Angebliche Unregelmäßigkeiten im Impfzentrum - Gesundheitsministerium dementiert Missbrauch von Impfstoff in Cottbus

Do 11.02.21 | 15:33 Uhr
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Impfzentrum Starttag Cottbus (Foto: rbb/Manske)
Audio: Antenne Brandenburg | 11.02.2021 | Sascha Erler | Bild: rbb/Manske

Das Brandenburger Gesundheitsministerium hat Vorwürfe über Unregelmäßigkeiten im Cottbuser Impfzentrum zurückgewiesen. Weder von diesem Standort noch von anderen sei dem Ministerium ein Missbrauch des Impfstoffes bekannt, heißt es in einem Schreiben des Ministeriums, das die Kassenärztliche Vereinigung dem rbb auf Anfrage weitergeleitet hat.

Mitarbeiter der Johanniter hatten in der "Lausitzer Rundschau" [€] den Vorwurf erhoben, die Regionalvorstände des Verbandes seien geimpft worden.

Leiter des Zentrums: Mitarbeiter müssen geimpft werden

Die Johanniter Unfallhilfe betreibt im Auftrag der Kassenärztlichen Vereinigung das Cottbuser Impfzentrum. Genau das erkläre auch die Impfung der Mitarbeitenden, sagte der Leiter des Impfzentrums, Jens Rohloff, in einer ersten Reaktion dem rbb. "Wenn man dann in die Prioritätenliste guckt, kann man sehen: Priorität eins sind Mitarbeiter des Impfzentrums." Sie hätten den gleichen Anspruch auf den Impfstoff, wie jeder über 80. "Das macht auch Sinn, denn wenn sie Corona kriegen, können wir die Impfzentren zumachen", sagte Rohloff.

"Das heißt: Hier wird natürlich dann die Putzfrau sofort geimpft und auch der Sicherheitsdienst, sowie alle Mitarbeiter - und das sind natürlich ganz viele Johanniter." Auch die Regionalvorstände seien darunter. "Unsere Regionalvorstände sind schon immer ehrenamtlich aktiv," sagt Rohloff. Einer sitze oft mit seiner Frau im Impfzentrum, um die Patienten zu betreuen, der andere sei als Ersthelfer im Einsatz.

Bereits Kritik an Impfung des Oberbürgermeisters

In den vergangenen Tagen standen bereits der Cottbuser Oberbürgermeister Holger Kelch (CDU) und der Ordnungsdezernent Thomas Bergner (CDU) in der Kritik, weil sie sich impfen lassen hatten. "Ich habe keinen Promi-Bonus erhalten", sagte Kelch dem rbb. Er habe eine Impfdosis bekommen, die ansonsten weggeworfen worden wäre.

Ähnlich äußert sich Bergner (CDU), der ebenfalls bereits geimpft wurde, obwohl er wie Kelch der Prioritätenliste der Ständigen Impfkommission zufolge noch nicht dran gewesen wäre.

Tatsächlich gab es zu Beginn der Impfkampagne genau solche Situationen, heißt es von der Kassenärztliche Vereinigung. Inzwischen wäre das Bestellsystem aber verbessert worden und auch eine entsprechende Handlungsanweisung in Kraft. Vom Gesundheitsministerium heißt es dazu: "Um noch einmal alle Mitarbeitenden in den Impfzentren für den Umgang mit überschüssigem Impfstoff zu sensibilisieren, haben die Projektpartner am 5. Februar 2021 nochmals eine aufklärende E-Mail an alle Leiter der Impfzentren verfasst und darin auch auf die Wichtigkeit der Wartelisten für Restdosen hingewiesen."

Noch keine Impfdosis in Cottbus weggeworfen

Damit am Ende eines Tages keine überschüssigen Impfdosen weggeschmissen werden müssen, weil ein Termin kurzfristig abgesagt wurde, werden die Impfzentren inzwischen täglich beliefert. Dadurch könne der Bedarf auch täglich angepasst werden kann, sagte der Cottbuser Zentrumsleiter Jens Rohloff Anfang der Woche dem rbb. Wenn zum Beispiel wegen der Witterungsverhältnisse Personen nicht kämen, werde einfach für den nächsten Tag weniger Impfstoff bestellt.

Verkommen ist bisher im Impfzentrum Cottbus noch nichts. "Hier wurde noch kein Impfstoff weggeschmissen, noch keine einzige Dose", sagt Rohloff. Überschüssige, komplette Flaschen seien weiterverteilt worden. "Wir haben schon überall ausgeholfen - in den Pflegeheimen, die nicht mit Impfstoff beliefert wurden, oder auch in anderen Impfzentren, wo es knapp wird."

