Interview | Ralph Matzky vom Impfzentrum Cottbus - "Ich frage grundsätzlich nicht danach, was bringt es mir, sondern ich mache es einfach"

Di 18.01.22 | 16:55 Uhr
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Der stellvertretende Leiter des Cottbuser Impfzentrums, Ralph Matzky
Ralph Matzky im Cottbuser Impfzentrum | Bild: rbb/Carl Winterhagen

Ralph Matzky ist eigentlich Richter. Als die Pandemie begann, änderte sich sein Leben. Er war beim Aufbau des Cottbuser Impfzentrums dabei und ist jetzt Leiter der überregionalen Impfstelle. Im Interview erzählt er, wie es dazu kam.

rbb|24: Herr Matzky, Sie sind Jurist, 48 Jahre alt, Vater zweier fast erwachsener Kinder und eigentlich Richter am Sozialgericht in Cottbus. Was verbindet Sie mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK), das die überregionale Impfstelle in der Stadt betreibt?

Ralph Matzky: Ich hab beim DRK viele Funktionen (Er ist auch Präsident des Kreisverbands Cottbus-Spree-Neiße-West, Anm. d. Red.) und fühle mich mit ihm sehr verbunden. Ich bin von der Grundidee, die dem DRK zu Grunde liegt, überzeugt, anderen Menschen zu helfen. Und wir helfen jedem uneigennützig. Ich habe viel beim DRK erleben dürfen, ich bin Rettungssanitäter und Ausbilder im Bereich der Ersten Hilfe und habe schon viele Kurse mit Erwachsenen gemacht für Führerscheine oder die betrieblichen Ertshelfer. Und das macht extrem viel Spaß.

Jetzt sind Sie Leiter der überregionalen Impfstelle Cottbus - wie sind Sie das geworden?

Gegen Ende 2020 war das Testen bei Corona-infizierten Personen ganz wichtig. Da waren wir mit dem DRK im Wechsel mit den Johannitern in der Stadt unterwegs, zum Teil bis in die Nacht hinein. Ich erinnere mich noch daran, dass wir selbst Heiligabend bis 16 Uhr in Schutzanzügen in der Stadt Leute getestet haben. Und dann hieß es, dass möglichst schnell die Impfzentren in Potsdam und Cottbus aufgebaut werden sollten. In Cottbus hatte das DRK den Auftrag übernommen. Und es war für mich keine Frage, dass ich mich da einbringe. Im Januar 2021 haben wir mit Jens Rohloff von den Johannitern das erste Impfzentrum eröffnet.

Wurde dann aus dem Ehrenamt ein Hauptamt für Sie?

Zu Beginn war ich relativ wenig von meiner richterlichen Tätigkeit freigestellt. Ich habe dann auch versucht, tageweise meiner Arbeit als Richter nachzukommen. Aber man hat dann gemerkt, dass sich auf Grund der Öffnungszeiten teilweise bis zu zwölf Stunden, das nicht mehr mit meiner Arbeit als Richter vereinbaren lässt. Und so wurde ich immer mehr freigestellt, so dass ich mich überwiegend für das Impfen einsetzen konnte.

Woher kommt dieses Engagement, was treibt Sie um?

Weil es mir wichtig ist, zu helfen. Also ich helfe anderen Menschen gern, soweit ich das kann, mache ich das jederzeit. Ich frage grundsätzlich nicht danach, was bringt es mir, sondern ich mache es einfach. Ich freue mich, wenn andere sich freuen, wenn es klappt. Und es hat sich als gut erwiesen, dass ich als Richter gewohnt bin, Gesetze und Verordnungen zu lesen.

Wir hatten Phasen im Impfzentrum, wo der Impfbetrieb stark reguliert war, wo wir entscheiden mussten, wer darf geimpft werden und wer nicht. Und damals, als der Impfstoff sehr knapp war, wollten sehr viele geimpft werden und wir konnten nicht alle impfen. Und dann galt es natürlich entsprechend der Priorisierungsverordnung zu gucken, wer fällt darunter und wer nicht.

Es war wirklich so, dass ich manchmal tagelang mit dem Handy und der Verordnung auf dem Smartphone am Registrierungsbereich stand und die Fälle ad hoc entscheiden musste. Das war eine mehr rechtliche als medizinische Tätigkeit. Da ist mir im Nachgang bewusst geworden, dass es gar nicht so schlecht ist, dass ich Gesetze lesen kann und mich zurecht finde in diesem Bereich.

Sie haben eine große Verantwortung mit dem, was Sie hier tun, denn inzwischen sind Sie ja auch für kleinere Impfstrassen im Spree-Neiße-Kreis zuständig. Nehmen Sie diese Verantwortung anders wahr als im Gerichtssaal?

Die Verantwortung hier ist viel, viel größer als im Gericht. Da habe ich sicher auch Verantwortung dafür, dass das Verfahren richtig läuft, aber ich muss mich um relativ wenig kümmern im Gericht. Hier ist es so, dass ich mich neben dem eigentlichen Impfbetrieb um Personal und Abrechnungen kümmern muss. Ich muss gucken, dass Impfstoff und Impfmaterialen da sind, dass die Verträge funktionieren, dass die Einsatzkräfte ordnungsgemäß eingeteilt sind, dass auch jetzt die Impfstati überprüft werden. Also ich hab schon mehr zu tun und deutlich mehr Verantwortung, das merke ich.

Impfzentrum Starttag Cottbus (Foto: rbb/Manske)
Bild: rbb/Manske

Hoffen Sie darauf, dass das hier für Sie nur eine temporäre Arbeit ist?

Ja, natürlich. So viel es mir auch Spaß macht. Ich hoffe, dass wir mit unserer Tätigkeit einmal das Ende der Pandemie erreichen. Ich würde gern auch wieder ins normale Leben zurück, denn Hobbys und Freizeit sind gänzlich runtergefallen. Ich hab eine 55-Stunden-Woche. Ich habe eine liebevolle Partnerin, aber auch sie braucht Zeit mit mir. Ich hoffe schon, dass es irgendwann mal wieder komplett zurückgeht ins normale Leben, dass ich auch wieder ins Gericht gehen kann und freue mich, dort wieder Verfahren machen zu können und Urteile zu fällen. Es ist also nicht so, dass ich das hier auf Dauer machen möchte. Ich mache es gern, es hat für mich einen Sinn, aber ich würde auch gern wieder in die andere Tätigkeit zurück gehen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Carl Winterhagen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 18.01.2022, 15:10 Uhr

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3 Kommentare

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  1. 3.

    Bei allem Respekt vor Herrn Matzkys Engagement ist er doch bei fortlaufenden Beamtenbezügen in einer sehr privilegierten Position. Und am Sozialgericht gibt es Richtermangel. Durch eine funktionierende Gerichtsbarkeit wird auch
    viel für die Menschen getan. Die Impfung wird die Pandemie jedenfalls nicht beenden, das zeigt der Blick in Länder mit höherer Impfquote. ( Israel,Gibraltar )

  2. 2.

    Da schließe ich mich an. Bei den ganzen Nachrichten über Fehlverhalten und Aluhut-Proteste übersieht man manchmal, dass die große Mehrheit sich vernünftig verhält und es eine große Minderheit von Menschen gibt, die sich über das allgemein erwartbare Maß hinaus positiv engagieren. Nur schreien letztere dabei nicht so laut wie die Querdenker.

  3. 1.

    Danke Herr Matzky. Über solche Menschen sollte viel öfter berichtet werden. Nicht immer den ewigen Meckerern und Nörglern so viel Platz einräumen.

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