Wasserkonferenz diskutiert über Lösungen - Ohne Tagebaue wird das Wasser in der Lausitzer Spree knapp

Fr 10.06.22 | 18:43 Uhr | Von Nico van Capelle
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Spreewaldfließ ohne Touristen, Bild: Antenne Brandenburg
Audio: Antenne Brandenburg | 10.06.2022 | Nico van Capelle | Bild: Antenne Brandenburg

Bis zu 50 Prozent des Wassers in der Lausitzer Spree kommt aus Braunkohle-Tagebauen. Woraus sich der Fluss nach dem Kohleausstieg speisen soll, hat eine Wasserkonferenz der Lausitzer Grünen thematisiert. Von Nico van Capelle

Die Pegel der Lausitzer Spree drohen zu sinken. Denn zur Hälfte speist sich der Fluss aus Wasser aus den Braunkohletagebauen. Das Grundwasser muss dort besonders niedrig gehalten werden, damit die Tagebaue nicht volllaufen. Wenn der Tagebau stoppt sind also auch 50 Prozent des Wasserzulaufs zur Spree nicht mehr vorhanden. Die Problematik haben die Grünen in Cottbus auf einer Wasserkonferenz thematisiert, zu der auch Vertreter von Gewerkschaften, von Umweltverbänden und des Energiekonzerns Leag geladen waren.

"Mit dem Kohleausstieg wird sich die Spree ihr natürliches Kleid, was dünner sein wird, wieder anziehen", sagt Ingolf Arnold, Vorsitzender des Fachverbands Wassercluster Lausitz. Und das ist ein Problem für die gesamte Gesellschaft, bis nach Berlin." Die Auswirkungen würden auch die Trinkwasserversorgung in der Hauptstadt betreffen, meint Arnold weiter.

Wasserkonferenz der Grünen in Cottbus in einem gläsernen Sitzungssaal
Wasserkonferenz der Grünen in Cottbus. | Bild: rbb/Schiller

Anknüpfen an benachbarte Flüsse

Ingolf Arnold schlägt vor, in benachbarte Flussgebiete auszuweichen. Zwei Gebiete kämen seiner Meinung nach infrage: das der Elbe und das der Oder mit der Lausitzer Neiße. "Aber das ist natürlich genehmigungsrechtlich eine sehr hohe Hürde", ist sich Arnold bewusst.

Der Idee, Wasser von anderen Flüssen in die Spree überzuleiten, steht Isabell Hiekel von der Grünen-Landtagsfraktion skeptisch gegenüber. "Wenn wir Wasser brauchen und Trockenbereiche haben, dann haben das andere Bereiche ja auch", gibt sie zu bedenken. Sie sieht Lösungen eher beim Rückhalt von Regenwasser oder indem man einige Pumpen der Tagebaue weiterlaufen lässt - jedoch auf Kosten des Grundwassers.

Lösung steht noch aus

Einig sind sich die Konferenzteilnehmer darüber, dass es zum jetzigen Zeitpunkt noch keine konkrete Lösung für das bevorstehende Problem der Wasserknappheit gibt. So auch René Schuster vom Umweltverband Grüne Liga. Aus seiner Sich gibt es nur noch Schadensbegrenzung. Dringend wäre, bei den noch laufenden Tagebauen beziehungsweise bei deren Rekultuvierung zu große künstliche Seen zu vermeiden, meint Schuster: "Denn diese Seen erhöhen den Verdunstungsverlust der Lausitzer Landschaft." Und was einmal verdunstet sei, könne selbstredend nicht mehr in der Spree ankommen.

Das simple Fluten von ehemaligen Tagebauen hat sich vielerorts durchgesetzt - auch, weil es eine kostengünstige Lösung für die Betreiber ist. "Deswegen sind wir auch der Meinung, dass alle Maßnahmen, die zum Niedrigwassermanagement nötig sind, anteilig von der Leag als Verursacher finanziert werden müssten", findet Schuster.

