Medienbericht - ICE-Strecke zwischen Berlin und Cottbus offenbar vorerst vom Tisch

Do 15.09.22 | 12:34 Uhr
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Ein Intercity vom Typ ICE 4 fährt nahe der Stadt aus Hamburg kommend in Richtung Berlin (Bild: dpa/Soeren Stache)
Audio: Antenne Brandenburg | 15.09.2022 | Martin Schneider | Bild: dpa/Soeren Stache

In Cottbus entsteht laut Bahn gerade das modernste Bahnwerk Europas, unter anderem für die Wartung von ICEs. Brandenburg wollte Druck machen, damit Cottbus auch eine ICE-Anbindung bekommt. Doch sie scheint nun erstmal vom Tisch zu sein.

Eine mögliche ICE-Strecke Berlin-Cottbus steht offenbar auf der Kippe. Von den
insgesamt 40 Projekten zum Ausgleich für den Kohle-Ausstieg in den Revieren könnten nur 25 verwirklicht werden, heißt es der Nachrichtenagentur Reuters zufolge in einer Aufstellung des Verkehrsministeriums. Die Austellung liegt Reuters deren Angaben vom Donnerstag zufolge vor.

Damit sei das für die Reviere zur Verfügung stehende Budget erschöpft, heißt Reuters zufolge in einer Antwort auf eine Anfrage aus dem Bundestag. Aber auch von den verbliebenen seien nur zehn angeschoben, vier weitere könnten folgen. Die Umsetzung der übrigen elf sei abgelehnt worden. Darunter ist auch die geplante ICE-Strecke Berlin-Cottbus, für die über 1,6 Milliarden Euro investiert werden müssten.

Wirtschaftsminister Jörg Steinbach skeptisch

Hintergrund ist, dass zwar der Bund die Schienenprojekte aus den Mitteln von insgesamt 40 Milliarden Euro zum Ausgleich für einen Kohle-Ausstieg bis spätestens 2038 bezahlen will. Den Betrieb der Strecken müsste dann aber die Deutsche-Bahn-Tochter DB Netz finanzieren. Das Unternehmen lehnt dies aber dem Ministerium zufolge bei vielen Projekten wie der ICE-Strecke Berlin-Cottbus ab, da sich damit allein der Unterhalt der Strecken nicht rechnen würde.

Der Bau wäre nur möglich, wenn auch der Betrieb vom Staat subventioniert würde. Dafür sind aber keine Mittel eingeplant. Insgesamt liegen deshalb Bahn-Projekte für über vier Milliarden Euro in den betroffenen Kohle-Ländern auf Eis. Das geht laut der Nachrichtenagentur Reuters aus der Aufstellung des Ministeriums hervor.

Der Brandenburger Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) kann sich nach eigener Aussage nicht vorstellen, dass die ICE-Anbindung nicht kommt. Das sagte er in einer ersten Reaktion dem rbb. "Es ist völlig unsinnig - da wird uns auch die Deutsche Bahn argumentativ unterstützen - ein Wartungs- und Instandhaltungswerk für ICEs zu bauen und dann nicht mit einer vernünftigen Gleisanbindung das Heranfahren und Wegfahren der Züge zu ermöglichen." Er glaube nicht, dass in der Sache damit das letzte Wort gesprochen sei.

Woidke im Mai für zeitnahe ICE-Anbindung

Im Mai hatte der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) beim Spatenstich für das neue Instandhaltungswerk in Cottbus gesagt, dass es das Ziel sein sollte, möglichst zeitnah auch die ICE-Züge in Cottbus losfahren und enden zu lassen. "Wir machen da als Land Brandenburg richtig Druck", so Woidke damals. Im Jahr 2024 sollen in Cottbus die ersten ICE-Züge gewartet werden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 15.09.2022, 11:30 Uhr

38 Kommentare

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  1. 38.

    Reden wir hier von einer ICE-Linie oder einer Schnellfahrstrecke?

    Eine Linie erfordert nur einen Federstrich. Nach Binz fährt der ICE ja auch auf Gleisen, die 160 oder sogar nur 120 km/h zulassen. Es wäre also einfach, die Überführungsfahrten zum Ausbesserungswerk als Linienfahrt zu betreiben, mit nur einem Halt in Lübben. Da wäre man in rund einer Stunde von Cottbus am Hauptbahnhof oder am BER.

