Corona-Hotspot kratzt an 200er-Inzidenz - Landrat von Elbe-Elster rechnet mit Verschärfung der Maßnahmen

Mi 17.03.21 | 17:27 Uhr
  6
Elbe Elster Landrat Christian Heinrich-Jaschinski (Foto: Screenshot/rbb)
Audio: Antenne Brandenburg | 17.03.2021 | Sebastian Oswald | Bild: rbb

Der Brandenburger Corona-Hotspot Elbe-Elster kratzt an der kritischen 200er-Inzidenz-Marke. Am Mittwoch meldete das Landesgesundheitsamt für den Kreis 198,38 Neuinfektionen innerhalb einer Woche auf 100.00 Einwohner gerechnet - ein so hoher Wert wie nirgendwo sonst in Brandenburg. Der Landesdurchschnitt lag am Mittwoch bei 89.

“In den nächsten Tagen müssen wir damit rechnen, dass wir an drei aufeinanderfolgenden Tagen die 200er-Marke leider Gottes melden müssen“, sagt Elbe-Elster-Landrat Christian Heinrich-Jaschinski (CDU) am Mittwoch dem rbb. Für die Bevölkerung im Landkreis bedeute das automatisch wieder strengere Corona-Regeln, so sieht es die Landesverordnung vor. Bisher hatte Elbe-Elster auf Einschränkungen verzichtet.

Landrat: "Ich bin für jede Diskussion dankbar“

So würden dann die seit Anfang März geltenden Lockerungen bis auf die Schulöffnungen in der Grundschule zurückgenommen werden, sagte Heinrich-Jaschinski. Als Beispiele nennt er unter anderem den Einzelhandel, sowie den Kita- und Schulbetrieb, der dann zurückgefahren werde. "Wir werden dann wieder den Status quo haben wie vor dem 8. März.“

Die Diskussion der vergangenen Tage um strengere Regeln in Elbe-Elster ab einer Inzidenz von 100 hat der Landrat nach eigener Aussage mit gemischten Gefühlen erlebt. "In dieser schwierigen Situation, in der wir alle Erfahrungen sammeln müssen, es aber schlussendlich darauf ankommt, das Gesundheitswesen nicht zu überlasten, uns vor Infektionen zu schützen, bin ich für jede Diskussion dankbar", sagte er dem rbb. “Aber es gibt viele innovative Lösungen, Ideen von Politik und Verwaltung. Wir müssen trotz Stress bereit sein, darüber nachzudenken, welche Erfahrungen wir mit einem Jahr Coronavirus gesammelt haben."

Der Landkreis wollte bisher die Corona-Regeln nicht verschärfen. Dazu sind laut Landesverordnung die Kreise und kreisfreien Städte in Brandenburg besonders ab einer Inzidenz von 100 aufgerufen, "wenn und soweit dies wegen örtlicher Besonderheiten oder aufgrund eines regionalen oder lokalen Infektionsgeschehens notwendig ist". Die Brandenburger Regierung hatte den Elbe-Elster am Wochenende auf die geltende Regelung hingewiesen. Erzwingen könne das Land allerdings nichts, erklärte am Montag eine Sprecherin rbb|24.

Weil Brandenburg die von Bund und Ländern vereinbarte Notbremse ab einem Wert von 100 nicht in die Verordnung geschrieben hat, gab es Kritik. Sie ist erst ab einer Inzidenz von 200 eingebaut.

Am Dienstag hatte der Elbe-Elster-Kreis schließlich angekündigt, die geltenden Regeln stärker zu kontrollieren. Außerdem appellierte der Landrat an alle, sich auch an die Vorschriften zu halten.

Auffällig: Infektionsfälle in der Arbeitswelt

Bei der Frage, warum ausgerechnet der Landkreis Elbe-Elster so viele Neuinfektionen mit dem Coronavirus verzeichnet, hat der Landrat nach eigener Aussage mehrere Erklärungen. Eine der Ursachen sei das Verhalten im privaten Umfeld, vielleicht auch eine gewisse Nachlässigkeit "im Umgang mit den Hygienestandards, mit den Regeln".

