Studie des Wirtschaftsministeriums - Wasserstoff könnte Brandenburg Tausende Jobs bringen

Mi 07.08.19 | 13:45 Uhr
  18
Ingenieure führen Wasserstofftests in Ketzin Brandenburg durch. (Quelle: rbb/Brandenburg Aktuell)
Video: Brandenburg Aktuell | 07.08.2019 | Karsten Zummack | Bild: rbb

Was kommt nach der Kohle? Die Antwort auf diese oft gehörte Frage könnte lauten: Wasserstoff. Nach dem Willen von Wirtschaftsminister Steinbach soll Brandenburg deutschlandweiter Vorreiter in diesem neuen Industriezweig werden.

Die Produktion von Wasserstoff und dessen Anwendung beispielsweise bei neuartigen Antrieben könnten Brandenburg und der Lausitz in den nächsten Jahren tausende neue Arbeitsplätze bringen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die Landeswirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) am Mittwoch vorgestellt hat.

Steinbach kündigte an, Brandenburg solle deutschlandweit zur Kompetenzregion beim Thema Wasserstoff werden. Vor allem bei der Produktion von sogenanntem "grünen" Wasserstoff soll das Land führend werden - denn dies sei auch zur Erreichung der Klimaziele notwendig, so Steinbach. Die Wasserstoffindustrie sei von zentraler Bedeutung bei der Einführung neuer Technologien, die Ökostrom nutzen.

"Grüner Wasserstoff" wird mit Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen, der bei der Elektrolyse Wasser in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff zerlegt. Wasserstoff ist gut speicherbar und kann wiederum in Strom oder Wärme umgewandelt werden.

Zahlreiche Möglichkeiten für Wasserstoff

Die Herstellung elektrischer Flugzeugtriebwerke auf Wasserstoffbasis ist bereits vorgesehen. Außerdem sieht das Ministerium eine Verwendung als chemischen Grundstoff in Raffinerien, als Kraftstoff im Verkehrssektor, als Energieträger in Verbindung mit dem Erdgasnetz und zur Gewinnung von Wärme und Strom. Steinbach sprach auch den Aufbau einer "grünen Stahlproduktion" in Eisenhüttenstadt an.

Ein weiteres Projekt ist die Massenproduktion einer Cottbuser Erfindung: Heizthermen für Eigenheime, die mit Wasserstoffkartuschen ausgestattet sind. Damit soll das Heizen von Wohnungen möglich sein, während gleichzeitig Strom produziert wird. Bereits in sechs Jahren soll es die Geräte zu kaufen geben.

Weitere Pilotprojekte sind beispielsweise ein Wasserstoff-Kraftwerk in Schwarze Pumpe (Spree-Neiße) und der Einsatz von Stadtbussen mit Wasserstoffantrieb in Cottbus.

Jobs in Forschung und Produktion

Steinbach stellte außerdem seine Vision vor, an jeder Windkraftanlage eine Elektrolyseanlage zu installieren, damit Wasserstoff mithilfe erneuerbarer Energien hergestellt werden könne. Diese Anlagen sollen ebenfalls in Brandenburg produziert werden.

So könnten kurzfristig vor allem in der Forschung, später auch in der Produktion Menschen beschäftigt werden, hieß es. Durch die Produktion von Wasserstoff könnten allein in Brandenburg 7.000 Jobs entstehen, erklärten Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft am Mittwoch. Ein Großteil dieser Arbeitsplätze solle dabei in der Lausitz angesiedelt sein, da das notwendige Know-How bereits vorhanden sei.

Bereits in der nächsten Woche wollen sich Industrievertreter in Cottbus einfinden, um weitere Schritte zu besprechen. Mit dabei sind unter anderem Rolls Royce, die Lufthansa, Siemens, der Energiekonzern Enertrac, aber auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD).

