Oberbürgermeisterwahl in Cottbus - Kandidaten von SPD und AfD müssen in die Stichwahl

So 11.09.22 | 20:53 Uhr
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Rathaus Cottbus.(Quelle:dpa/F.Hammerschmidt)
Video: rbb24 | 12.09.2022 | Bild: dpa/F.Hammerschmidt

Die Wahl in der zweitgrößten Brandenburger Stadt ist mit viel Spannung erwartet worden, denn die AfD lag dort bei der Kommunal- und Landtagswahl 2019 vorn. Der erste Wahlgang hat viele überrascht. Nun wird es in vier Wochen eine Stichwahl geben.

Bei der Oberbürgermeisterwahl in Cottbus kommt es in vier Wochen zu einer Stichwahl zwischen SPD-Kandidat Tobias Schick und AfD-Bewerber Lars Schieske. Schick lag nach dem vorläufigen Ergebnis im ersten Wahlgang mit 31,8 Prozent der Stimmen überraschend vorn, Schieske mit 26,4 Prozent dahinter. Keiner der sieben Kandidaten erhielt am Sonntag die absolute Mehrheit, die zudem mindestens 15 Prozent - also 11.838 Stimmen umfassen muss. Die Wahl war auch überregional mit Spannung verfolgt worden: Die AfD stellt bisher keinen Oberbürgermeister in Deutschland.

Reaktionen der Kandidaten

Er sei unglaublich dankbar, als erster über die Ziellinie gegangen zu sein, sagte Schick der Deutschen Presse-Agentur nach der ersten Wahlrunde. "Ich weiß natürlich auch, was das bedeutet, dass die AfD mit in die Stichwahl gekommen ist. Deshalb geht es wirklich darum, zu vermitteln: Wie können wir in Cottbus gemeinsam die Zukunft gestalten? (...) Wir brauchen nicht nur Protest, sondern wir wollen nach vorn kommen", sagte der Geschäftsführer des Stadtsportbundes.

Auch AfD-Bewerber Schieske zeigte sich mit dem ersten Wahlgang zufrieden. "Wir sind in der Stichwahl, das ist schon erstmal ein großer Erfolg", sagte der Berufsfeuerwehrmann. "Wir haben gezeigt, dass wir die Leute an die Urne bringen können." Bei der Kommunal- und der Landtagswahl 2019 war die AfD jeweils stärkste Kraft geworden. Bei der Bundestagswahl 2021 ging das Mandat an die SPD, die AfD lag dahinter.

Die Brandenburger SPD nahm den ersten Wahlgang mit Freude auf, die CDU zeigte sich enttäuscht. "Es war unser Ziel und wir freuen uns natürlich sehr, dass das geklappt hat, dass Tobias Schick die Cottbuserinnen und Cottbuser überzeugt hat", sagte SPD-Generalsekretär David Kolesnyk. CDU-Generalsekretär Gordon Hoffmann sagte: "Das tut natürlich weh, dass wir da jetzt nicht in der Stichwahl sind."

Wahlbeteiligung bei 53,3 Prozent

Rund 79.000 Cottbuserinnen und Cottbuser waren aufgerufen, für die nächsten acht Jahre eine neue Stadtspitze zu wählen. Ins Rennen gegangen waren sechs Kandidaten und eine Kandidatin: Thomas Bergner (CDU), Tobias Schick (SPD), Lars Schieske (AfD), Sven Benken (Unser Cottbus), Lysann Kobbe (Die Basis), Felix Sicker (FDP) und Johann Staudinger (Einzelbewerber). CDU-Amtsinhaber Holger Kelch war aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr angetreten. Die Amtsübergabe im Rathaus erfolgt erst am 1. Dezember. Bis dahin führt Kelch die Stadtgeschäfte.

Die Wahlbeteiligung bei der Stimmabgabe in den 53 Wahllokalen lag bei 53,3 Prozent - etwas höher als bei der Oberbürgermeisterwahl 2014. Damals waren es 48,82 Prozent, wie der Wahlleiter mitteilte.

Vermuteter Wahlbetrug nur "Hinweis für Menschen mit Sehbehinderungen"

Am Sonntag kursierte im Internet mit Blick auf die fehlenden oberen rechten Ecken der Wahlzettel der Vorwurf von Wahlbetrug, den die Stadt als falsch zurückwies. "Das ist nur ein Hinweis für Menschen mit Sehbehinderungen, um den Zettel mit Schablone richtig einlegen zu können", sagte Wahlleiter Carsten Konzack der Deutschen Presse-Agentur. "Das ist bei allen Wahlzetteln so." In der Gruppe Cottbus Widerstand des Messengerdienstes Telegram hatte ein Nutzer geschrieben, wer als potenzieller AfD-Wähler verortet werde, bekomme offensichtlich entwertete Stimmzettel.

Cottbus steht in den kommenden Jahren vor großen Herausforderungen. Die Stadt steckt mit dem geplanten Ausstieg aus der Braunkohle mitten im Strukturwandel. Nach Angaben des Verfassungsschutzes gilt sie außerdem als Schwerpunkt des Rechtsextremismus in Brandenburg.