Auffällig seien auch die Corona-Fälle, die in der Arbeitswelt aufträten. Als Beispiel nannte Heinrich-Jaschinski Frühstückspausen, bei denen der Mundnasenschutz nicht getragen werde oder die Räume nicht gelüftet würden. “Aber Sie dürfen auch nicht verkennen, dass der Elbe-Elster-Kreis in seiner Arbeitswelt einen sehr hohen Anteil an Pendlern hat."

Gehäufte lokale Infektionsherde gebe es aber nicht. "Wir haben ein sehr diffuses Ausbruchsverhalten im Landkreis - in einem Flächenlandkreis mit 100.000 Einwohnern auf 1.900 Quadratkilometern", so der Landrat.

Es seien auch Coronamutationen nachgewiesen worden. Der Anteil der umgangssprachlich "britischen" Variante B.1.1.7 liegt laut Landrat bei rund 50 Prozent der positiven Coronatests. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts ist sie nach bisherigen Erkenntnissen ansteckender als andere Varianten.

Was Sie jetzt wissen müssen

6 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 6.

    Habe vorhin auf inforadio einen Bericht über die Maßnahmen und Erfolge in Australien gehört. Strenge Disziplin brachte den Erfolg und nun wird geimpft. Warum lässt man hier in Deutschland Narren freien Lauf ? Die Behörden sind wohl zu bequem ? Viele Bürger zu blöd.

  2. 5.

    Naja, wenn man eine/n Chef*in hat die/der Gesundheitsschutz in den Pandemiezeiten in seinem Betrieb umsetzt,dann könnte man schon von selbst drauf kommen Pausen zu entzerren und mit mehr Abstand/Lüften umzusetzen.
    Hier im Landkreis nervt mich diese grundsätzliche Anti-Haltung gegen alles. Alles ist zu viel, alles nervt, alle sind doof, aber Hauptsache ich ich ich

  3. 4.

    Wie kann man nur die Situation mutwillig derart eskalieren lassen, jeder Landkreis macht was er will, Wider besseren Wissens.

  4. 3.

    Man sollte diese Firmen mit gehäuften Corona-Fällen mal genauer untersuchen. Vielleicht ist da ein Chef am Werk, der pauschal gegen Home Office ist - auch dann, wenn es technisch möglich wäre. Vielleicht arbeiten dort Leute, die das Virus für "nicht so schlimm" halten? Die irgendwelchen Verschwörungstheoretikern auf den Leim gehen und dann eng beieinander ohne Abstand und Maske im Frühstücksraum sitzen. Motto: Von "den Politikern da oben lassen wir uns keinen Corona-Schutz vorschreiben". Solche Leute und Firmen soll es ja leider geben. Dann muss man sich über die Virus-Verbreitung wirklich nicht wundern. Manche merken es tatsächlich erst dann, wenn sie selber ins Krankenhaus kommen.

  5. 2.

    Ähm.... Wie soll denn die Frühstückspause mit Mundschutz aussehen?? Zum Essen muss man ja wohl die Maske abnehmen.... Herr Jaschinski es reicht so langsam....

  6. 1.

    Klasse, 1000e Besucher demnächst in Elbe-Elster Land. Dank Ostern wird sicher dieser Landstrich mit Menschen füllen aus allen Landesteilen. Bin 25Jahre jetzt da verschwunden. Kenne jedes Jahr ob Ostern oder Weihnachten außer 2020 ich war ja brav!! 100e Kennzeichen von auswärts. Auch dieses Jahr wird das wieder so sein. Praktisch. Somit wird das Virus dank Unvernunft des Landrat und seinen Mitstreitern die Pandemie in die weite Welt getragen. Und Tschechische Verhältnisse dann Anfang Mai spätestens auch unser Land treffen werden.
    Mot Elend das hätte durch konsequentes Handeln vermieden hätte werden können. Ausgelacht haben Sie uns als Besucher letztmalig im August dort gewesen. Jetzt rächt sich das Gelächter von Damals....

Nächster Artikel

Das könnte Sie auch interessieren