Corona-Hygieneregeln - Begleitverbot verärgert Eltern von Schulkindern

Mi 12.08.20 | 15:52 Uhr
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Symbolfoto: Mutter gibt Kind in Schule ab (Foto: imago/Kzenon)
Audio: Antenne Brandenburg | 12.08.2020 | Daniel Mastow | Bild: imago stock&people

Dass sie wegen der Corona-Regeln ihre Kinder nicht in die Schule begleiten dürfen, verärgert viele Eltern gerade jüngerer Schüler. Der kommissarische Schulleiter der Christoph-Kolumbus Grundschule in Cottbus, Enrico Schmidke, sagte beispielsweise dem rbb, es gebe deshalb Beschimpfungen und leichten Aggresionen. "Bei den Erstklässern ging es eigentlich. Es waren Eltern der dritten Klasse und sowas, die Stress gemacht haben, weil sie ins Schulhaus wollten", so Schmidke am Mittwoch gegenüber dem rbb.

"Egal, ob sie heulen oder nicht"

Zurzeit müssen die Kinder an der Schule am Tor verabschiedet werden. Bei jüngeren Kindern fließen da auch mal Tränen, beobachtet ein rbb-Reporter. Einige Erstklässler krallen sich an Mamas Beinen fest. "Eine Frechheit" nennt ein Vater die Situation. "Vorne am Zaun abgeben, fertig ist es. Egal, ob sie heulen oder nicht."

"Ich find's traurig", sagt eine Mutter, "denn sie sind ja gleich von Anfang an auf sich allein gestellt." Ihre Tochter sei ängstlich. Sie warte immer, bis sie ein bekanntes Gesicht sehe, und gehe dann erst ins Gebäude.

Ganz alleine durch die große Schule ins richtige Klassenzimmer laufen, das sei schon komisch, sagt auch eine Erstklässlerin. "Ich bin ja im dritten Stockwerk. Mit ganz vielen Kindern hochzulaufen, das ist auch immer doof. Da kann man noch gar nicht richtig sehen, wo man hin muss."

Kritik auch an Mundschutzpflicht

Die Anordnungen des Landes und die Bedenken der Eltern unter einen Hut bekommen, sei kein leichter Job, meint Enrico Schmidke. Auch bei der seit Mittwoch geltenden Maskenpflicht auf den Fluren gebe es Gegenwind.

Sie finde es sinnlos, dass die Regel nur für die Gänge gilt, sagt eine Cottbuser Mutter. "Im Klassenraum sind die Kinder ja auch zusammen, genauso wie draußen." Eine zweite sieht das gleiche Problem: "Die spielen draußen alle miteinander und da sollen sie keine Maske aufsetzen, aber im Gang. Finde ich sinnlos." Ein Vater berichtet, dass seine Tochter bereits hyperventiliert habe, als sie in einer Kaufhalle eine Maske getragen hatte.

Schulleiter wünscht sich konkretere Gesetze

Der kommissarische Schulleiter Enrico Schmidke wünscht sich klarere Handlungsanweisungen vom Land, beispielsweise, wenn jemand keine Maske auf den Fluren trägt. Die Gesetze sind seiner Ansicht nach nicht konkret genug formuliert. "Wir sind am Ende immer der Buh-Mann bei den Eltern und Kindern. Da würden wir es gut finden, wenn es Vorgaben gibt wie: 'Wenn sie die Maske nicht tragen, gibt es drei Ermahnungen und dann eine Strafe.'"

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39 Kommentare

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  1. 39.

    Bin 1960 eingeschult worden, musste ganz alleine ohne Mama und Papa zur Schule. Sie mussten ja arbeiten gehen. War immer ein Schlüsselkind. Das stärkt das Selbstbewusstsein, keine Ängstlichkeit. Eine halbe Stunde bis zur Schule inkl. durch den Weinbergsweg (Park) in Berlin Mitte. Ohne Bahn und Bus. Mir hat das gut getan, Gänse auf den Teich gefüttert. Unterwegs Klassenkammeraden getroffen, Freunde, Freundin.


  2. 38.

    Irgendwie bekommen es heutige Eltern nicht mehr auf die Reihe Ihre Kinder zur Selbstständigkeit zu erziehen, am liebsten noch nach der Heirat mit 40 am Brautbett stehen und Tipps geben. Kann irgendwie nicht wahr sein, wir haben es von uns selbst aus abgelehnt, von Muttern in die Schule oder Kindergarten gebracht zu werden, man war das peinlich, ist aber heutzutage mit egal welchem Auto, die Standartform, am besten noch mit bis ins Klassenzimmer. Ihr solltet wirklich mal anfangen, selbst erwachsen zu werden!!!!!

