Röderland GmbH im Elbe-Elster-Kreis - Land und Landkreis prüfen Verkauf von Agrarbetrieb an Immobilienfirma

Fr 03.03.23 | 11:40 Uhr
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Feld der Röderland GmbH (Foto: rbb/Wussmann)
Audio: Antenne Brandenburg | 02.03.2023 | Ralf Jußen | Bild: rbb/Wussmann

Ein Agrarbetrieb in Südbrandenburg soll an eine Immobilienfirma verkauft werden - das ruft Landesregierung und Landkreis auf den Plan. Es gibt Befürchtungen, dass der Käufer die Landwirtschaft nicht langfristig erhalten will. Dieser widerspricht.

Der Verkauf der Röderland GmbH in Bönitz (Elbe-Elster) an eine Immobilienfirma aus Leipzig beschäftigt die Brandenburger Landesregierung und die Kreisverwaltung Elbe-Elster. Das Landwirtschaftsministerium und die Grundstücksverkehrsbehörde des Landkreises prüfen, ob der Kauf ein "Umgehungsgeschäft zur Umgehung der Genehmigungspflicht nach dem Grundstückverkehrsgesetz" sein könnte, wie das Ministerium am Donnerstag dem rbb mitteilte.

Zuvor hatte die "taz" berichtet, Brandenburg wolle den Verkauf an das Immobilienunternehmen verhindern. Ein Umgehungsgeschäft könnte vorliegen, wenn sich die "Quarterback Immobilien AG" die Ackerflächen nur sichern will, um sie weiterzuvermarkten.

Ministerium wartet auf Antwort

"Durch die bisherigen veröffentlichten Äußerungen des Vorstands der Quarterback Immobilien AG werden die Befürchtungen genährt, dass kein langfristiger Erhalt des Landwirtschaftsbetriebs geplant ist", heißt es vom Ministerium. Deshalb habe Landwirtschaftsminister Axel Vogel (Bündnis 90/Grünen) der "Deutsche Wohnen SE" geschrieben und sie aufgefordert, "ihre Beteiligung an der Quarterback Immobilien AG geltend zu machen und ihre Zustimmung zu dem Erwerb der Agrargesellschaft zu verweigern". Deutsche Wohnen hält 40 Prozent an der Immobilien AG.

Die Quarterback Immobilien AG sei aufgefordert worden, zu erklären, was sie nach dem Verkauf mit dem Landwirtschaftsbetrieb vorhat, heißt es aus dem Ministerium. Eine Antwort habe es bis Donnerstag noch nicht gegeben.

Firma will Landwirtschaftsbetrieb weiterführen

Mit der Röderland GmbH stehen unter anderem 2.500 Hektar Land, etwa 900 Rinder, ein Hofladen und technische Anlagen und Geräte zum Verkauf. Am Dienstag hatte Röderland-Geschäftsführer Steffen Höppner mitgeteilt, dass die Gesellschafter der GmbH mehrheitlich entschieden hätten, ihre Geschäftsanteile an die Quarterback Immobilien AG zu verkaufen. Ihnen sei bei ihrer Entscheidung vor allem wichtig gewesen, dass der landwirtschaftliche Betrieb mindestens wie bisher weitergeht und möglichst modernisiert wird.

Das Vorstandsmitglied der Quarterback Immobilien AG, Henrik Thomson, sagte der Deutschen Presseagentur (DPA) am Donnerstag: "Wir tauschen keine Landwirte aus gegen Immobilienmanager." Das Unternehmen wolle Photovoltaik-Anlagen errichten und zugleich den Betrieb weiterentwickeln. "Der Landwirtschaftsbetrieb soll langfristig fortgeführt werden", so Thomson. Er räumte aber auch ein: "Es ist nicht ausgeschlossen, den Milchviehbetrieb kleiner zu machen."

Am Mittwochabend habe es auch ein Gespräch mit Agrarminister Vogel gegeben. Dabei habe Quarterback die Bedenken ausräumen wollen, so Thomson.

Neues Gesetz soll Bodenspekulationen und Landgrabbing verhindern

Zurzeit arbeitet der brandenburgische Agrarminister an einem Agrarstrukturgesetz, mit dem verhindert werden soll, dass branchenfremde Investoren einen Großteil der landwirtschaftlichen Flächen aufkaufen. Damit wäre ein Verkauf wie der in Bönitz anzeigepflichtig. "Es würde geprüft, ob der Landwirtschaftsbetrieb dauerhaft aufrechterhalten werden soll und die zugehörigen Flächen weiter in eigener Verantwortung bewirtschaftet werden sollen", heißt es aus dem Ministerium. Unter bestimmten Bedingungen könnte der Kauf beanstandet werden. Im äußersten Fall könnten Landwirte beim Verkauf bevorzugt werden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 02.03.2023, 16:30 Uhr

12 Kommentare

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  1. 12.