Sendung: Antenne am Nachmittag, 10. Juni 2022, 15.42 Uhr

35 Kommentare

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  1. 35.

    "Trockenfallen der Spree ist spätestens hinter dem Schwielochsee sehr unwahrscheinlich und im Oder-Spree-Kanal bei Briesen praktisch ausgeschlossen."
    Abwarten.
    Der OSK ist nicht der Weisheit letzter Schluss.
    Die TS Spremberg war bereits mehrfach kritisch.
    Und was 2016 schon trocken gefallen ist, lässt sich u.a. aus https://www.parlamentsdokumentation.brandenburg.de/parladoku/w6/drs/ab_6000/6056.pdf heraus lesen (Frage 8). Und wer die seit dem einhergehende Entwicklung verfolgt hat, weiß, das die TS Spremberg nicht der Weisheit letzter Schluss ist, zumal Sie nicht der Versorgung sondern dem Hochwasserschutz dient.

  2. 34.

    Nun ist ja das, was in der Lausitz passiert auch nicht neu. Erfahrung und Ergebnisse zu dieser Problematik sind vorhanden.
    https://www.lanuv.nrw.de/umwelt/wasser/grundwasser/folgen-des-braunkohleabbaus
    Selbst hier vor Ort liegen veritable Ergebnisse vor und weitere Projekte laufen.
    https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/schutzgebiete/nabu-schutzgebiete/brandenburg/24895.html
    Von einer umweltverträglichen Umgestaltung würde langfristig auch der Spreewald profitieren.

  3. 33.

    Großteils bekannt, ja. Ich wäre trotzdem dafür, die Wassergewinnung für Frankfurt wieder näher an die Oder zu verlagern - nicht morgen, aber auf längere Sicht.

  4. 32.

    Vor 25 Jahren, Sie werden sich erinnern, war ein größeres Ereignis, was der Wassergewinnung für FF an der Oder ein für alle mal ein Ende gesetzt hat. Anteil war seinerzeit aber schon limitiert.
    Briesen hat ausreichend Kapazität und die Qualität des Frankfurter Wassers war seinerzeit nicht unproblematisch. Auch die Pläne aus DDR-Zeiten für ein großes neues Wasserwerk an der Oder wurden damals endgültig verworfen.
    Inzwischen fehlt Schutzgebiet und Genehmigung.
    Wie Sie sicher auch wissen, versucht man die Abhängigkeit von der Spree zu mindern und neue bzw. vorhandene Rechte an Grundwassergewinnung zu erschließen.
    Trockenfallen der Spree ist spätestens hinter dem Schwielochsee sehr unwahrscheinlich und im Oder-Spree-Kanal bei Briesen praktisch ausgeschlossen. Nicht vergessen momentan schafft es die Spree diverse Seen zu füllen. Der Wahnsinn wird ja hoffentlich irgendwann mal aufhören, so dass man die Talsperren und die Spree nochmal sparsamer bewirtschaften kann.

  5. 31.

    Ich habe diesen Artikel und die Zusammenhänge ausführlich kommentiert.
    Wäre hilfreich wenn Sie bei Ihre Quellen nicht nur die Überschrift lesen...

  6. 30.

    Das ist schon richtig. Die Flachlandtalsperre bei der Ortschaft Bräsinchen wurde zw. 1958/59 erbaut u. ist etwa 1960 im sog. Regelbetrieb. Damit konnte die Spree reguliert werden und infolge des Talsperrengewässers der Wasserspiegel üNN je nach Erfordernis durch die Abgabemengen. Schönes `Teil, aber eben kein Badegewässer. V.a. nördlich v. SPB auch immer wieder mal ein Fall für die "Wassergüte". Nur ìst das Wasseraufkommen/-dargebot dennoch in der Zwischenzeit erheblich mehr beansprucht worden, so dass ein anderes, auch sehr schönes Fließ, die Tranitz, für die Einleitung von "Spreewasser" in den Ostsee bei CB-Stadt genutzt wird. Tja, irgendwie muss ja das Terrain des TB CB "voll werden". Der Abbau war eben politisch gewollt. Und man hat auch dort eine alte Niederungslandschaft verloren. Wie Gras über eine Sache wächst, wird irgendwann eine sehr große Wasserfläche entstehen. Es wird noch sehr lange dauern, bis diese Landschaft die Qualität eines Senftenbergers Sees erreicht.

