Cottbuser Intensivmediziner - "Am Ende leidet die Bevölkerung, am Ende sind es Schicksale"

Fr 09.04.21 | 15:07 Uhr | Von Aline Lepsch
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Intensivstation am Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum
Audio: Antenne Brandenburg | 09.04.2021 | Aline Lepsch | Bild: Carl-Thiem-Klinikum

Das Robert-Koch-Institut meldet am Freitag bundesweit mehr als 25.000 Corona-Neuinfektionen. Die Zahlen steigen täglich. Die Intensivstationen kommen an ihre Kapazitätsgrenzen. Auch am Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum. Von Aline Lepsch

16 Patienten liegen zur Zeit auf der Corona-Intensivstation des Cottbuser Carl-Thiem-Klinikums. Damit sind zwei Drittel der Betten belegt, die Reserve beträgt acht Betten.

Diese Reserve kann schnell aufgebraucht sein, befürchtet der Chefarzt der Intensivtherapie, Jens Soukup. "Gerade das Klinikum Niederlausitz und das Krankenhaus Finsterwalde sind schon sehr gefüllt und sehr belastet von Covid-Patienten", sagt er. "In dieser Woche haben wir Patienten übernommen, die dort gar nicht mehr versorgt wurden, die in die Notaufnahme kamen und nach der Erstversorgung von dort direkt zu uns verlegt worden sind."

Monitor auf der Intensivstation am Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum
Überwachungs-Monitor | Bild: Carl-Thiem-Klinikum

Zudem werde inzwischen ein überwiegender Teil invasiv beatmet, also mit Tubus und Beatmungsmaschine, erklärt der Intensivmediziner. Die Patienten seien deutlich jünger als während der zweiten Corona-Welle, stellt Soukup fest. Der Altersdurchschnitt auf seiner Station liege bei 62 Jahren.

Weil Jüngere meist weniger Vorerkrankungen haben, werden vielseitigere und längere Behandlungen ausprobiert. Sie liegen damit durchschnittlich länger auf der Intensivstation als ältere Patienten.

Pflegekräfte auf der Intensivstation am Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum
Pflegekräfte auf der ITS | Bild: Carl-Thiem-Klinikum

Personal kommt immer mehr an Belastungsgrenze

Nach Einsachätzung des Chefarztes könne sich der Zustand aber auch die Anzahl der Patienten schnell verändern, dann sind acht freie Betten also nicht mehr viel. Und das Personal, vor allem die Pflegekräfte kämen zunehmend an Belastungsgrenzen, beschreibt Soukup die Situation auf der Intensivstation am Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum.

Was ihm Sorge bereite, sei, dass mehrere Modelle schon jetzt prophezeiten, was passieren könnte. Im Modell des Divi-Intensivregisters sei abzusehen, dass die Auslastung der Intensivstationen im Mai wieder auf dem Höchststand der zweiten Welle, also bei 5.500 Intensivbetten, ankommen werde.

Enttäuscht zeigt sich Jens Soukup davon, dass man die Stimmen der Intensivmedizin, der Virologen und aller Mediziner, die Sach- und Fachkenntnis haben, nicht höre und sich darüber hinwegsetze. "Am Ende leidet die Bevölkerung darunter, am Ende sind es Schicksale, am Ende geht es auch auf Kosten des Personals", fasst der Cottbuser Arzt die Situation zusammen.

Was Sie jetzt wissen müssen

Sendung: Antenne Brandenburg, 09.04.2021, 16.40 Uhr

Beitrag von Aline Lepsch

8 Kommentare

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  1. 8.

    Ich war gerade im Krankenhaus und war unangenehm überrascht, Abteilung obere Extremitäten, seltsame Leere und das Personal trotzdem überfordert, ich musste meine Termine und Organisation selber in die Hand nehmen?
    Da wird an allen Ecken und Kanten gespart. Mich wundert in Deutschland inzwischen nix mehr . Untergang und die da oben sind in ihrer Dauerschleife, es ist unfassbar und geht weiter und weiter ...