Anders sei das, wenn wenige Minuten vor Feierabend noch eine einzelne Impfdose übrig ist. Bis 15:50 Uhr werden die Impftermine vergeben. "Wenn dann 15:55 Uhr noch die eine Spritze liegt, müssen wir handeln. Dann können wir natürlich nicht Arztpraxen oder Pflegeheime anrufen, ob da noch eine Oma oder ein Opa hergefahren werden kann - dann muss es hier verimpft werden." Das könnten dann auch Angehörige der letzten Patienten oder Personal sein, so Rohloff. "Wir haben eine eindeutige Liste vom Ministerium bekommen und danach handeln wir."

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24 Kommentare

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  1. 24.

    und heute ist das tatsächlich Thema ind der TS.de : "

    "Verstöße gegen Impfplan : Bald Strafen für "Impfdrängler"?
    Eine Recherche der Nachrichtenagentur dpa hatte aufgedeckt, dass in mindestens neun Bundesländern bereits Menschen gegen das Coronavirus geimpft worden waren, die noch gar nicht an der Reihe waren.

  2. 23.

    Die Ausreden der Vordrängler sind eine Schande! Es gibt noch so viele ungeimpfte Heimbewohner, also höchste Risikogruppe! und da will man uns erzählen, dass der Impfstoff sonst hatte entsorgt werden müssen. Rund um die Impfzentren gibt es Heime oder Pflegedienste, die damit hätten bedient werden können. Eindeutig Vorteilsnahme im Amt. Herr Kelch macht hier einen auf Samariter, pure Berechnung sage ich nur dazu. Er sollte seinen Hut nehmen und seinen geimpften Dezernenten gleich mitnehmen.

  3. 22.

    Mittel und Wege gibt es doch schon länger....
    https://www.mdr.de/brisant/corona-impfung-luxusreise-var-dubai-100.html

  4. 21.

    Sich über die verschämt/unverschämte Funktionärsklasse aufzuregen, die sich die ein oder andere Impfdosis unter der Nadel zuschiebt ist eine Sache.
    Bisher hat aber noch niemand gefragt, ob der 62jährige Milliardär/die Milliardärin ebenfalls brav wartet, bis sie nach Prioritätenliste geimpft wird oder ob es da nicht auch Mittel und Wege gibt........

  5. 20.

    Bussgeldvorschriften reichen dafür nicht aus. Vorteilsnahme im Amt ist ein Straftatbestand und auch das Vertuschen oder Nichtverfolgen sind strafbewährt.

  6. 19.

    Was heißt denn Ihnen ist kein Verstoß bekannt? Heißt das, dass die, die evtl. unrechtmäßig geimpft wurden, ihr eigenes Fehlverhalten nicht beim Ministerium gemeldet haben? Ich würde mir Recherche anstelle des bloßen Durchstellens von Aussagen wünschen. Mindestens würde mich interessieren, wie das Ministerium denn künftig die Einhaltung der Impfreihenfolge sicherstellen wird. Und ob es ein Konzept gibt, wie Verstöße geahndet werden sollen. Für alles andere gibt es doch auch sehr schnell Bußgeldkataloge.

  7. 18.

    " Überprüfen läßt es sich schwer! "

    nein, das wäre ganz einfach, jeder Impfaspirant bekommt ja einen Fragebogen , und die " Drängler " werden diesen nicht bekommen haben weil der " überschüssige " Impfstoff sonst " weggeschüttet " werden mußte . Und gerade bei dieser wichtigen nationalen Aktion soll die Überprüfung schwer sein ?

  8. 16.

    prima Kommentar , was nicht sein darf nehmen wir einfach nicht zur Kenntnis, der rbb berichtet darüber in Folge , und das soll dem Ministerium nicht bekannt sein ?? so einfach macht man es sich . Wenn ich dem Finanzamt antworte, dass mir seine Forderung nicht bekannt ist , na dann....

  9. 15.

    Nur weil es dem Ministerium nicht bekannt ist, ist es doch nicht unwahr. Sie sollen es prüfen! Und sich nicht einfach auf das Verlassen, was die Geimpften aus dem Ärmel schütteln. Jeder Verstoß gegen die Maskenpflicht soll geahndet werden und bei diesem wichtigen Thema reicht ein "ist uns nicht bekannt"?

  10. 13.

