Bundestagsausschuss - Cottbuser Energie-Experte empfiehlt Verschiebung des Kohleausstiegs

Mo 15.06.20 | 14:43 Uhr
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Symbolbild: Solarmodule auf Hausdächern, im Hintergrund eine Windkraftanlage und die Dampfwolke aus dem Kühlturm eines Kohlekraftwerks. (Quelle: dpa/P. Eckenroth)
Bild: dpa/P. Eckenroth

Der Cottbuser Energie-Experte Harald Schwarz hat eine Verschiebung des Kohleausstiegs empfohlen. Wie seine Hochschule, die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) am Montag mitteilte, erläuterte Schwarz am Montag seine Einschätzung vor dem Ausschuss "Wirtschaft und Energie" im Bundestag. Im Ausschuss ging es um die Neuregelung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes.

Schwarz ist laut einer von der BTU versandten Zusammenfassung seiner Thesen der Meinung, eine Energiewende könne nur gelingen, wenn Photovoltaik und Windenergie nicht im Fokus stünden. Diese könnten nicht geplant werden, der produzierte Strom sei nur kurz speicherbar. Wind- und Sonnenernergie müssten mit der Wasserstofftechnologie kombiniert werden. Nur dann könne ausreichend Strom produziert werden, so Schwarz, der an der BTU einen Lehrstuhl für Energieverteilung und Hochspannungstechnik innehat.

Auswirkungen auf Versorgungssicherheit

Bis wann der Kohleausstieg verschoben werden müsse, ließ Schwarz hingegen offen. Er empfahl eine Ausweitung der Forschungstätigkeit im Bereich Wasserstoff. "Die bislang kostenintensive Produktion, Speicherung und Rückverstromung von grünem Wasserstoff ist in der Vergangenheit nicht über die Erzeugung in Pilotanlagen mit einigen Megawatt hinaus weiterentwickelt worden", so Schwarz laut der Mitteilung. "Entsprechend meiner Kalkulation fehlen in Deutschland bereits im Jahr 2022 insgesamt 15-20 Gigawatt gesicherte Leistung zur Versorgung aus eigener Kraft; bis 2030 steigt das Defizit auf 30-40 GW."

Eine Überbrückung dieses Defizits mit Hilfe von Gaskraftwerken würde mittelfristig keine Verbesserung der Emissionswerte im Vergleich zur Braunkohle bedeuten, sagte der BTU-Professor weiter. "Insofern werde ich dem Ausschuss empfehlen, den Kohleausstieg notgedrungen um diese im Sinne einer nachhaltigen und versorgungssicheren Energiewende im Stromsektor „verlorenen Jahre“ zu verschieben", fasste Schwarz seine Ausführungen zusammen.

Harald Schwarz war bereits zum dritten Mal als Experte in den Bundestag geladen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 15.06.2020, 13:30 Uhr;

26 Kommentare

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  1. 26.

    Versorgungslücken deckt man durch stärkeren Ausbau. Da widerspricht übrigens auch Prof. Schwarz nicht, wenn Sie seine Statements mal im Original lesen. Er glaubt lediglich, dass der Ausbau nicht schnell genug passiert um mit dem Kohleausstiegsdatum kompatibel zu sein. Niemand behauptet dass 100% Erneuerbare nicht funktionieren kann, Diskussionspunkte bleiben lediglich wie schnell der Umstieg gelingt.

  2. 25.

    Jänschwalde? Ick lach mir dot......
    Da trocknet gerade ein geschütztes Moor aus, trotz oder wegen der "Umweltverträglichkeitsprüfung"???

  3. 23.

    Nach vorne verschieben ! Wir könnten schon viel weiter sein, wenn nicht ständig ewiggestrige ihre Pfründe sichern wollten.
    Allein die Vernunft sagt, dass wir uns unabhängig von erlöschenden Märkten machen sollten. Je eher um so besser.

