Begleitung in der letzten Lebensphase - Wie die Corona-Pandemie die Arbeit im Hospiz Cottbus erschwert

Mi 15.12.21 | 14:48 Uhr
Mitarbeiterin mit Bewohnerin im Hospiz Cottbus (Foto: rbb)
Audio: Antenne Brandenburg | 14.12.2021 | Jasmin Schomber | Bild: rbb

Corona hat viele Bereiche des Lebens plötzlich verändert - auch die letzte Phase des Lebens. In Hospizen sind zu der ohnehin emotionalen Arbeit neue Herausforderungen dazugekommen. Ein Spagat, wie ein Blick ins Hospiz Cottbus zeigt.

"Sie können auch Charlie zu mir sagen, das ist einfacher", sagt Pflegerin Charleen Kluger zu der 71-jährigen Elli Weinert, die gerne darauf eingeht: "Einfacher - das merke ich mir besser." Weinert ist noch neu im Cottbuser Stadthospiz. Die alte Dame ist am Montag angekommen, nach einem längeren Aufenthalt im Krankenhaus wegen eines Tumors.

"Im Krankenhaus war es sehr bedrückend, weil keiner kommen durfte", schildert Weinert die Situation in der Klinik. "Da hatte man keinen Kontakt, überhaupt nicht. Das ist hier angenehmer." Das liegt auch an Pflegerinnen und Pflegern wie der 23-jährigen Charleen Kluger, die sich Zeit nehmen, zuhören und Mut machen. 25 feste Mitarbeiter kümmern sich im stationären Hospiz um bis zu 15 Menschen.

Doch die Pandemie hat die Einrichtung von Beginn an vor Probleme gestellt. "Wir waren auf keiner Verteilerliste, weder für Handschuhe noch für Schutzkleidung, Masken, Desinfektionsmittel", sagt Geschäftsführerin Annette Wallenburg. Das Hospiz müsse sich um jedes Stück selbst kümmern, komme kaum an das Gesundheitsamt heran, so Wallenburg. "Wir mussten immer anmahnen und sagen, dass es uns auch noch gibt. Ich weiß nicht, ob die denken: Die sind eh so schwer krank, da brauchen wir uns wegen Corona nicht scheren."

Weihnachten ist das emotionalste Fest im Hospiz

Auch aktuell sei die Situation nicht viel besser. Es sei ein Spagat, den das Hospiz machen muss - die Gäste schützen und gleichzeitig deren Angehörigen das möglich machen, was möglich ist. "Wir verweigern niemandem den Zutritt, der die 3G-Regelung beherzigt, denn wem wollen sie das sagen: dass sie ihren Lieben in der letzten Lebensphase nicht mehr besuchen dürfen?", sagt die Geschäftsführerin.

Eine Einstellung, über die Patientin Elli Weinert glücklich ist. Auch sie hatte gleich am ersten Tag Besuch von Angehörigen. Dadurch fühle sie sich nicht so allein, sagt sie. "Das ist so schön. Das ist der Zusammenhalt, der Kraft gibt."

Nun steht Weihnachten vor der Tür. Es ist im Hospiz das emotionalste Fest des Jahres. Alle Zimmer sind geschmückt, es wird Musik gespielt, sagt Annette Wallenburg. Vor der Pandemie sei immer ein Chor vorbeigekommen, das ist aktuell nicht möglich. Also würden die Pflegerinnen und Pfleger diese Lücke schließen. "Für alle Patienten, die hier liegen, ist es das letzte Weihnachten, definitiv. Wenn einem das bewusst wird, gibt man sich nochmal so viel Mühe." Eigentlich würden sich in dieser Zeit auch Seelsorger um die Gäste kümmern. Diese seien wegen der Pandemie aber auch oft überlastet.

Zuhören und Mut machen

Elli Weinert fühlt sich trotz der Corona-Einschränkungen gut im Cottbuser Hospiz aufgehoben. Die Mitarbeiter seien freundlich, sie werde "gut verwöhnt", wie sie zu Pflegerin Charleen Kluger sagt.

Die 23-Jährige Kluger ist die Neue im Team, kam im November in das Hospiz - nachdem sie hier zuvor ehrenamtlich gearbeitet hatte. Auch sie hört zu, macht den Gästen Mut. "Sie brauchen keine Angst haben", sagt sie. "Ich habe auch keine Angst", sagt Elli Weinert. Aber es sei "schon ein ganz schöner Schritt. Man muss eben das Schicksal erstmal annehmen."

Was Sie jetzt wissen müssen

Mit Informationen von Jasmin Schomber und Sebastian Schiller.

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.12.2021, 16:10 Uhr

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