Rechtsextremismus an Oberschule - 99-jähriger Holocaust-Überlebender verurteilt rechtsextreme Vorfälle in Burg

Fr 12.05.23 | 16:52 Uhr
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Holocausüberlebender Walter Bingham (Bild: dpa)
Holocausüberlebender Walter Bingham | Bild: ZUMA Wire

Der 99-jährige Holocaust-Überlebende Walter Bingham hat bei einem Besuch in Cottbus am Freitag die rechtsextremen Vorfälle an der Oberschule in Burg (Spree-Neiße) verurteilt. Im Gespräch mit Schülern der Lausitzer Sportschule sagte Bingham, rechte Gewalt müsse sofort bekämpft werden. "Wenn das jetzt nicht gestoppt wird, sind die [Jugendlichen, Anm.d.Red.] reif für die rechtsradikalen Parteien. Die sind das Futter für die", so Bingham.

Wie am Montag zuvor schon im Brandenburger Landtag zitierte Bingham in diesem Zusammenhang den irisch-britischen Schriftsteller Edmund Burke: "Das Böse triumphiert, wenn gute Menschen nichts dagegen tun." Bingham berichtete in der Sportschule in erster Linie von seinen persönlichen Erlebnissen während der Naziherrschaft und von seiner eigenen Flucht.

Bingham überlebte in England

Bingham war am Montag von Ministerpräsident Dietmar Woidke mit dem Brandenburgischen Verdienstorden ausgezeichnet worden. In seiner Rede erklärte der 99-Jährige, es sei seine Pflicht Jugendlichen seine Erlebnisse "während der dunklen Nazizeit" zu erzählen. Bald würden Kinder diese Dinge nur noch in Büchern lesen. Auch in seiner Rede vor dem Landtag ging Bingham kurz auf die jüngsten Vorkommnisse etwa in Heidesee oder Burg ein.

In Heidesee bei Königs Wusterhausen hatte einer Berliner Schulklasse vor einigen Tagen nach mutmaßlich rassistischen Anfeindungen ihren Aufenthalt in einem Feriencamp abgebrochen. Zuvor hatten Lehrkräfte rechtsextreme Vorfälle an ihrer Schule in Burg öffentlich gemacht.

Walter Bingham überlebte den Holocaust als Kind, weil er mit einem Kindertransport nach England gebracht worden war. Sein Vater überlebte den Massenmord an den Juden hingegen nicht. Bingham lebt heute in Israel.

Sendung: Antenne Brandenburg, 12.05.2023, 16:10 Uhr

2 Kommentare

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  1. 2.

    Für mich stellt sich als Nachgeborener immer die Frage, warum es nur diese Kindertransporte gab (so etwa 20000 Kinder waren es wohl per Saldo) und diese auch nur mit entsprechender hinterlegter monetärer Sicherheit und niemand wohl die restlichen jüdischen Flüchlinge haben wollte? Sah man die Gefahr für die Juden im Reich nicht aus dem Ausland?

  2. 1.

    "Bingham überlebte in England". Präziser, in einem KZ war der 99-Jährige nicht. Er hatte das Glück, als 19-Jahrigerr mit einem Kindertransport 1939 von Deutschland nach England zu kommen, wo er dann als polnischer Staatsangehöiger bei den "Free Polish Forces" gegen Nazi-Deutschland kämpfte.

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