    Die Bauern können ja acker zum Marktpreis kaufen. Immer dieses Gejammer der Bauern. Die leben nur von Subventionen und produzieren schon jetzt viel zu teuer.

    Viele Bürger haben den Kapitalismus immer noch nicht verstanden

    Ich habe vor Jahren auch günstig Acker kaufen können und verpachtet ihn zum Marktpreis und nicht zum Selbstkostenpreis.

  2. 11.

    Das ist ein Immobilien-Hai, mehr muss man dazu nicht wissen. Was das für die Region bedeutet, ist völlig klar. Man muss nicht an jeden verkaufen, aber bekanntlich wird die Welt einmal untergehen, weil niemand bereit ist, etwas freiwillig und uneigennützig für die Zukunft und für andere zu investieren. Dazu fehlt der Weitblick. Wer mehr bietet, hat Recht und die Zukunft ist egal, Hauptsache man kann Profit machen. Das Beste daran, viele andere werden hohe Rendite bekommen, also jene, denen das Land und die Leute völlig Schnurz sind, Hauptsache man kann Wertschöpfung betreiben. Das Kapital ist viel zu mächtig.

  3. 10.

    Deswegen sollte die Immobilien Firma die Äcker nicht bekommen, da diese ja kapitalistisch den höchstmöglichen Gewinn erzielen will, während eine Bauerngenossenschaft diese Äcker als Grundlage zur Bewirtschaftung zu einem Preis verpachtet, so dass am Ende für den Bauern noch was übrig bleibt. Ansonsten haben wir irgendwann keine Bauern mehr, und wir müssen alles teuer importieren. Und dann wirds teuer für viele Menschen.

  4. 9.

    Das nennt sich Kapitalismus. Ich verpachtet selbst Acker. Warum sollte ich dies zum Selbstkostenpreis tun? Würden Sie es tun?

  5. 8.

    Kenne den Bodenwert nicht, aber verkauft wird min. für 12000€/ha. Ackerland. Solche Flächen ergeben Pachteinnahmen bei einem sehr guten Bodenwert 350€/ha. Also Pachteinnahmen von 875 T€/Jahr, wovon bis zu 40% der Staat kassiert. Verkauft wird für ca. 30 Mio € zzgl 3 Mio € Nebenkosten.

  6. 7.

    Das der Milchviehbetrieb verkleinert, vielleicht gar geschlossen wird ist zu 100% richtig, es gibt ja immer noch eine Milchschwemme in Deutschland!

  7. 6.

    Hier sind Politiker doch heillos überfordert und werden über den Tisch gezogen!

  8. 5.

    Ein Immobilienhai kauft im Osten alles auf, was er schlucken kann. Man kann sich den Verkäufer aber aussuchen, niemand wird gezwungen.

  9. 4.

    landwirte sollten bevorzugt werden.......
    hört, hört
    gates und bezos machten den anfang und kauften hunderttausende hektar ackerland.
    niemand weiss was die vorhaben, nur ihr geld ausgeben wohl kaum
    jetzt fängt der irrsinn hier auch an.
    bauernland in junkerhand
    und vater staat sieht zu und staunt

  10. 3.

    Hallo ich verstehe die Frage nicht. Nur weil ein Landwirt 2‘millionen weniger geboten hat, sollte er trotzdem den Zuschlag bekommen. Unsere Bauern flüchten ins Ausland um ihre Erträge reinzubekommen. Immobilien- u Investoren sollten generell keinen Zugang zu diesen Flächen bekommen. Ackerland ist Nutzland zum Bewirtschafteten für Lebensmittel. In der Türkei u in Syrien ist momentan ganz viel Bauland frei geworden. Hier geht es nicht um Provit sondern ums blanke Überleben. Mfg NED Flenders

  11. 2.

    Was hat eine Immobilien Firma mit Agrarflächen zu tun? Ausser möglichst viel Einnahmen zu erwirtschaften. Die sind mit Sicherheit nicht so großzügig und verpachten die Ländereien zum Selbstkostenpreis an Bauern. Und darauf zu warten, bis diese Ländereien als Bauland umgewidmet werden, um dann den richtig großen Reibach zu machen! Besser wäre es, die Flächen in eine Bauerngenossenschaft zu verkaufen.

  12. 1.

    Typisch für die wahrgenommene Arbeitsweise das "Grünen-Vogel-Ministeriums" ist, man will sagen: "Du darfst und Du nicht". Diese "Zuteiltraumjobmentatlität" zieht sich hier durch alle Berichte, wenn daraus berichtet wird. Nur ist es in diesem Fall so: Die Anzeigepflicht ist deshalb eine leere Worthülse, weil dieser Fall bekannt ist. Innerhalb der Gesetze legal zu handeln können sie also kontrollieren. Das Aushebeln der Gesetze ist dem Ministerium nicht erlaubt. Auch wenn die Versuchung da ist (nach dem augenscheinlich wahrgenommenen eigenen Selbstverständnis).

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