Erneuerbare Energie - Großgemeinde Schipkau will aus Wind und Sonne Wasserstoff gewinnen

Beim Anteil erneuerbarer Energie im Gesamt-Strommix kann die Südbrandenburger Gemeinde Schipkau durchaus punkten. Ihr Anteil liegt schon jetzt bei 50 Prozent. Und die Pläne gehen weiter. Dort entsteht ein kompletter Wasserstoffkreislauf. Von Aline Lepsch
Auf ehemaligem Tagebaugelände, der sogenannten Hochkippe Klettwitz, Teil der Großgemeinde Schipkau, soll zuküftig Solarstrom entstehen. Hier wird im Moment ein Solarpark gebaut mit einer Leistzung von 300 Megawatt. Schipkau, sagt Bürgermeister Klaus Prietzel, ist eine klassische Bergbaufolgelandschaft.

Die Windräder gibt es hier schon seit 20 Jahren. Das Besondere, die Einwohner verdienen daran mit. Jeder Einzelne bekommt alle zwei Jahre 80 Euro Windgeld. Im Bau sind jetzt die ersten 100 von 300 Hektar Photovoltaik. Es soll die größte Anlage in Deutschland werden. Die alte Tagebaufläche wird durch den schon bestehenden Windpark und den hinzukommenden Solarpark damit doppelt genutzt, für die Landwirtschaft, so Prietzel, sei das Gelände nicht nutzbar.
Wind und Sonne sollen Wasserstoff liefern
Für den Kommunalpolitiker ist die Ausbeute aus Wind und Sonne aber nicht genug. Aus einem Teil des erzeugten Stroms soll Wasserstoff gewonnen werden, schildert Prietzel seine Vision. Im Ortsteil Klettwitz sei man gerade dabei, mit dem Partnerunternehmen GP Joul ein Umspannwerk zu errichten. Hier soll die Energie eingespeist und vor Ort zu Wasserstoff umgewandelt werden. Neben dieser Anlage soll eine Wasserstoff-Tankstelle direkt an der A13 entstehen, wohl die erste zwischen Berlin und Dresden, sagt Prietzel.
Partner für diese Idee ist das in Schleswig-Holstein ansässige Unternehmen GP Joul. Seit 2009 beschäftigt sich die Firma mit erneuerbarer Energie.
"Wir haben ein Referenzprojekt in Nordfriesland aufgebaut, wo wir auch an Windparks Wasserstoff produzieren, den zu zwei Tankstellen fahren und dort den Wasserstoff in die Mobilität, in den Nahverkehr geben", erklärt André Steinau, vom Betreiber GP Joule. Für eine Investition in Schipkau habe man sich entschieden, weil die Lage ideal sei, alle Akteure mitziehen und es schon jetzt viele Interessenten gebe, begründet Stein das Engagement in der Lausitz.

Weltweit größtes Windrad in Planung
Dass das Interesse an Wasserstoff groß ist, bestätigt Jens Krause von der IHK Cottbus. Er ist Sprecher des Wasserstoffnetzwerks Lausitz. "Wir sind aktuell über 100 Mitglieder und fast 60 Projekte, die sich auf den Weg gemacht haben, künftig Wasserstoff zu nutzen", skizziert Krause das Interesse. Als mögliche Abnehmer kämen Logistik- und Busunternehmen, die BASF, aber auch die Stahl-, Glas- und Zementindustrie in Brandenburg in Frage.
Schipkaus Bürgermeister Klaus Prietzel ist sich sicher, dass eines Tages etwas Großes entsteht in seiner Gemeinde. Vielleicht meint er damit das weltweit größte Windrad, etwa so groß wie der Eiffelturm. Denn genau solch ein Super-Windrad ist bereits in Planung, in schon zwei Jahren soll es auf der Hochkippe der Gemeinde Schipkau stehen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 13.01.2022, 14.40 Uhr