    Die Bundes- und Landesregierungen und ihre Unternehmen und Liegenschaften könnten ja damit anfangen, alle geeigneten Dächer / Fassaden mit Solarmodulen auszustatten. Das erfordert Null Flächenverbrauch.
    Supermarktbungalows bieten ebenso enorme Flächen, Bahnhofsdächer, Turnhallen, Baumärkte, Möbelhäuser.
    In Maps kann man sich zB anschauen, wie das Dach von IKEA Lichtenberg in der Sat Ansicht ausschaut und GLOBUS und HÖFFNER und SELLGROS daneben.
    2 Radcenter Stadler an der Storkower Straße.. so viel Dachfläche wie 20 Supermärkte. Ostkreuz, Südkreuz, Westkreuz...
    Und am Stadtrand H2 produzieren für den Winter / Nachts und wenn der Wind nicht weht.
    Wie die Natur es macht. Wir essen im Winter das Getreide, was im Sommer gewachsen ist.

  4. 22.

    Der "gemeine Kohlenmunk" :-) hat es längst begriffen, das es ohne Klimaschutz nicht geht. Und zumindest für die LEAG gesprochen, sind wir keine Truppe, die sich einen Scheiß um den Umweltschutz kümmert. Ganz im Gegenteil, das hat zumindest das Umweltgutachten für den Tgb. Jänschwalde gezeigt.
    Aber wann begreift der grün-karierte Rebell und Baumbewohner, dass man nicht einfach mal so mit dem Kopp durch die Wand, koste was es wolle und egal wie viele Beulen wir uns dabei holen erst mal die Kohle platt machen und nach der Sintflut kümmern wir uns eventuell um 20 Jahre verlorener Forschungsarbeit?
    Wenn sich Umweltschützer, statt sich in die Bäume zu hängen, lieber um den Ausbau der Erneuerbaren, um fehlende Speichertechnologie, Netzausbau usw. kümmern würden, dann würden sie einen Beitrag dazu leisten, dass sich die Kohle von ganz allein überflüssig macht. Dann bräuchten wir kein Ausstiegsgesetz, keinen Zeitplan, sondern würden konkret an der Energiewende und am Klimaschutz was tun.

  5. 20.

    Netter Versuch. Diese "anschaulichen Metaphern" sind nur keine.
    Es sind konkrete Beispiele aus der echten Welt, die ohne 100% bedarfsdeckender Energieversorgung eben nicht funktionieren.
    Anscheinend gehen Ihnen jedoch bei konkreten Beispielen die Kenntnisse aus, wenn Sie direkt versuchen von der tatsächlich existierenden Versorgungslücke der EE in das vage Thema "Weltklima" zu flüchten.

  6. 19.

    Polemik mag direkt keine Probleme lösen, das Kleinreden von tatsächlich vorhandenen Problemen beseitigt sie aber auch nicht.
    Unser Lebensstandart in Deutschland hängt an ständig verfügbarer, bedarfsgerecht erzeugter Stromversorgung.
    Eine Umstellung ohne Rücksicht auf die technischen Anforderungen der Stromversorgung gefährdet alle Lebensbereiche, die auf stabile Stromversorgung angewiesen sind.
    Wind und PV alleine können das halt einfach nicht, wie Herr Prof. Schwarz richtig dargestellt hat.

  7. 18.

    Ich fürchte der Kohlenmunk begreift es langsam, deshalb sind die auch so giftig......Game over.

  8. 17.

    RWE & Co. sagten
    - 1995: Mehr als 4% Strom aus Erneuerbaren ist unmöglich
    - 2000: Bei 10% gibt es ständig BlackOut
    - 2005: Bei 20% wandert die Industrie komplett ab

    2020 haben wir 50% und sie sagen, wir brauchen Datteln4, Garzweiler & die Braunkohle in der Lausitz

    Bis 80 % Erneuerbare haben wir gar kein Problem, große Wärmespeicher können große Stromspitzen aus dem System nehmen, Gaskraftwerke können den Rest abdecken und step by step später Richtung Wasserstoff umgestellt werden (in 10-20 Jahren). Kohle brauchen wir wirklich nicht

  9. 16.

    Endlich mal wieder ein AfD Slogan....
    Atomstrom ist zwar auch Mist, emittiert aber wenigstens kein CO2 wie die in vielfacher Hinsicht dreckige Braunkohle.

