Strukturwandel in der Lausitz - Neues Wirtschaftsbündnis will Energiewende voranbringen

Di 01.10.19 | 18:51 Uhr
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Die dampfenden Kühltürme des Braunkohlekraftwerkes Jänschwalde der Lausitzer Energie Bergbau AG (LEAG) sind hinter einem See der Peitzer Karpfenfischer zu sehen (Quelle: dpa/Pleul).
Bild: dpa/Patrick Pleul

Damit die Energiewende in der Lausitz gelingt, haben große Unternehmen in der Region am Dienstag ein Bündnis geschlossen. Brandenburgs Ministerpräsident Woidke dringt indes auf eine zügige Weichenstellung für die Kohle-Strukturhilfen im Bundestag.

Um die Energiewende nach dem Kohleausstieg in der Lausitz zu unterstützen, hat sich ein neues Wirtschaftsbündnis gegründet. Kommunale und überregionale Energiedienstleister, der Chemiekonzern BASF Schwarzheide und das Netzwerk Innovationsregion Lausitz unterzeichneten am Dienstag in Cottbus einen Kooperationsvertrag. Die Politik setze den Rahmen für den Strukturwandel, brauche dabei aber das Engagement der Wirtschaft, sagte Stephan Lowis, Vorstandschef des Energiedienstleisters enviaM mit Sitz in Chemnitz. "Wir tun gut daran, unsere Kräfte zu bündeln."

Das Unternehmen enviaM (Mitteldeutsche Energie AG) hat nach eigenen Angaben 1,3 Millionen Kunden und rund 3.300 Mitarbeiter. Zu den Energiedienstleistern, die dem Bündnis beigetreten sind, gehören auch die ENSO (Energie Sachsen Ost AG), die GASAG und der regionale Dienstleister E.DIS. Jedes Unternehmen wolle Wissen und Mittel für Infrastruktur-Projekte zur Verfügung stellen, betonten die Wirtschaftsvertreter.

Ansprechpartner für Politik und Bürger

Für den Wandel in der Kohleregion hin zu erneuerbaren Energien versteht sich das Bündnis nach eigenen Angaben vor allem als Ansprechpartner für Bürger und Politik. Zudem wollen die Unternehmen gemeinsam ein Konzept entwickeln, um die Energiewende von einer Strom- zu einer Wärme- und Verkehrswende weiterzuentwickeln.

Die erneuerbaren Energien werden nach Ansicht von E.DIS.-Vorstandschef Alexander Montebaur den Strukturwandel nach dem Ausstieg aus der Kohle maßgeblich mitbestimmen. "Unser Ziel muss es sein, den lokal erzeugten Strom aus erneuerbaren Energien auch lokal zu verbrauchen." Schon jetzt sei das Angebot größer als die Nachfrage, sagte Montebaur. Deshalb sei es wichtig, mit grünem Strom zu heizen und auch zu fahren. Sein Unternehmen wolle für die Lausitz Infrastruktur-Lösungen wie etwa intelligente Stromnetze entwickeln.

Chemiekonzern plant Millioneninvestitionen

Industrielle Zentren seien für den Strukturwandel in der Lausitz unverzichtbar, ergänzte Jürgen Fuchs, Geschäftsführer von BASF Schwarzheide. Sein Unternehmen wolle für die Ansiedlung weiterer Firmen werben. Der Chemiekonzern plant, seinen Standort Schwarzheide (Oberspreewald-Lausitz) mit Investitionen in mittlerer dreistelliger Millionenhöhe auszubauen.

Die Kopplung des Stromsektors mit dem Wärme- und Verkehrssektor kann nach Worten von enviaM-Vorstandschef Stephan Lowis ohne eine digitale Infrastruktur nicht funktionieren. Sein Unternehmen wolle sich deshalb an deren Aufbau und an der Entwicklung von preiswerten digitalen Produkten beteiligen.

Woidke dringt auf zügige Weichenstellung für Kohle-Strukturhilfen

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hat indes den Bundestag zu einer zügigen Entscheidung über die Strukturhilfen zur Abfederung des Kohleausstiegs aufgerufen. Die Abschaltung des zweiten Blocks des Kohlekraftwerks Jänschwalde am Montag sei "ein Signal, dass das Strukturstärkungsgesetz schnell durch den Deutschen Bundestag kommen muss", sagte Woidke am Dienstag in Potsdam. Alle gemeinsam seien nun gefordert, Alternativen zu schaffen.

Der Bundestag hatte Ende September in erster Lesung über einen Gesetzentwurf zu Strukturhilfen debattiert. Geplant sind bis 2038 insgesamt Hilfen von 40 Milliarden Euro für vier betroffene Länder, darunter Brandenburg.