  2. 7.

    Krankenhaus und Personal wurden eingespart und gesund geschrumpft und jetzt wird sich darüber gewundert. Wer hat das denn zu verantworten? Die Politik!
    Wer muss es ausbaden ????
    Und das wird sich nicht ändern ... es geht seit Jahren so

  3. 6.

    " dass man die Stimmen der intensivmedizin, der Virologen und aller Mediziner, die Sach- und Fachkenntnis haben, nicht höre und sich darüber hinwegsetze. "

    das ist eben die Politik, dort glaubt man alles besser zu wissen , war allerdings selten anders

  4. 5.

    Papalapap Kapazitätsgrenze ist das Stichwort: Das diese erreicht werden wird wusste jeder im Gesundheitswesen oder sollen wir sagen in der Gesundheitsindustrie. Ein Paradigmenwechsels wäre Notwendig gewesen. Passiert ist Nix. Jetzt werden die Opfer beklagt. Der BMG hat sie geschützt die Industrie. Nicht jedoch die Menschen vor und im Krankenbett. Ein Intensivmediziner ist in der Regel ein Angestellter vielleicht auch am Umsatz der Einrichtung beteiligt. Er ist also zur Lojalität dem Unternehmen und seiner Geldbörse verpflichtet, sieht aber auch was daneben geht. Übersetzen wir ihre Hilfe rufe. Lockdaun kann nicht die Antwort sein.

  5. 4.

    Wirklich die standen echt draußen .... ohne Maske so völlig ungeschützt an der frischen Luft .... und die haben sie nicht sofort beim Ordnungsamt angeschwärzt .... sie müssen sich drauf einstellen ... je wärmer es wird umso mehr von diesen Leuten werden sie draußen antreffen.
    Sarkasmus off

  6. 3.

    Das sind bestimmt die 4 Mütter (und Väter) die bei uns im Hinterhof zusammen mit ihren 5, 6, 7 Kindern regelmäßig herumtoben.
    So geht Corona nie weg. Dank an alle Eltern und die Sauf- Party- Hochzeits- Typen.

    So jetzt kommen die Kommentare, dass Kinder als auch Eltern Corona magisch abstoßen.

  7. 2.

    Lieber RRG Senat, lieber Ministerpräsident Woidke. Öffnet und lockert doch einfach weiter wie bekloppt, wenn ihr den Gong immer noch nicht gehört habt.
    Dass euch euer Wahlkampf und an Posten kleben wichtiger ist als die Bekämpfung von Corona, ko*** mich einfach nur noch an. Wenn ihr Corona nicht bekämpfen wollt, dann geht einfach und macht Platz für die, die es können und wollen und die Beschlüsse, die ihr gefasst habt, endlich mal umsetzen um noch mehr Desaster zu verhindern.

    Ich habe früher mal ein Buch gelesen "Nieten in Nadelstreifen". Scheint mir aktueller den je. Corona zeigt uns viel über die Eignung und Persönlichkeit so mancher.

  8. 1.

    AM ENDE.. betrifft es nicht selten Personen, die sich nicht an die Hygieneregeln halten.
    Donnerstag Supermarkt: 2 Frauen in der Kassenschlange plappern über ihre Kinder, Paprika-, und Tomatenpreise.
    3 Min. später stehen die selben mit noch 2 anderen qualmend (hallo Vorbild, hallo arme Kinder) auf dem Parkplatz und labern ohne Maske jetzt schon zu 4. Eine andere Frau weist diese mit Abstand auf Corona hin. Die 4 gucken bloß blöde aus der Wäsche und machen einfach weiter.
    Wie verbreitet sich Corona noch mal?
    JEDER, den es unverschuldet erwischt hat mein größtes Mitgefühl und verdient jede Form von Hilfe und Behandlung. Alle anderen NICHT.

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