  3. 37.

    Völlig richtig und das betrifft nicht nur das Thema Schule. Es reicht nicht aus ,seinen Kindern beizubringen,was ihre Rechte sind und wie sie die durchsetzen können/ müssen.
    Es geht auch um Pflichten, soziale Kompetenz, Selbständigkeit,Respekt etc.
    Das ist wichtig im Leben allgemein und auch im späteren Berufsleben.

  4. 36.

    ...also bei uns der Schule hing bis letztes Jahr 1. Schultag am Tor ein Schild …"ab hier schaffen wir es alleine", dieses ist seitdem weg. Warum auch immer?
    Mein Sohn wurde vorheriges Jahr eingeschult und ich habe ihn nicht ein einziges Mal in die Schule gebracht, kam mir dabei aber sehr "beäugt" von allen anderen Eltern vor, da diese bis Weihnachten mit in die Schule gelaufen sind.
    Wir haben uns IMMER am Schultor verabschiedet.
    Mein Sohn wollte schon am 3. Tag alleine gehen. Da war es mehr meine Angst, dass er die Zeit verpasst und sich vertödelt, daher laufen wir ein Stück zusammen und "trennen" uns dann...er ist darauf mega stolz.
    Ich pers. finde, dass Eltern nichts im Klassenzimmer zu suchen haben, es sei denn, sie sind eingeladen.
    Man muss seinem Kind vertrauen und dadurch wächst es...vorallem was die Selbstständigkeit anbelangt!

  5. 35.

    Meine Grundschue war nicht auf einem Dorf, sondern in Berlin Tiergarten. Großes Gebäude. Viele Klassen. Viele Kinder. Meine Mutter hat mich nicht bis ins Klassenzimmer gebracht, die anderen Kinder wurden auch nicht von den Eltern gebracht. Das war in den 80ern. Irgendwas läuft da bei den heutigen Helikoptereltern MASSIV schief. Und das wird bei den armen Kindern, die diesen Eltern ausgeliefert sind, negative Folgen haben.

  6. 34.

    Genau soooo...
    Und wenn Kinder aus welchen Gründen auch immer zur Schule gefahren werden,dann eben nicht genau bis vor die Schule bringen und dort für Verkehrschaos sorgen.
    Den Schülerlotzen wird die Sicht genommen,Kids zu Fuß und mit dem Fahrrad werden gefährdet und Bewegung an frischer Luft vor der Schule ist gesund. Wir sind übrigens früher auch bei Regen zur Schule gelaufen oder mit dem Rad gefahren. Da gibts heute für beide Varianten im Gegensatz zu früher auch tolle Regenkleidung. Kids sind süß(meist) aber nicht aus Zucker (nie).

  7. 33.

    "Bei den Erstklässern ging es eigentlich. Es waren Eltern der dritten Klasse und sowas, die Stress gemacht haben, weil sie ins Schulhaus wollten", so Schmidke am Mittwoch gegenüber dem rbb."
    Sorry aber es ging nicht um die Kleinsten,die ganz neu sind und es kommt doch auch immer auf das "Wie" an.
    Im Einzelfall lässt sich sicher auch mit Lehrern eine Lösung finden.
    " Beschimpfungen und leichte Aggresionen" finde ich ein NoGo,gerade in diesen besonderen Zeit,in der wir alle umdenken müssen.

  8. 32.

    Coronabedingt fährt mein Kind gerade mit Rad zur Schule. Die Erkenntnis heute war: man ist dann viel frischer als wenn man mit dem Bus fährt! (oder gebracht wird...). Frische Luft kann ja ganz schön was bringen *g*. Tip: Kind nicht ganz bis zur Schule bringen bei weiten Wegen, sondern 5-10 min Fußweg belassen. Das relaxtere Kind bringt auch den Lehrern was....

  9. 31.

    Hat jemand schon Mal dran gedacht, dass alle Schulen unterschiedlich sind, ob es ein sechstöckiges Gebäude mit über tausend Kinder ist oder eine Dorf Schule mit zwei Etagen und hundert Schüler???
    Genauso unterschiedlich sind die Kinder (falls es jemand nicht weiß...). Warum sollten die Eltern einem Kind die Begleitung in die Schule verweigern wenn das Kind es braucht... Nur Kopf schütteln über diese Kommentare..

    Dann verweigert doch gleich euren Kindern und sich selbst jegliche Kommunikation mit anderen Menschen und schließt euch am besten zu Hause ein.

  10. 30.