IHK sieht Chance für den Strukturwandel

Die Industrie- und Handelskammer Potsdam begrüßte den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Brandenburg. IHK-Präsident Peter Heydenbuth wies darauf hin, dass Brandenburg beim Ausbau der Elektromobilität im Vergleich zu anderen Bundesländern deutlich hinterherhinke. "Deshalb ist es umso erfreulicher, wenn wir beim Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft eine Vorreiterrolle spielen und somit internationale Maßstäbe setzen." Auch die IHK Cottbus äußerte sich positiv. "Die südbrandenburgische Wirtschaft steht bereit zu investieren, Produktionskapazitäten aufzubauen und gemeinsam mit der Wissenschaft die Zukunftstechnologie Wasserstoff voranzutreiben", so Hauptgeschäftsführer Marcus Tolle.  
 

Sendung: Antenne Brandenburg, 07.08.2019, 14:40 Uhr

18 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 18.

    Zur Reaktivierung alter Bahnstrecken im Havelland, wäre Wasserstoff, gut geeignet. Die Bahnstrecke Wustermark nach Ketzin/Havel, wäre als Versuchsfeld hervorragend geeignet. 12 Kilometer als Nebenstrecke im Pendelverkehr zum Regionalbahnhof Wustermark. Überschüssige Energie, könnte man im Energiewendelabor Ketzin/Havel versuchen zu speichern, oder in Fernwärmeleitungen nach Ketzin/Havel leiten. Windenergieanlagen, Solarenergieanlagen und Biomasseanlagen, sind im Havelland, genügend vorhanden, um bei der Forschung und Entwicklung, mit der Lausitz zusammenarbeiten zu können. Auch die politischen und wissenschaftlichen Entscheidungsträger in Potsdam und Berlin, wären vom Havelland aus, gut erreichbar.

  2. 17.

    Wir, in Ketzin/Havel, sind neuen Technologien gegenüber, positiv aufgeschlossen. In Ketzin/Havel, wurde der erste Untergrundgasspeicher der DDR errichtet. Auch dafür mussten dann leider, Hunderte Bewohner eines darüber befindlichen Dorfes nach Ketzin umgesiedelt werden, da die Technologie noch neu war und Erdgas ausgetreten ist. Auch, das verbindet uns mit der Lausitz. Danach wurde in den Untergrund versuchsweise CO2 eingepresst und durch das Geoforschungszentrum Potsdam wissenschaftlich begleitet. Das verflüssigte CO2 dafür kam mit Tankfahrzeugen, aus den Kraftwerken der Lausitz. Ein Energiewendelabor, zur Erfoschung von Speichermöglichkeiten, zum Beispiel von Windstrom, befindet sich im Aufbau. Die A10 Potsdam/Nord ist nur 6 Kilometer entfernt. Neue Wohngebiete, wo der erzeugte Strom, in Fernwärmeleitungen eingespeist werden kann, sind in Ketzin/Havel in Planung. Wir in Ketzin/Havel, würden sehr gern mit der Lausitz zusammenarbeiten, zur Erforschung neuer Speichertechnologien !!!

  3. 16.

    Nich quatschen, machen !
    Wenn schon die Stromtrassen aus Profitgründen von vielen Interessenten quasi sabotiert, verschleppt und behindert werden. Dann lasst sich doch die Windräder drehen statt abschalten und Wasserstoff für Triebfahrzeuge, Bus und Bahn, LKW und Spitzenlastgaskraftwerke produzieren. Mehr als 40% Wirkungsgrad hat Kohlekraft im Schnitt auch kaum dafür aber Klimakiller CO2.
    Und mit Co2 gemischt bekommt man "Erdgas" das zu jeder Tages und Nachtzeit, bei Wind und Wetter, Sonne oder Sturm durch bereits bestehende Netze durch die Republik geleitet und gelagert werden kann.

  4. 15.

    Die "Lausitzer Erfolgsgeschichte" Batteriefabrik und andere Großprojekte (Cargolifter, Halbleiterwerk, Lausitzring, BER usw.usf.) lassen grüßen. Vergeigt ist vergeigt und Herr Woidke sagt dazu gar nichts mehr. Wenn zukünftig Grüne mitreden, dann werden die erst gar nicht von den Entscheidern angehört. Die haben keine Zeit für Polemik.

  5. 14.