  7. 29.

    Bei tiefen Seen als gefluteten Tagebaurestlöchern gibt es aber immer wieder das Problem der instabilen Ufer wie gerade hier in Frankfurt mit dem Helenesee (max. Tiefe 56m, mittlere Tiefe 36 m).

  8. 28.

    Da ergibt sich die Frage, warum eine für Brandenburg große Stadt wie Frankfurt ihr Wasser aus diesem Rinnsal Spree bezieht und nicht (wie früher) einen der mächtigsten Flüsse Deutschlands direkt in der Stadt zur Wassergewinnung nutzt.

  9. 27.

    Sie mimen hier einen auf ganz Grün. Bisher war es Ihnen doch sicher auch gleichgültig woran Sie sich den Hintern gewärmt haben. Hauptsache es war warm und es gab genug Strom.

  10. 26.

    Ja das Volumen was fehlt ist zum größten Teil das verbrannte organische Material.

    Die Abraumhalden existieren, mag nicht besonders sinnvoll sein, die zum verfallen zu nutzen. Grundsätzlich Anspruch darauf hätte eine Gesellschaft vom Bergbaubetreiber aber oder nicht?

    Viel wichtiger wäre, die Oberfläche der Seen möglichst gering zu halten. Also müsste die Leag zb die Cottbusser Ostsee so umgestalten, dass der See doppelt so tief, aber nur die Hälfte der Fläche hätte. So würde für hunderte Jahre Wasser in der Region verbleiben und NICHT verdunsten.

    Das die LEAG die Löcher natürlich mit geringsmöglichen Aufwand mehr oder weniger so belassen will wie die eben nach dem Abbau der Kohle da sind ist auch klar, die Gesellschaft hat aber andere Interessen und ein Anrecht darauf.

  11. 25.

    Die Spree war allerdings schon reguliert bevor man im großen Stil begann Braunkohle immer tiefer nach dem Motto "Braunkohle um jeden Preis" aus der Erde zu holen.

  12. 24.

    Theoretisch ja,trotzdem bleibt am Ende ein Defizit in Menge der rausgekratzten Kohle. Und da ist es für die Leag eben die billigste Variante einen möglichst großen Teich draus zu machen und uns das mit allen Folgen als Erfolg zu verkaufen.

  13. 23.

    Es gibt im Tagebau keine nennenswerten Abraumhalden. Die entstehen nur am Anfang, um die Kohle freizulegen. Danach frisst sich der Tagebau voran und verfüllt mit dem dabei entstehenden neuen Abraum das entstandene Loch zu großen Teilen wieder. Im Prinzip wird die ganze Landschaft einmal komplett umgegraben. Das Loch, was am Ende bleibt, wenn der Tagebau geschlossen wird, ist vom Abraum des Tagebaubeginns so weit entfernt, dass ein Transport praktisch nicht mehr möglich ist und wird deshalb normalerweise einfach geflutet bzw. läuft mit Grundwasser langsam allein voll. Die Renaturierung der Tagebaurestflächen erstreckt sich daher mehr oder weniger auf eine nutzbare Landschaftsgestaltung, zum Beispiel durch Verdichten, wo nötig, durch Bepflanzung und Uferformung. Da hinter dem Tagebau ziemlich flaches Land mit guter Erde entsteht, ist das landwirtschaftlich sogar sehr brauchbar. Dass die Landschaft für immer zerstört wäre, stimmt so nicht ganz.

  14. 22.

