Strukturwandel in der Lausitz -

Die Stadt Cottbus hat am Montagabend eine digitale Image-Kampagne gestartet, mit der sie im Zuge des Strukturwandels mehr Menschen dazu bringen möchte, in die Region zu ziehen. Zu den ersten Partnern der Kampagne "Boomtown Cottbus" gehören auch der Energiekonzern Leag, das Carl-Thiem-Klinikum Cottbus, die BTU Cottbus-Senftenberg und die Deutsche Bahn.
Neben Werbung in sozialen Netzwerken ist am Montag eine Internetseite [boomtown.de] online gegangen, auf der Stellenangebote aufgelistet werden. Cottbuser Akteure erzählen außerdem über die Vorzüge ihrer Arbeitgeber und der Stadt. Ziel ist es, in den nächsten Jahren mehr als 7.000 Arbeitsplätze in der Stadt zu schaffen.

Jedes Unternehmen sucht Fachkräfte
Cottbus geht es wie anderen Kommunen, es fehlen vor allem Fachkräfte. In der Lausitz kommt der Strukturwandel dazu. Rund 15.000 Jobs hängen hier an der Kohleverstromung, doch die Zeit der Kohle soll enden.
Mit der Image-Kampagne will Cottbus auf sich aufmerksam machen und Menschen Perspektiven für ein Leben und Arbeiten in der Stadt anbieten. "Wir sind momentan in einer relativ akuten Not", sagte der Cottbuser Wirtschaftsdezernent Stefan Korb. Jedes Unternehmen suche zurzeit händeringend Mitarbeiter. "Das Thema Fachkräfte ist für die weitere wirtschaftliche Entwicklung hier extrem zum Bottleneck geworden." Sie würden überall gebraucht. Dabei gehe es genauso um handwerkliche Berufe wie wissenschaftliche Jobs.
Milliarden für die 100.000-Einwohner-Stadt
Cottbus solle zum Mittelpunkt des Lausitzer Strukturwandels werden, sagte Klaus Freytag, der Lausitz-Beauftragte der Brandenburger Landesregierung. Die Stadt habe mit dem Wandel einmalige Chancen. "Hier kann man, darf man und soll man in der Zukunft auch experimentieren." Bei so einem Experimentieren werde man auch Rückschläge haben, so Freytag. "Aber diese Rückschläge können wir auch dank der finanziellen Rahmenbedingung durch das Strukturstärkungsgesetz auffangen."
Das Geld sei eine Chance für die Stadt, sagte Wirtschaftsdezernent Stefan Korb. "In welcher Stadt in Deutschland werden in den nächsten zehn Jahren vier bis fünf Milliarden Euro investiert?" Er gehe davon aus, dass sich Cottbus damit selbst im europäischen Vergleich nicht verstecken müsse - "und das als 100.000-Einwohner-Stadt."
Cottbus außerhalb von Brandenburg fast unbekannt
Unter denjenigen, die am Montagabend am Cottbuser Bahnhof den Startschuss für die Image-Kampagne gegeben haben, war auch BTU-Präsidentin Gesine Grande. Sie glaube, dass es für viele Leute eine echte Option sei, nach Cottbus oder die Umgebung zu ziehen, nicht nur wegen der Natur. "Sie können hier sein und ihre Ideen unmittelbar in der Region verwirklichen. Wo kann man das sonst noch?" Es gebe zudem "zuhauf" Karrieremöglichkeiten für die Partnerinnen oder Partner.
Die Kampagne soll Cottbus bekannter machen. "Je weiter weg wir gehen, umso unschärfer wird das Image. Da haben wir gar kein Image", sagte Wirtschaftsdezernent Korb. Cottbus kenne kaum jemand außerhalb Brandenburgs. Das habe eine Analyse ergeben, in der überregionale Presse- und Fernsehberichte ausgewertet wurden. Darin habe Cottbus kaum Erwähnung gefunden.
Laut Oberbürgermeister Holger Kelch (CDU) ist die Aktion Vorläufer einer großen Lausitzer Imagekampagne, mit der sich die Stadt als gemeinsame Wirtschaftsregion im Wandel voraussichtlich ab Herbst zielgerichtet ins Gespräch bringen will.
Sendung: Antenne Brandenburg, 28.02.2022, 16:10 Uhr