    Erstklässlern rechtzeitig den Schulweg zeigen . Dann 2- 3 Tage begleiten und vielleicht noch einen Tag heimlich beobachten. Dann können sie es allein und sind stolz. So habe ich es gehandhabt. Auch ich bin immer allein gegangen und habe unterwegs Freunde getroffen. Dann sind wir in die Klassenzimmer gegangen und wurden nicht von Lehrern abgeholt.

  11. 29.

    Ich finde den Beitrag von Sandra Jüterbog Donnerstag, 13.08.2020 | 08:43 Uhr relativ akzeptabel. Wir wurden im Jahr 1966 von den Eltern in die Klasse gebracht, und weil ich als Sechsjähriger auf dem Schulweg mehrmals Straßen überqueren musste, hat mich unsere Mutter einige Mal auf dem Schulweg begleitet. Und zwar so lange, bis sie sicher war, dass ich mich vorsichtig und umsichtig genug verhielt. Welche neurotische Fehlhaltung würden Sie bitte dabei entdecken?

  12. 28.

    Dieses egoistische Denken einiger Eltern stößt mir schon seid längerem unangenehm auf!
    Wir leben nun mal in einer Gesellschaft und Rücksichtnahme und die eigenen Bedürfnisse auch mal hinten anstellen sollten alle für das Allgemeinwohl wissen und dementsprechend anwenden. Gerade Eltern sind für ihre Kinder Vorbilder!
    Wenn sich schon die Eltern wehren/ weigern Masken aufzusetzen wie sollen das dann die Kinder lernen?! Soviel zu „ ein Kind hat hyperventiliert mit Maske...“

  13. 27.

    Und dadurch Ängste und Psychosen auf die Kinder übertragen. Wenn die Prägephase so abläuft, kann man sich ausmalen, welche Schwierigkeiten die Kinder später mal ausgesetzt sein könnten.

  14. 26.

    Das Gezeter kann man ja noch ignorieren. Schwieriger und letztlich gefährlicher finde ich, dass diese Eltern ihre Kinder dann ja meist mit dem Auto bringen. Durch das Chaos der Elterntaxis werden alle Kinder, die alleine zur Schule gehen in Gefahr gebracht - denn wohl kaum eine Schule wird einen großen Parkplatz vor der Schule haben.

  15. 25.

    In der Schule meiner Tochter werden - zumindest die Erstklässler - von de Klassenlehrerin am Schultor in Empfang genommen und gehen dann gemeinsam in die Klasse. Ab nächste Woche gehen sie dann alleine rein, wenn sie den Weg zum Klassenraum kennen. Das finde ich eine super Lösing.

    Ein Drittklässler sollte seine Raum doch auch alleine finden bzw im Falle eines Raumwechsels vielleicht ein Hinweisschild am Eingang lesen können.

    Außerdem will meine Tochter gar nicht, dass Mama mitkommt. An den ersten beiden Tagen bin ich im Bus mitgefahren und habe ihr erklärt worauf sie achten muss etc.... jetzt fährt sie alleine und ist stolz darauf!

  16. 24.

    Welches Kindeswohl meinen Sie denn, wenn Erwachsene die eigenen Ängste und Phychosen an ihren Kindern ausleben?

  17. 22.

    Ich bin früher allein oder mit Freunden zum Schulbus gegangen und wir haben uns auf dem Schulhof getroffen. Zum Schulbeginn wurde jede Klasse vom Lehrer abgeholt und betrat gemeinsam den Klassenraum. Uns wurde allerdings auch noch gelehrt, jüngere Schüler einfach mal an die Hand zu nehmen, wenn sie nicht weiter wussten. Ist wohl alles nicht mehr üblich, warum eigentlich ??????

  18. 21.

    Denk' ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht!

  19. 20.

    Eltern haben in einer Schule auch nichts zu suchen. Ausser sie sind eingeladen. Das hat für mich einen einfachen organisatorischen Grund: Schule /Gelände ist ein geschützter Raum, in dem es auch rechtlich bindende Verantwortung gibt. Sowohl für das Lehrerpersonal vor Ort (Ein ziemlich dickes Ding was wir denen da aufbürden)Als auch für die Schulbehörde, als auch für die politische Aufsicht des Schulbetriebes. Die Anzahl der anwesenden Erwachsenen muss schon deshalb überschaubar sein, damit für das schutzraum-verantwortliche Personal im täglichen Betrieb wenigstens der mögliche Überblick da sein kann: Fremde möglicherweise unberechtigte Erwachsene, müssen schnell erkannt werden können. Und Eltern können nicht verlangen das die Schule sie kennt, wie sich das berechtigte Personal untereinander kennt. Da ich Schutzraum erwarte, Verantwortung dafür delegiere, muss ich restriktiveren Zugang zum Gelände akzeptieren. Vielleicht einfach mal aufschreiben und an Eltern verteilen.

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