    Echt? Wäre ich nicht drauf gekommen.
    Also der Bagger schmeißt erst das Erdreich über den Flözen auf ein Förderband. Diese verteilen den Abraum dann in der Gegend (Tipp: Fotosuche "Abraumhalden Lausitz"). Der Abraum verursachende Prozess des Abbaggerns eben dieses Erdreiches ist technisch umkehrbar - oder etwa nicht?

  15. 21.

    Bei der ganzen Diskussion wird auch vergessen, dass es trotz "Sumpfland" Niederlausitz auch im Spreewald, an der Schwarzen Elster, bei Calau u.im Gubener Raum ein Trockenfallen der Fließgewässer sommers gab, was mir jetzt so spontan einfällt. Mit der Einleitung der Tagebauwässer, erst im ungereinigten Zustand, später hart erkämpft (!) gereinigt, wurde versucht, ein erhebl. Defizit auszugleichen. Besonders schöne Kleinauenlandschaften, z.B. am berühmten Koselmühlenfließ büssten ihre Vorkommen an seltenen Pflanzen und Libellen ein. Die Abwässer waren, komplex (chemisch) bedingt, auch eine sehr aggressive "Flüssigkeit", wo dann viele Gelder fließen mussten. Vor den jetzigen Ergebnissen wurde vorgewarnt. Es gab ja juristsiche bedingt, eine Menge Leute, die sich damit befassten und die nicht nach der parteipolitischen Pfeife tanzten. Man kann eben heute in einem `kontinental übergreifenden`Klimabereich keinen englischen Rasen zur privaten Erbauung "haben wollen".

  16. 20.

    Der Kohlestrom war nur billig weil die Folgekosten nicht eingepreist wurden. Da kommt im Nachhinein nicht nur eine Rechnung. Dank Politik-Kohlefilz der letzten 30 Jahre dürfen wir die nun alle bezahlen.

  17. 19.

    In "keine Ahnung und davon viel" können Sie sich ganz sicher einreihen oder wollen Sie die Bärenbrücker Höhe im Restloch Cottbus Nord oder Jänschwalde verkippen? Diese Erdmassen stammen vom Aufschluß dieser beiden Tagebaue. Soviel Unwissen auf einem Haufen ist kaum zu ertragen.

  18. 18.

    Ach Herr Neumann kommen Sie doch bitte nicht mit Fakten, die stören doch nur, egal ob John oder Neugieriger.

    Also bloß nicht den Notkredit erwähnen als auch dass die Leag die Halbe Spree verdampfen will.

    @Matthias, das mit dem Trockenfallen der Spree auch früher ist mir durchaus bewusst, nur der Betrieb vom Kraftwerk Jänschwalde (halbe Spree) und das bestehende Wasserdefizit im Boden welches über Jahrzehnte produziert wurde verschlimmert die Situation in einem praktisch kaum mehr beherrschbarem Ausmaß. Der Klimawandel ist da nur das I-Tüpfelchen. Man muss jetzt eben in Wasserrückhaltung investieren, nicht Wasserableitung.

  19. 17.

    Wegen stark gestiegener Energiepreise [!] hat die LEAG allerdings vor ein paar Monaten in der Tat mit 5,5 Milliarden Euro einen der höchsten KfW-Kredite überhaupt bekommen. Sogar der RBB hatte darüber berichtet:
    https://www.rbb24.de/studiocottbus/wirtschaft/2022/03/leag-kfw-foerderbank-kredit-milliarden-handelsblatt.html

  20. 16.

    Die Volumenbilanz dürfte nicht aufgehen. Dürften also noch flachere Teiche werden, die biologisch oder touristisch für höhere Lebewesen nicht taugen.
    Aber ein Denkansatz zur Schaffung von so etwas wie künstlichen Moorflächen könnte es vielleicht sein. Also Kohlenstoffsenken.
    Diverse Holzreste noch beigemischt, dann können die Wesen, die nach dem Menschen kommen, wieder Kohle abbauen.

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