    Die Lausitz, ist schon seit Jahrzehnten eine großartige Erfolgsgeschichte !!! Fernseher an-Lausitz, Radio an-Lausitz, Zeitung aufschlagen-Lausitz. Wie viele Millionen Menschen, leben denn dort eigentlich - vermutlich, mehr als in Berlin ??? Diese vielen Milliarden Euro, die dort seit vielen Jahrzehnten verschleudert werden, sind Steuergelder der Bürger und diese Steuergelder fehlen an anderer Stelle, in Brandenburg und Berlin und in der gesamten Bundesrepublik. Diese ganzen künstlichen Seen, kosten Milliarden, diese ganzen Lausitz-Hilfen, kosten Milliarden. Wir stärken dadurch nicht die Lausitz - wir schwächen dadurch andere Regionen, indem wir denen die Gelder vorenthalten und alles in die Lausitz-Region stecken.

  6. 13.

    Boah, immer die gleiche Leier. Die richtigen Leute? Wer soll das sein? Welche ernergiepolitischen Experten sitzen denn in den anderen Parteien? Mit BER und Stuttgart 21 ist das hier auch nicht zu vergleichen, hier gilt es eher die politischen Weichen zu stellen und Anreize zu schaffen, dass sich die Wirtschaft dem Vorhaben annehmen kann.

  7. 12.

    Mit den Grünen oder Roten wird das nichts. Die ewig Gestrigen haben bewiesen, wie man ein Großprojekt nach dem anderen mit fremden Geld "versenkt". Wenn Wasserstoff Jobs bringen soll, müssen Leute ran, die an den richtigen Stellen "Klinkenputzen" können, statt vom Schreibtisch gönnerhaft fremdes Geld umzuverteilen.

  8. 11.

    Wir müssen ja nich unbedingt ansiedeln es reich ja schon Standorte erhalten. Es geht auch kein Arbeitsplatz verloren sondern die Arbeit zur Produktion von Energie in transportabler Form mach nur ein anderer. Das gute im Kapitalismus ist es nimmt immer einer die Fahnen der Gefallenen und trägt sie weiter.
    Der Weiterträger könnte der Nachbar sein oder einer aus einem undemokratischen Land.

  9. 10.

    So sehr ich mich über optimistische Industrieansiedlungen freuen würde, die Wörtchen "könne, solle, könnten, Visionen" hatte ich einst auch bei offiziellen Entscheidungsträgern zum Thema Cargolifter vernommen.
    Bis auf den Forschungsansatz ist noch gar nichts absehbar, zu diesem Zeitpunkt von 7000 Arbeitsplätzen zu sprechen ist absurd und ein reines Luftschloss. Zudem sollten auch die Annahmen, prognostizierte Entwicklungen und Randbedingungen der Studie veröffentlicht werden (auch wenn es wohl den Rahmen sprengt).

    Zum Thema Windräder habe ich zuletzt vernommen, das ein Drittel der momentan ca. 1000 beauftragten WKA durch grün angehauchte BI blockiert werden (Tierschutz, Waldschutz, etc...).

  10. 9.

    "Grüner Wasserstoff" wird einigermaßen CO2-neutral mit Ökostrom produziert, hingegen gibt es auch "schwarzen Wasserstoff", der als Abfallprodukt umweltschädlicher Industrieprozesse entsteht.

    Bei Ihrer Eingabe ist ein Fehler aufgetreten!

  11. 8.

    Ohne WIndenergie ist ein katastrophaler Klimawandel nicht zu stoppen. Ästhetische Befindlichkeiten kann ich als "Argument" dagegen nun wirklich nicht ernstnehmen. Ich finde diese Befindlichkeiten wirklich komplett lächerlich im Gegensatz zu den Folgen, die uns drohen!

    Weltfremd ist es, die Augen vor den Folgen zu verschließen. Überlegen Sie mal, warum jetzt schon seit über 1/2 Jahr jeden Freitag Zigtausende deutschlandweit auf die Straße gehen! Ein Grund ist, dass die Erneuerbaren in unserem Land unverantwortlich ausgebremst werden. Diese aktuelle Politik ist absolut inakzeptabel und wird nicht mehr hingenommen!

    Denn die Zukunft von 7 Milliarden Menschen ist wichtiger als irgendwelche ästhetischen Befindlichkeiten!

  12. 7.

    Davor steht das Wort "sogenanntem". Vielleicht einfach mal im Duden nachschauen, dann wird einem der Inhalt klarer.