    Die Görlitzer Bahn für Tempo 200 auszubauen würde 10 Minuten sparen, aber eine Milliarde kosten und bis in die 30er Jahre dauern. Wer will das? Die Bahn muss alle Kräfte dafür einsetzen, die durchgängige Zweigleisigkeit herzustellen, das Nadelöhr Königs Wusterhausen aufzuweiten, den weiteren Verlauf nach Görlitz und Zittau auszubauen und zu elektrifizieren. Das bringt mehr als eine unsinnige kurze Schnellfahrstrecke, kostet weniger und geht schneller.

  2. 37.

    Ein ICE-Werk in Cottbus, das fern jeglicher Hochgeschwindigkeitstrasse, um dort die Fahrzeuge warten zu wollen ist kurz und mittelfristig eine verkehrspolitisches Absurdität. Brandenburg bräuchte eher ein gut ausgebautes Basisnetz(Zweigleisig, Elektrisch und 160km/h) in der Fläche als einen "Leuchtturm" in der "Sandwüste".

  3. 36.

    Die Gleisanbindung von Berlin nach Cottbus zum künftigen ICE-Werk ist ja da. Sie wird nur nicht für ICE-taugliche Geschwindigkeiten ausgebaut. Die ICE werden dann leer nach Cottbus und zurück überführt. Typisch Deutschland.

  4. 35.

    Um Stahnsdorf bereits jetzt voll auslasten, bedarf es genau null Zügen. ;-) Das Werk ist erst in Planung:
    https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2022/06/brandenburg-potsdam-mittelmark-stahnsdorf-ice-bahn-instandhaltungswerk-widerstand.html

    Um mit den "normalen" ICE gen Polen zu fahren, bedürfte es komplett neuer Züge, da die Polen wie andere Eisenbahnen auch bzgl.. Signal- und Zusicherungstechnik sowie Fahrspannung ihr eigenen Süppchen kochen. Bestenfalls werden deshalb dorthin ICE-L, also lokbespannte Züge fahren wie wir sie heute als IC oder EC kennen.

  5. 33.

    "Oder sollen ICEs bald jede Milchkanne anfahren? "
    Da das mit Netz für jede Milchkanne nicht geklappt hat, wäre es eine Alternative.
    SCNR!

  6. 32.

    ICEs sind Fernverkehrszüge quer durch die Republik.

    Also mal Kirche im Dorf lassen, Cottbus könnte auch eine schnelle RE oder IC Verbindung haben und das würde mehr als ausreichen.

    Oder sollen ICEs bald jede Milchkanne anfahren?

    Nach Dresden ist die schnellste Verbindung eben mit Umsteigen in Duberlug. Ein Schlenker über Großenhain muss wohl immer sein, es gibt einfach keine andere Strecke.

    Wozu braucht man überhaupt die Bahn in der Lausitz? ich dachte da fährt jeder Diesel?

  7. 31.

    >" Aus Berlin fahren die nach Stahnsdorf."
    Stahnsdorf ist jetzt schon ausgelastet und hat keinen Platz mehr für Erweiterung. Die DB AG hat mehr Sprinterverbindungen von / nach Berlin mit mehr neuen ICE Einheiten in Planung und schon bestellt. Cottbus liegt da günstig zwischen den Sprintercentren Berlin und Leipzig / Dresden und wird natürlich auch gefördert. Und mal strategisch ein wenig weiter gedacht... liegt ja auch noch die ICE-Ostverbidung nach Polens Warschau und Breslau in der Luft.

  8. 30.

    "Bin ja gespannt, wie die ICE Züge später mal zur Wartung nach Cottbus kommen." Die kommen aus Leipzig! Aus Berlin fahren die nach Stahnsdorf.
    Wozu ein Gleis zwischen Berlin und Cottbus?

  9. 29.

    Das ist ein Werk der schweren Instandhaltung, da haben die Züge Standzeiten von bis zu 3 Monaten. Bei 4 Bearbeitungsgleisen im Werk, reicht eine handelsübliche Anbindung.