Sendung: rbb24, 12.09.2022, 13:00 Uhr

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32 Kommentare

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  1. 32.

    Guter Mann,

    ich bin, außer bei Kommunalwahlen, wo ich seit 32 Jahren selbst auf dem Zettel stehe und auch stets gewählt wurde, fast immer als Wahlhelfer dabei gewesen. Das Ergebnis in den Wahllokalen beunruhigt mich auch nicht so sehr. Viel mehr Sorge bereiten mir, auch nach dieser Wahl wieder, die Briefwahlergebnisse. Ich frage mich warum bei den sonstigen Kandidaten die Urnenwahlergebnisse nahezu identisch mit denen der Briefwahl sind, während die Partei, die Medial in den Boden getreten wird, bei der Briefwahl nicht mal auf die Hälfte Ihrer Urnenwahlergebnisse kommt. Und das ganz regelmäßig. Für mich ist das höchst Suspekt.

  2. 31.

    Ich glaube, dass wird die sicher Stadt verkraften.

  3. 30.

    "Wenn die AfD hier gewinnt" Dann ist das Ergebnis in einer Demokratie zu akzeptieren. Aber finden Sie das überhaupt wahrscheinlich?

  4. 29.

    Und ? Wer bitte soll sich daraus etwas machen, oder was haben Sie davon?

  5. 28.

    Trotzdessen ich mit vielen Teilen der Corona- und Wirtschaftspolitik nicht einverstanden war und bin müsste schon einiges passieren damit ich AfD wähle. Aber wie innerhalb kürzester Zeit von regionalen Medien Meinungsartikel kommen was man zu tun hat und was besser nicht kann ich nur mit einem müden Lächeln hinnehmen. Man kann durchaus erkennen das es u.a. diese Bevormundung ist welche Menschen in diese Richtung treibt. Getreu dem Motto "Jetzt erst recht, wir lassen uns nichts sagen". Ich wäre diesbezüglich in den kommenden vier Wochen etwas vorsichtiger.

  6. 26.

    Ihr Kommentar könnte auch aus dem Anfang der 30er Jahre entspringen. Schade, wieder nichts aus der Geschichte gelernt...

  7. 24.

    Sorgo DrochowSonntag, 11.09.2022 | 19:24 Uhr
    Antwort auf [Ansgar] vom 11.09.2022 um 18:04
    "Großartig, dass sich mutige Menschen den Vaterlandsverrätern von Grün, Rot und Schwarz entgegenstellen."

    Wer sind Sie denn, dass Sie verkünden wer "Vaterlandsverräter" ist? Da übernehmen Sie sich. Und das nicht zu knapp. Sie sind nur ein Marktschreier, der Marktschreiern folgt. Ist Ihr Privathobby. Machen Sie sich aber keine Hoffnungen, dass sowas an die Macht kommt. Gründen Sie doch einen Verein, veranstalten Sie Camps, in denen sich alle gegenseitig als "Vaterlandsverräter" beschimpfen. Ihr Ding. Aber belästigen Sie sonst niemand.

  8. 23.

    Wenn die AfD hier gewinnt, werde ich Cottbus für 8 Jahre meiden.

  9. 22.

    Update wäre hilfreich lieber rbb.

  10. 21.

    "Bei der Wahl in Berlin wurde in Wahllokalen geschummelt."

    Das behaupten Demokratiefeinde, die den Unterschied zwischen "schummeln" und Pannen einfach ignorieren.

  11. 20.

    "Das alles stärkt die Rechten. Kann man nicht wegdiskutieren."

    Und warum wählt man in Cottbus einen Rechten als Oberbürgermeister, wenn in Berlin die Wahlen nicht ordnungsgemäß abgehalten wurden und es in Hannover zu enge Kontakte zwischen Medien und Politik gibt?

  12. 19.

    Nach derzeitigem Stand wurde in Berlin geschlampt. Aufarbeitung ist im Gang.

    Muss man halt mal in die Realität zurückkehren.

    Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

  13. 18.

    Anstößige Sachen ohne Zusammenhang zusammenwerfen - Mumpitz

  14. 17.

    Aus Sicht eines Demokratiefeindes sicher die richtige Einstellung.
    Ob das Cottbus irgendwie voranbringt darf bezweifelt werden. Als das letzte mal Nationalisten / Faschisten etwas zu sagen hatten musste auch Cottbus die Folgen tragen.

  15. 16.

    Großartig, dass sich mutige Menschen den Vaterlandsverrätern von Grün, Rot und Schwarz entgegenstellen.

  16. 15.

    Leider hat er im Kern schon etwas gesagt, was stimmt. Bei der Wahl in Berlin wurde in Wahllokalen geschummelt. Im NDR ist gerade Krise wegen des politischen Einflusses. Das alles stärkt die Rechten. Kann man nicht wegdiskutieren.

  17. 14.

    Das typische, am Ende der Kausalkette antidemokratische Geraune ... mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

  18. 13.

    Aus Sicht eines Demokratiefeindes sicher die richtige Einstellung.
    Ob das Cottbus irgendwie voranbringt darf bezweifelt werden. Als das letzte mal Nationalisten / Faschisten etwas zu sagen hatten musste auch Cottbus die Folgen tragen.

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