  13. 6.

    Warum beschreiben Sie hier "Grüner Wasserstoff"? Gibt es auch Weißen, Schwarzen, Roten oder Regenbogen-Wasserstoff?
    Sind Sie Wahlhelfer für Die Grünen? Abgesehen davon, stellen Sie sich 10 LKW mit Ladung von Holzstämmen hintereinander vor. Stellen Sie sich bitte acht Etagen kreischendes Hühnervieh vor. Stellen Sie sich bitte rebellierendes Rindvieh in einem LKW bis in die Türkei vor. Fahren Sie bitte mal A2 oder A9 und stehen in einem Stau und Sie werden Sehen und Hören!

  14. 5.


    Ich weiß ja nicht wo sie zu hause sind oder wie weit das nächste windrad von ihrer Wohnung entfernt ist.
    Aber auch ihnen dürfte bei einer Fahrt durch das Land wohl kaum die verspargelung der Landschaft entgangen sein. Dann von einer Blockade der Windkraft zu sprechen ist schon, gelinde gesagt, komisch und weltfremd.

  15. 4.

    Na da bin ich mt ihrer Wahl- Prognose doch sehr skeptisch. Könnte auch sein das etliche Wähler ganz anders als Sie es sich denken wählen, so zwischen 30 bis 45% AfD in einigen Regionen dort.. "Man schaue den Leuten aufs Maul und höre ihnen zu".

  16. 3.

    Eine fast 100%ige Automatisierung bekommt man auch im Kohleabbau und der Kohleverbrennung hin. Das können Sie mir glauben. Eigentlich nur noch die Wartung müsste von Menschenhand gemacht werden.

  17. 2.

    Warum wird nicht sofort damit angefangen? Die Studie liegt auf dem Tisch. Es ist machbar, bringt Jobs und ist vor allem zukunftsfähig! Problem: dann muss Brandenburg endlich aufhören, die Windkraft zu blockieren! Und Brandenburg muss sich im Bund dafür einsetzen, den "Photovoltaik-Deckel" endlich abzuschaffen!

    Momentan sind das alles nur Sprüche. Brandenburg blockiert die Windkraft, Deutschland die Sonnenkraft. Und beide halten fest an der Kohle. Wir haben lange genug diese Sprüche gehört. Die Konsequenzen gibts am 1. September bei der Wahl und am 20.09. bei der weltweiten Klimademo!

    @Richard: fast 100%ige Automatisierung? Sind Sie also schlauer als die Forscher der Studie? Wissenschaftler haben das analysiert, keine Politiker! Fast 100%ige Automatisierung haben wir bereits: in der Braunkohle mit Riesenbaggern, Riesenförderbändern und Riesenkohlemeilern. Die Braunkohle blockiert viel (!) mehr Jobs als sie schafft!

  18. 1.

    ....tausende Jobs...
    Wenn ich so etwas lese, wird mir nur noch schlecht: Absichtserklärungen, Halbwahrheiten, leere Versprechen.
    Welches Unternehmen ist Willens, tausende!!!! Jobs nach Tarif zu entlohnen, wenn der Stand der Technik eine fast 100%ige Automatisierung zulässt. Die Elektronik wird nicht krank, braucht keinen Urlaub und wenn ich sie austausche, muss man auch keine Abfindung zahlen. Was den Lausitzern im letzten halben Jahr schon alles versprochen wurde..... Die Leute messen dies an den Taten und nicht an den "schönen" Worten. Übrigens auch nach der Wahl, und das ist immer auch vor der Wahl....

Nächster Artikel

Das könnte Sie auch interessieren

Die asiatische Elefantenkuh Don Chung steht im Freigehege und wirft mit ihrem Rüssel Erde in die Luft (Quelle: dpa/Pleul)
dpa/Pleul

Tierpark in Cottbus - Eine Paartherapie für Elefanten

Seit acht Monaten leben die Elefantendamen Sundali und Don Chung gemeinsam im Cottbuser Tierpark. Doch noch immer verstehen sie sich nicht so gut, wie es die Pfleger gern hätten. Wie schafft man es, dass sich zwei Dickhäuter mögen? Von Florian Ludwig