  10. 28.

    Ich versteh die Aufregung nicht! Der Ausbau der Strecke war doch nie gewollt. Aus dem Koalitionsvertrag:
    Zitat: Die Elektrifizierung und der Ausbau von Bahnstrecken in Brandenburg sind wichtige Bestandteile der Modernisierung der Schieneninfrastruktur. Dies betrifft beispielsweise [...] und die Ostbahn sowie den Abschnitt von Cottbus in Richtung Leipzig.

    Der Ausbau der Strecke von Berlin aus scheitert doch schon am Bahnhof KW, der jetzt für Millionen nen bissl Brücke und nen Gleis hinterm Bahnhof bekommt.
    Während bestehende Strecken eingestellt werden, kommt Steinbach um die Ecke. Können Beermann und Steinbach nicht einfach mal miteinander reden und sich auf eine gemeinsame Linie einigen....

  11. 27.

    Sehr schön, das ist noch besser! Dennoch kann eine überregionale Strecke derart Schwachstellen nicht gebrauchen.

    Man muss ja auch an den Güterverkehr denken.

  12. 26.

    Vielleicht sollte man die Verbindung einfach weiter denken, als nur bis Cottbus. Vielleicht könnte man es wie beim fliegenden Schlesier bis nach Breslau oder gar wieder bei Beuthen verlängern. Die originale Strecke lief zwar über Ffo, aber über Cottbus sollten da auch Gleise vorhanden sein.

  13. 25.

    >"nicht für die vergleichsweise seltenen Überführungen."
    So selten sind die Überführungen nicht. Um so ein Werk 24 h auszulasten, müssen mindestens 10 ICE Einheiten am Tag dort anrollen. Und das auf kürzestem Wege wegen der Logistik. Diese eingleisige Strecke ist jetzt schon am Limit ihrer Leistungsfähigkeit mit Regionalzügen und Güterzügen Nachts. Das 2. Streckengleis ist bitter notwendig.

  14. 24.

    Warum nicht ?

    Zuführungen zu langen Instandhaltungsstillagen wie im geplanten Werk können nachts passieren. Können auch (temporär) über Umwege erfolgen (und müssen Sie beim Ausbau der Strecke sowieso).

    Das zweite Gleis ist für die Angebotsausweitung im Taktverkehr notwendig, nicht für die vergleichsweise seltenen Überführungen.

  15. 23.

    dann eben weiter regional- e x p r e s s.

  16. 22.

    @toberg: Gut, dass wir uns wieder treffen! Diesmal geht es um das dringend benötigte zweite Gleis zw. CB - Vetschau - Lübbenau. Hoffen wir mal, dass wenigstens das dann (ha, ha!) zeitnah geschieht. Dann wird das ehem. RAW in CB (Reichsbahnausbesserungwerk) noch besser florieren, wie der Standort in Wittenberge -natürlich - Sie wissen schon.
    Ich hoffe, dass Sie mit der sich bei Eingabe verkleinernden Schrift besser zurrande kommen als ich in dem Plädoyer für W.!

  17. 21.

    In Cottbus sollen größere Wartungen stattfinden, jedoch nicht der kleine Boxenstopp. Die Züge könnten also in den aufkommensschwachen Zeiten überführt werden.

  18. 20.

    >"Bin ja gespannt, wie die ICE Züge später mal zur Wartung nach Cottbus kommen."
    Na ich aber auch... Ohne das 2. Streckengleis wird das nicht funktionieren.

  19. 19.

    Herr Steinbach hat nicht unrecht. Cottbus ohne ICE zu lassen ist falsch. Denn weitergedacht bietet die Strecke Potential für einen Ausbau über Forst bis Breslau (Wroclaw) und über Bautzen bis in die Hohe Tatra in Tschechien. Somit rücken diese Regionen zeitlich näher an die BB Regionen heran, gibt es eine ICE Verbindung. Cottbus wird dann ein wichtiges Drehkreuz werden, kreuzen Züge von Frankfurt/O nach Leipzig. Die Regionen im Südosten von Brandenburg profitieren davon. Der Strukturwandel erhält einen nachhaltigen Schub.

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