Mit der Abschaltung des zweiten Blocks von sechs Blöcken am Montag in Jänschwalde (Kreis Spree-Neiße) im Lausitzer Revier sollen in den kommenden Jahren etwa 600 Stellen nicht mehr neu besetzt werden. Das betrifft den Tagebau und das Kraftwerk. Woidke betonte: "Es wird keine betriebsbedingten Kündigungen oder Ähnliches geben." Der Betreiber Leag habe sich auf die Abschaltung eingestellt.

17 Kommentare

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  1. 17.

    Auch andere Regionen, benötigen Strukturhilfen zur Ansiedlung neuer Technologien und Industrien. In der Lausitz, wird die Landschaft durch die Kohle zerstört und bei uns wird die Landschaft durch riesige Windparks zerstört. Und für nachfolgende Forschung und nachfolgender Industrie, wird kein Geld bereitgestellt.

  2. 16.

    Die Strukturhilfen der EU und des Bundes, müssen auch, vom Land Brandenburg gegenfinanziert werden. Der Bund, erwartet von den einzelnen Bundesländern, eine hohe Kostenbeteiligung. Das bedeutet, die Strukturhilfen der Lausitz, werden von EU, Bund und den beteiligten Ländern, sprich dem Steuerzahler des gesamten Landes Brandenburg getragen. Als Steuerzahler und damit als Kostenbeteiligter des Lausitzer Strukturwandels, erwarte ich eine konstuktive Zusammenarbeit der Lausitz, mit anderen Brandenburger Regionen, in Sachen Erforschung neuer Technologien und der Speicherung von erneuerbaren Energien. Die Milliardenhilfen für den Strukturwandel in der Lausitz, sollten nicht nur einzelnen Personengruppen, oder wenigen Kommunen zu Gute Kommen, sondern der Forschung und Entwicklung, der gesamten Region Berlin-Brandenburg und damit zur Ansiedelung neuer Industrien beitragen. Dazu, bedarf es der Zusammenarbeit der Regionen untereinander und nicht, neidvolle Konkurrenz zueinander.

  3. 15.

    Wenn sie den Inhalt von Kommentaren nicht verstehen, sollten Sie besser nicht darauf antworten.

  4. 13.

    Wirtschaftsförderung in strukturschwachen Regionen wo im Westen ein Erfolg? Leider haben sie auch nicht verstanden das es bei Planwirtschaft bei Preuße nicht im Allgemeinen geht. Das Planwirtschaft keine Innovationskraft hat ist eben auch quatsch. Informieren sich doch bitte über die deutsche Planwirtschaft von 1940 -1945. Da gab es viele Innovationen. Ohne diese deutschen Innovationen hätte es keinen Sigmund Jahn im All oder die Amis auf dem Mond gegeben.

  5. 12.

    Ihre Antwort an Preuße geht aber voll am Thema vorbei. Wie wäre es wenn sie sich erst einmal informieren würden?

  6. 11.

    Ganz ehrlich. Bei „Preuße“ und Berlin (West) komme ich leider zu dem Schluss, Sie sind von Vorgestern und lehnen Veränderung ab. Und wie Wirtschaftsförderung funktioniert können sie sich gerne in den reicheren Bundesländern anschauen. Planwirtschaft tötet jede Innovationskraft.

  7. 9.

    Ich bin mir leider der Grenzen der Marktwirtschaft bewusst. Würde gerne anderes verkünden. Nur in der Planwirtschaft würde sowas funktionieren. Bitte nicht Planwirtschaft mit Sozialismus verwechseln. Das einzige mal wo es mit der Wirtschaftansiedlung wirklich funktionierte, war der Umzug von Berlin nach Bonn. Bonn hat profitiert davon. Gut informierte werden da natürlich den Bezug zu der Planwirtschaft nachvollziehen können.

  8. 7.

    Warum sollen wird Geld für ihre sinnlosen Ideen verschwenden ? Warum weich sie seit Wochen einer Diskussion dazu aus ?

  9. 6.

    kenne beides und kann auch hinter die Fassade schauen. Wirtschaftlich nur ein graus.

  10. 5.

    Ach, so schlecht ist es doch gar nicht in Bremen und im Ruhrgebiet. Einfach mal wieder hinfahren. Gruß nach Westberlin.

  11. 4.

    Es ist interessant viele dieser Kommentare zu lesen die immer nur erklären was nicht läuft und was alles eh zum Scheitern verurteilt....
    Ich fände es Klasse wenn gerade diese auch mal Vorschläge, konkrete Vorschläge machen wie es besser sein könnte.

  12. 3.

    Ach Klasse, dann kann der Steuerzahler die 40 Milliarden ja woanders in erneuerbare Energien investieren statt in Brandenburg Autobahnen zu bauen. Wenn das eh keinen Unterschied für die Region macht.

  13. 2.

    Und mit dieser "Überzeugung" kann ich dann die Zukunft voraussehen. Danke für den Tipp!

  14. 1.

    Wie gut dies mit Wirtschaftsföderung funktioniert, darüber kann sich jeder in Bremen und Ruhrgebiet überzeugen. Gar nicht !

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