuerzahler unterbringen können.

  4. 2.

    ich habe mich oft gefragt, warum lässt man die Fläche nicht einfach abfackeln und gibt sich jedes mal Mühe einen Brand zu bekämpfen der im Nirgendwo stattfindet?

    Einfach an den Außenbereichen breite Brandschneisen und gut ist. Damit es nicht auf Bewohntes Gebiet übergreift. Kontrolle der Wehren vor Ort. Da brennt es jedes Jahr, denke das sollte man so hinnehmen und weiter die Munition beräumen.

  5. 1.

    Das hört sich alles immer so an, als hätten wir alle NSG ca. 2 Mal :-/ dabei haben wir NICHTS zu verlieren außer Paradiese! Im Prinzip müssten alle Wehren in TÜP-Nähe aufgerüstet werden! Unsere Fahrzeuge wären in einer halben Stunde vor Ort - einen Monitor haben sie nicht. Sollen Eimerketten gebildet werden? Wenn Du das Gebiet der TÜP abfährst (Altes/Neues Lager, AH-Lager, Döberitzer und Lieberoser Heide etc etc )siehst Du Wehren mit einer "Tür"... ja klar, man braucht auch Leute, aber die kommen nicht, wenn kein Material vorhanden ist.

    Die vordringliche Aufgabe wäre natürlich die Beräumung, damit man überhaupt hin kann - aber dafür reicht es ja auch nicht wirklich.

    Naturschutz geht nur, wenn es nicht brennt. Und Ranger gefahrlos arbeiten können. Unterstützung / Akzeptanz der Bevölkerung kommt von Kennenlernen. Ohne Beräumung geht alles nicht wirklich.
    Wir sprechen uns im Sommer :-( ein echtes Trauerspiel.

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