Debatte in Brandenburg - Viele Gründe für den Ärztemangel - aber keine Lösung

Di 08.02.22 | 17:09 Uhr | Von Daniel Friedrich
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Diskussion zum Thema Ärztemangel in Luckau
Audio: Antenne Brandenburg | 08.02.2022 | Schomber, Friedrich | Bild: rbb/Daniel Friedrich

Eine Praxis weniger in Luckau, zwei in Lübben, drei weitere Ärzte sind kurz vor ihrem Ruhestand. Zwischen Luckau, Golßen und Lübben fehlen die Hausärzte - doch eine Lösung des Problems ist nicht in Sicht. Am Montag berieten Politiker, Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung und Bürger - konkrete Vorschläge, wie die Situation entspannt werden kann, gab es jedoch nicht.

Als wichtiger Grund für das Fehlen von Ärzte-Nachwuchs gilt, dass in Brandenburg bisher kaum Ärzte ausgebildet werden. Viele junge Ärzte lassen sich eher in oder in der Nähe von Großstädten nieder. Kleine Orte wie Luckau - eine Stadt ohne Bahnanschluss - haben es da schwer.

Daran werde sich auch kurzfristig nichts ändern, sagt Torsten Braunsdorf, Präsident der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung. Er setzt darauf, dass in Cottbus in der Zukunft Ärzte ausgebildet werden. Die ersten würden aber frühestens 2037 fertig sein. Deshalb versuchen Städte, Land und Kassenärztliche Vereinigung die Ärzte kurzfristig mit Geld aufs Land zu locken.

Situation wird sich verschärfen

Doch Geld ist nicht alles, das wurde in Luckau ebenfalls deutlich. Doreen Sharav, die dort in Kürze eine neue Hautarzt-Praxis aufmacht, erklärte, dass sie Hilfe bekommen habe, einen passenden Praxisraum zu finden. Auch bei den Baugenehmigungen sei ihr die Stadt entgegengekommen.

Im benachbarten Lübbenau sowie in Dahme ist die Situation ebenfalls schwierig, auch dort stehen Hausärzte in diesem Jahr vor ihrem Ruhestand. In Lübben hat nur ein neuer Arzt einen Antrag auf Zulassung gestellt.

Mediziner Silvio Kaiser bemängelte in der Diskussion eine stark gestiegene Arbeitsbelastung und zu viel Bürokratie. Auch das würde junge Ärzte abschrecken, eine eigene Praxis zu eröffnen, sagte er.

Sendung: Antenne Brandenburg, 08.02.2022, 14.10 Uhr

Hinweis: in einer früheren Version des Textes war davon die Rede, dass es in Brandenburg keine Medizinerausbildung gibt. Das stimmt nicht, denn an der Medizinischen Hochschule in Brandenburg an der Havel kann Medizin studiert werden. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.

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11 Kommentare

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  1. 11.

    Es fängt doch schon bei den Studienplätze an
    Bei Durchschnutt 1,4 braucht man sich schon gar nicht mehr bewerben, bekommt man nicht und wer sagt durchschnittlich ob der Abiturient nicht einfach im letzten Jahr Pech gehabt

    Desweiteren verdient man dich in BRb kein Geld. Mein Hausarzt meinte letzten das man 10 km weiter in Berlin mehr verdient.
    Weiterhin kommt man meist eh schon aus dem Studium mit ein paar Bafögschulden, dann soll man sich noch eine teure Praxis mit Geräten anschaffen?
    Dann folgt meist eins aufs andere.....

  2. 10.

    Vorschlag:

    Sie gehen mit ihren Konzepten in die Politik! dann ist die Politik danach nicht mehr konzeptlos oder?

  3. 9.

    Unser Gesundheitssystem ist schlichtweg krank. Die Polikliniken, heute MVZ’s , mussten zerschlagen werden.Ärzte Wander ab und arbeiten lieber in der Politik oder anderen Positionen, wo sie kaum noch etwas mit Medizin zu tun haben. Eine bestehende Praxis zu übernehmen ist eigentlich ein Maschine zum Geld drucken. Aber die jungen Mediziner scheuen den bürokratischen Aufwand, lieben den pünktlichen Feierabend und die Nähe zur Großstadt und die Politik ist wie fast immer konzeptionslos.

  4. 8.

    Es muss wieder die Gemeindeschwester, wie zu DDR-Zeiten, her.
    Zwar wird dadurch die Problematik des Ärztemangels nicht gelöst doch sie würde ein wenig abgefedert.
    Nach der Wende wurden ja auch die Polikliniken abgeschafft, heute gibt es sie zum Teil wieder und nennen sich Ärztehaus oder Gemeinschaftspraxis.

  5. 7.

    Was interessieren einen schon Grundgesetz und Grundrechte.....

    Gehen Sie bitte in die nächste Diskussionsveranstaltung und präsentieren Ihre Lösung

  6. 6.

    Naja die Pharmaindustrie hat viele Chemiker, Biologen, Pharmazeuten und alles dazwischen.....

  7. 5.

    " welches ihm die Ausbildung ermöglicht hat, hier seinen Job macht! "

    und dann diktiert wo er sich niederlassen darf ? natürlich auf eigenes Risiko .... das gibt die Rechtslage nicht her,... noch

  8. 4.

    " das Ärzte auch als Ärzte arbeiten und nicht irgendwo als Berater oder Abteilungsleiter umher sitzen " ??

    und die Impfstoffentwickler zB von Biontech ? und überhaupt in der Pharmaindustrie sind alle Mediziner, aber nicht klinisch tätig und als Landärzte schon gar nicht ; der Landarzt aus vergangenen Zeiten hat keine zukunft mehr, diese Ärzte finden nur sehr schwer einen Nachfolger ..wenn überhaupt

  9. 3.

    Dann sollte doch mal das System umstrukturiert werden! Studium nur, wenn der angehende Mediziner 20 Jahre in seinem Land, welches ihm die Ausbildung ermöglicht hat, hier seinen Job macht!

  10. 2.

    " dass in Brandenburg bisher keine Ärzte ausgebildet werden. " mag sein, ist aber nicht die Ursache der Probleme.

    " Auch das würde junge Ärzte abschrecken, eine eigene Praxis zu eröffnen, " stimmt, die lassen sich lieber in einem MVZ anstellen , haben keine Kreditverpflichtungen , festes Gehalt und keinen Abrechnungsärger.... aber in der geschilderten
    Region gibt es eben keine MVZ...... aus gutem Grund

  11. 1.

    Solange man den Menschen einredet das bezogen auf die Bevölkerungszahl genug Ärzte vorhanden sind, wird sich nichts ändern. Außerdem wäre es von Bedeutung, das Ärzte auch als Ärzte arbeiten und nicht irgendwo als Berater oder Abteilungsleiter umher sitzen. Verständlich ist das sicherlich, denn dort haben sie weniger Stress, regelmäßig Urlaub und ob sie nun krank sind oder nicht, interessiert auch niemanden.

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