    " Gesundheitsministerium dementiert Missbrauch von Impfstoff in Cottbus "

    natürlich, keinesfalls zugeben sondern dementieren , auch wenn die Tatsachen eindeutig sind, denn über kurz oder lang
    schläft die Berichterstattung eh ein , also dementieren, ignorieren und schönreden

  11. 12.

    Oho! Auf einmal wird es zugegeben und der Datenschutz aufgehoben. Also kann man jetzt Ehrenamtlicher im Impfzentrum werden um geimpft zu werden? Wo Gesunde hinkommen um sich impfen zu lassen? Ich bin übrigens auch Ersthelfer im Betrieb und werde auch nicht geimpft. Und auch das Pflegepersonal Schwerstkranker wird noch nicht geimpft. Auch nicht das der Johanniter. Dieser verspätete Erklärungsversuch verstärkt den faden Beigeschmack irgendwie nur.

  12. 11.

    " Gesundheitsministerium dementiert Missbrauch von Impfstoff in Cottbus "

    natürlich, keinesfalls zugeben sondern dementieren , auch wenn die Tatsachen eindeutig sind, denn über kurz oder lang
    schläft die Berichterstattung eh ein , also dementieren, ignorieren und schönreden

  13. 10.

    Würde das Gesundheitsministerium seiner Kontrollpflicht nachkommen, müßte man jetzt mal den Verbleib aller Impfdosen lückenlos nachweisen lassen. Aber daran scheint in Potsdam kein Interesse zu herrschen, man glaubt lieber Beteuerungen. Die Mitarbeiter der Johanniter haben sich das ganz bestimmt nur ausgedacht ...

    Allein schon das Märchen von den Impfdosen, die man hätte vernichten müssen, wären nicht "zufällig" unberechtigte Amtsträger vor Ort gewesen, stinkt zum Himmel. Laut diversen Verlautbarungen von Fachleuten ist der Biontech Impfstoff nach dem Auftauen 5 Tage verwendbar. Aber ohne diese Ausrede wäre das Erschleichen der Impfung wohl schwerer.

    Erlaubt sein muß die Frage, wann die Herrschaften endlich Konsequenzen ziehen, in Form von Rücktritten ohne Weiterzahlung der Bezüge für das mißbrauchte Amt und das überall in Deutschland, da die Vordrängler offenbar im ganzen Land zu finden sind.

  14. 9.

    „...Impfstoff der sonst vernichtet worden wäre.“ Auch in einem solchen Fall gibt es sicherlich „bedürftigere“ Menschen. Es gab und gibt sicher Menschen die gemäß der Stiko berechtigt wären, keinen Termin bekommen haben oder auch von mobilen Impfteams nicht erreicht wurden.
    Da gehören der Oberbürgermeister und die Ehefrauen der Vorstände sicher nicht dazu. Zudem muss man sich auch nicht hinter „Datenschutz“ verstecken wenn man nichts unrechtes getan hat.

  15. 8.

    Da sind mir ja schon fast die lieber, die es wenigstens zugeben. Sich in dieser Sache hinter dem Datenschutz zu verstecken ist doch ungeheuerlich. Aufklärung sollte doch oberste Priorität haben, um nicht noch mehr Vertrauen zu zerstören. Die Betreiber verdienen mit dem Impfzentrums auch sehr viel Geld. Da sollte es doch sauber zugehen.

  16. 7.

    Wenn die Vorstände nicht geimpft sind... Warum sagen sie es dann nicht einfach? Ein: Wir haben uns nicht impfen lassen! Wäre doch dann kein Problem und würde hier Aufklärung bringen.

  17. 6.

    Mitarbeiter des Impfzentrums, natürlich! Aber das sind doch nicht die Vorstände samt Ehefrauen (sollten die Vorwürfe stimmen)! Es gibt doch gewiss Dienstpläne. Möchte mal sehen, wann die Vorstände dort eingeteilt waren. Jede Erzieherin, jeder pflegender Angehöriger sollte zuvor geimpft werden!

  18. 5.

    Hallo Nachdenklicher, ich drehe die Frage mal um. Welcher Politiker/in im Parlament ist noch nicht geimpft? Oder haben Sie von Herrn Woidke und anderen schon ein klärendes Wort zu den Vorkommnissen in den Impfzentren gehört? Und ich teile Ihre Meinung, dass dort Klage erhoben werden sollte. Es kann einfach nicht sein, dass sich Personen einfach vordrängeln. Und warum musste der Cottbuser Bürgermeister bis jetzt noch nicht mit Konsequenzen rechnen?

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