7-Tage-Inzidenz steigt angeblich sprunghaft an - Verwirrung um hohe Corona-Zahlen im Spree-Neiße-Kreis

Fr 08.01.21 | 12:50 Uhr
  3
Kreistagsgebäude Landkreis Spree-Neiße (Foto: rbb/Schneider)
Bild: rbb

Der Süden Brandenburgs ist von der Corona-Pandemie besonders stark betroffen. Wochenlang galt der Oberspreewald-Lausitz-Kreis als Hotspot des Landes. Im Dezember wurde er vom Elbe-Elster-Kreis abgelöst. Am Freitag meldet das Landesgesundheitsamt (LAVG) nun mit 514,40 den höchsten Inzidenzwert Brandenburgs aus dem Spree-Neiße-Kreis [kkm.brandenburg.de].

Damit hätte sich die Zahl innerhalb eines Tages fast verdoppelt. Am Donnerstag lag sie noch bei 275,24.

Inzidenz am 8.1.2021 (Screenshot: kkm.brandenburg.de)
Screenshot kkm.brandenburg am 08.01.2021, 9.20 Uhr | Bild: kkm.brandenburg.de

Doch der Freitags-Wert ist falsch, hat rbb|24 auf Nachfrage vom Landkreis erfahren. Grund sei ein Berechnungsfehler des LAVG. Spree-Neiße selbst meldete eine deutlich niedrigere Inzidenz. Auf der Kreisseite ist von 328 Neuinfektionen innerhalb einer Woche auf 100.000 Einwohner gerechnet die Rede [lkspn.de].

Kreis bittet Land um Korrektur

Hintergrund der unterschiedlichen Zahlen: Das Landesgesundheitsamt habe alle zuletzt gemeldeten Fälle eingerechnet, heißt es vom Kreis. Dabei seien allerdings auch diejenigen gewesen, die vor über einer Woche nachgewiesen worden waren. "Der Landkreis hat am gestrigen Tag die erwartete Korrektur der Zahlen nach den Feiertagen durchgeführt", erläutert Sprecherin Saskia Schöne in einer Antwort an rbb|24.

"Da die positiven Befunde rückwirkend eingepflegt wurden, erhöhte sich die kumulative Gesamtzahl, jedoch nicht die Inzidenz. Diese ist nur sieben Tage rückrechnend." Der Landkreis habe das LAVG gebeten, den Inzidenzwert zu korrigieren.

Landtag billigt schärfere Maßnahmen

In Brandenburg hat sich am Freitag die Zahl der laborbestätigten Corona-Fälle innerhalb 24 Stunden um fast 1.600 erhöht. Wie das Gesundheitsministerium in Potsdam mitteilte [msgiv.brandenbugrde], werden aktuell 1.120 Patienten wegen Covid-19 im Krankenhaus behandelt, davon mehr als 250 intensivmedizinisch. Die Zahl der Toten, die mit dem Coronavirus infiziert waren, stieg um 60 auf 1.409.

Unterdessen hat der Brandenburger Landtag am Freitagvormittag die schärferen Corona-Maßnahmen gebilligt, die die Landesregierung umsetzen will. Unter anderem sollen sich Bewohner von Corona-Hotspots nur noch in einem 15-Kilometer-Radius ab der Kreisgrenze oder der Grenze der kreisfreien Stadt bewegen dürfen. Dies gelte allerdings nur für Ausflüge und sportliche Aktivitäten, sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). Fahrten zum Einkaufen oder zum Arzt seien weiter möglich.

Die AfD hatte die Sitzung beantragt. Sie fordert, alle Maßnahmen zu beenden.

Was Sie jetzt wissen müssen

Sendung: Antenne Brandenburg, 08.01.2021, 13.30 Uhr

3 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 2.

    Die Landesregierung und zahlreiche Verwaltungen in den Kreisen zeigen tagtäglich ihre Unfähigkeit. Wenn an einem bestimmten Inzidenzwert weitreichende Einschränkungen festgemacht werden, muss dieser Wert auch korrekt und transparent ermittelt werden. Alles andere hat das Niveau einer Bananenrepublik. Auch bestimmte Bereich ohne Evidenz-Nachweis zu schließen, ist pure Willkür und zeigt das mangelnde Rechtsstaatsbewusstsein der Regierenden. Wenn dann Gesundheitsministerin Nonnenmacher von ihrer Unfähigkeit ablenken will und die Schuld an die Bürger zurückweist, die sich angeblich nicht an die Vorgaben hielten, ist das ein absolutes Armutszeugnis.

  2. 1.

    Man kann auch in zahlen ersticken mit gravierenden Folgen für die Bevölkerung. Geht gar nicht und darf nicht passieren

Nächster Artikel

Das könnte Sie auch interessieren