Kampf eines Cottbuser Arztes - Zum Krebs kam Corona: "Schlimmste Monate meines Lebens"

Mi 17.02.21 | 17:09 Uhr
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Symbolbild: Eine Krankenschwester und ein Arzt kümmern sich um einen Patienten auf der Corona-Intensivstation. (Quelle: dpa/Armando Franca)
Bild: Audio: Antenne Brandenburg | 17.02.2021 | Josefine Jahn

Prostata-Krebs, Leukämie und im Dezember eine Corona-Infektion mit Leber- und Nierenversagen: Den Cottbuser HNO-Arzt im Ruhestand Thomas Eichhorn trifft es heftig. Vor allem die Corona-Diagnose lässt ihn fast verzweifeln. Doch er ist ein Kämpfer. Von Josefine Jahn

Die Krankenakte von Thomas Eichhorn ist dick, sehr dick. 2006 Prostata-Krebs, 2010 Leukämie, die bis heute anhält, wiederkehrende Darmentzündungen, eine Lungenentzündung im Laufe einer der vielen Chemotherapien und im Dezember auch noch die Corona-Infektion, die Leber- und Nierenversagen sowie eine Herz-Rhythmus-Störung mit sich bringt. Hart für den 68-Jährigen, der bis 2015 Chefarzt der HNO-Klinik am Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum war.

Als er nach der Corona-Diagnose ins Krankenhaus kommt, ist das der völlige Tiefpunkt. "Ich war völlig am Boden, konnte einfach nicht mehr, mir war alles egal", erzählt er. Die zurückliegenden Monate seien die schlimmsten in seinem Leben gewesen, schlimmer als Operation und Chemotherapien.

Hilfsprojekt gibt Kraft

Nach neun Tagen kann er das Krankenhaus verlassen. Zu Hause hängt er seitdem 16 Stunden täglich am Sauerstoffgerät, kann aber mittlerweile ganz langsam die Literzahl reduzieren. Seit Dezember haben Thomas Eichhorn und seine Frau das Haus nicht mehr verlassen, außer für Krankenhausaufenthalte. Freunde und Nachbarn versorgen das Paar mit Lebensmitteln. Trotz der Isolation ist der 68-Jährige optimistisch.

Ein Projekt, das er vor Jahren initiiert hat, betreut er nach wie vor: Ein medizinisches Austausch-Programm mit Georgien. Das sei ihm wichtig und gebe ihm Kraft, dabei seien viele menschliche Beziehungen zu Georgiern entstanden, die er als bereichernd für sein Leben empfinde, so Eichhorn.

Thomas Eichhorn (Quelle: CTK)Thomas Eichhorn

"Zuschauen, wie das Leben abläuft"

Bereichernd seien auch die freundschaftlichen Verbindungen zu ehemaligen Kollegen am Carl-Thiem-Klinikum, die dem HNO-Arzt a.D. in diesen schwierigen Zeiten zur Seite stehen.

In seinem Freundeskreis sei er bekannt als Kämpfer, der sich schon oft ins Leben zurückgeholt habe. Das sei vielleicht ein Stück seiner Mentalität, aber auch sein christlicher Glaube stärke ihn.

Die geringste Belastung verursacht Atemnot und Husten, von der alten Leistungsfähigkeit sei er noch weit entfernt: "Ich hoffe, dass ich sie überhaupt mal wieder erreiche."

Im Moment könne er sich nur zutrauen, sich wenn es wärmer wird auf die Terrasse zu setzen und "zuzuschauen wie das Leben vor mir abläuft".

Es gehe alles nur in ganz kleinen Schritten. Aber es geht.

Sendung: Antenne Brandenburg, 17.02.2021, 15:40 Uhr

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5 Kommentare

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  1. 5.

    Wo wird hier Krebs oder Grippe verharmlost? Und die schlimmste Corona-Folge bei schwerem Verlauf lautet übrigens Tod. Scheint sich noch nicht zu Ihnen herumgesprochen zu haben.

  2. 4.

    Im Namen der georgischen Kollegen und Patienten, die sehr dankbar bei Hr. Professor Eichhorn für siene ehrenamtliche und unersetzliche Tätigkeit in Georgien sind, wünsche ich Ihm gute Besserung und ein baldiges Wiedersehen in Georgien!
    Ihre Kollegen warten auf Sie!

  3. 3.

    Da möchte ich dem Arzt nur baldige Verbesserungen der Gesundheit wünschen. Was der durchgemacht hat und an Stärke bewiesen hat verlangt größten Respekt ab. Behalten Sie Lebensmut und Kraft, Herr Doktor. Seine Ärzte und das Pflegepersonal verdient ein großes DANKE.

  4. 2.

    Also meine Krebserkrankung, Behandlung und Langzeitfolgen sind 100 mal schlimmer, als alles was ich bis jetzt von den schlimmsten Corona Verläufen gelesen und gehört habe.
    Sowas ist echt schlimm mit anzusehen, wie Krebs und Grippe verharmlost werden und nur noch Corona die einzige wahre Krankheit ist.

  5. 1.

    Alles dreht sich nur um CORONA UND DIE MUTATIONEN. Schlimmer ist die Erkrankung KREBS die völlig in den Hintergrund rückt und noch immer keine weitgehenden Forschungen an denen alle Länder wie bei COVID Hand in Hand forschen (sehr schade und es wird Zeit endlich daran zu arbeiten). Gut das dieses Thema hier aufgegriffen wird.

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