Umschulung wegen Corona - Wie eine Sängerin von der Bühne in einen Bürojob wechselt

Mo 11.01.21 | 15:01 Uhr
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Sarah Schulze steht während einer ihrer Helene-Fischer-Shows auf der Bühne. (Bild: Sarah Farinia Entertainment/Peter Himmsel)
Bild: Sarah Farinia Entertainment/Peter Himmsel

Jahrelang war Sarah Schulze als Sängerin selbstständig. Seit der Corona-Pandemie gibt es allerdings keine Auftritte mehr - und damit kein Geld für die Cottbuserin. Ihre Lösung um nicht in Existenznot zu geraten: ein ganz normaler Bürojob.

Seit der Coronapandemie kann Sarah Schulze ihr Geld nicht mehr mit Gesang verdienen. Die Cottbuserin tritt normalerweise als Helene Fischer-Double auf und ist damit seit zwölf Jahren selbstständig. Doch Konzerte können wegen der Eindämmungsverordnung nicht stattfinden. Die Lösung für Sarah Schulze: Sie tauscht das Mikrofon durch den Telefonhörer und geht zurück in ihren ursprünglichen Beruf.

Telefon statt Mikrofon - Büro statt Bühne

Einen normalen Acht-Stunden-Tag hatte Sarah Schulze schon seit Jahren nicht mehr. "Ich hab Bürokauffrau gelernt, tatsächlich. Kann das eigentlich auch alles, aber wenn du so lange draußen bist, ist es schon schwierig, wieder einen Einstieg zu finden", erzählt die Sängerin.

Bereits seit 12 Jahren ist sie selbstständig. Sie singt auf Hochzeiten oder auf Stadtfesten. Doch durch die Auflagen der Corona-Eindämmungsverordnungen sind Konzerte oder Veranstaltungen nicht erlaubt. Im vergangenen Jahr sind ihre Aufträge so um 80 Prozent zurückgegangen. Schnell war für Sarah Schulze klar, dass sie so nicht überleben kann.

"Es ist wirklich eine Umgewöhnung von der Selbstständigkeit in einen Bürojob, das ist wirklich hart", erzählt sie. Doch nach der ersten Woche mache ihr die neue Aufgabe immer noch Spaß. Wenngleich sie zunächst etwa 40 Bewerbungen verschicken musste, wie sie sagt.

Sarah Schulze im Büro (Bild: privat)
Sarah Schulze im Büro | Bild: privat

Soforthilfe musste teilweise zurückgezahlt werden

Die erste Soforthilfe des Landes hatte Sarah Schulze noch bekommen. Doch die war nur für Betriebskosten gedacht. Eine Information, die die Sängerin erst nach einem halben Jahr bekam. "Das heißt von März bis November habe ich nichts verdient und habe natürlich diese 9.000 Euro, die ich erhalten habe, verballert", gibt sie zu.

"Ich brauchte das für mein normales Leben. Und letztendlich hieß es dann, 'das müssen Sie zurückzahlen'. Ich stand da und dachte, wovon denn? Ich habe gar nicht gearbeitet, hatte keine Einnahmen", so Schulze.

Erspartes statt große Hilfen

Durch die Novemberhilfe gab es dann noch einmal 1.700 Euro, die allerdings versteuert werden mussten. Um Arbeitslosengeld II beziehen zu können, müsste Sarah Schulze in eine kleinere Wohnung umziehen. Sie musste daher auf ihr Erspartes zurückgreifen und hat sich für die Rückkehr in das Angestelltendasein entschieden. Das Singen ist damit nur noch ein Nebenjob.

Der Traum von der selbstständigen Sängerin ist nach wie vor da. Doch für die gesamte Branche sieht es aktuell nicht gut aus, sagt Sarah Schulze. Sie hofft, dass in zwei Jahren wieder Normaität herrscht und alles von vorn beginnt. Bis dahin will sie optimistisch bleiben. "Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende", so die Sängerin.

Was Sie jetzt wissen müssen

Sendung: Antenne Brandenburg, 11.01.2021, 14:10 Uhr

6 Kommentare

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  1. 6.

    Mit langem Atem zurück ins Büro - statt "Atemlos durch die Nacht"! Alles Gute und viel Erfolg, liebe Frau Schulze!
    Es kommen bald wieder unbeschwerte Zeiten.

  2. 5.

    Ich sehe es genauso. Sich hinsetzen und jammern kann jeder.

    Ich selbst habe es vergangene Woche bei der Beerdigung von meinem Vater erlebt: die Trauerrednerin ist eigentlich Jazzsängerin und kann momentan auch nicht auftreten, also arbeitet sie als Trauerrednerin und das Gute dabei ist: sie macht das auch noch sehr gut.

  3. 4.

    Klasse, da können sich unsere vielen Künstler und Möchtegernkünstler ein Beispiel nehmen.
    Sehr gut Frau Schulze

  4. 3.

    Ist das heutzutage echt so bemerkenswert? Sollte doch eigentlich normal sein, den Beruf zu wechseln je nach Einkommensmöglichkeit und/oder eigenen Interessen.

  5. 2.

    Stark, hier kümmert jemand sich um sich. Alle Empathie und Solidarität ist gegönnt. Die Zeiten werden auch wieder besser und dann hat sie alle Aufmerksamkeit.

  6. 1.

    Sehr gut! Die junge Frau nimmt das Schicksal in die eigenen Hände und wartet nicht auf andere. Respekt! Könnte sich so manch anderer ein Beispiel daran nehmen.

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