  10. 15.

    Hat Herr Schwarz auch ein Diplom in Mathematik? Bei Rechenaufgaben gilt immer Punktrechnung vor Strichrechnung.

  11. 14.

    Deutschland rettet allein die Welt...und kauft feste den Atomstrom aus F!

  12. 13.

    Liebe Frau Schwarz,
    wo genau war die Rede von "geschmiert, gekauft,bezahlt"?
    Von einem Energieexperten darf doch wohl erwartet werden das er Lösungen für die Zukunft entwickelt und der Öffentlichkeit präsentiert anstatt zu versuchen ein totes Pferd ins Ziel zu bringen.

  13. 12.

    Zwischen einer Tatsachenbeschreibung und einer Verunglimpfung gibt es noch einen Unterschied....
    Gaskraftwerke wären eine schlechte Lösung, Braunkohle ist klimatechnisch eine Katastrophe. Der Leag noch Steuergeld hinterher zu werfen verhindern hoffentlich die Grünen. Den Rest erledigt der Markt.
    Versorgungssicherheit....keine andere Meinung, nur ohne Kohle.....
    Eines halte ich Ihnen zu gute, keine Diskussion auf AfD Niveau. Der " gemeine Kohlenmunk " ist nachweislich in der Lausitz dieser Truppe auf den Leim gegangen.

  14. 11.

    Ich habe in 37 Jahren Ehe noch nicht mitbekommen, dass mein Mann sich auch nur 1 Minute an ein Industrieunternehmen "verkauft" hat.
    Welche Beweise haben Sie dafür?

  15. 10.

    In Ihren anschaulichen Metaphern ist der Dialysepatient sicher das Weltklima, das es in der Tat nicht so toll findet, dass nur ein kleiner Teil der Zeit die nötige Behandlung stattfindet. Der Patient wünscht sich sicher einen 100%-igen Umstieg.

  16. 9.

    Ich denke, dass diese Verunglimpfung von Prof. Schwarz unangebracht ist. Ich habe einen Vortrag von Prof. Schwarz an der BTU zum Thema gehört und hatte nicht den Eindruck, dass es sich bei ihm um einen bezahlten LEAG-hörigen Schwätzer handelt, was Sie ja jedem unterstellen, der Ihre Meinung in Sachen Kohle nicht zu 100% vertritt. Er hat auch hier im Bundestagsausschuss wie an der BTU wissenschaftlich belegt, dass PV und Wind nicht grundlastfähig sind und dass mit diesen beiden Energiequellen allein die Energiewende nicht erfolgreich sein wird. Dank des rbb weiß die interessierte Öffentlichkeit, dass die Entscheider im Bundestag den gleichen Wissensstand in Sachen Versorgungssicherheit haben wie die Wissenschaft und ihr Handeln danach ausrichten können.

  17. 7.

    @Adrian: Sonne und Wind gibt es zur Zeit also "ohne Ende" und das sind bei Ihnen 56% der Erzeugung? Fragen Sie mal Dialyse-Patienten, was die davon halten, wenn die Behandlung nur 56% der benötigten Zeit dauert. Oder auch nen Chirurgen, der nur 56% der Dauer der OP Strom für Geräte und Licht hat.
    Ob die Ihre Einschätzung von "ohne Ende" teilen, halte ich für fragwürdig.

    @Frank Lehmann:
    Stimmt, Industrieproduktion muss nicht nachts stattfinden. Z. B. diese unnütze Produktion von Medikamenten der Pharma-Industrie. Wer braucht sowas schon?! Medikamente gibt es ja jederzeit, überall und in Hülle und Fülle ohne jegliche Wartezeiten.
    Da gab es ja in den letzten 5 Jahren in keiner deutschen Apotheke eingeschränkte Verfügbarkeiten. Ohne Lieferprobleme braucht auch niemand eine dritte Produktionsschicht, um den Bedarf rechtzeitig zu decken...

    Und Not-OPs in Krankenhäusern müssen auch nicht zwingend nachts stattfinden...

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