Interview | Ende der Spargelsaison - "Im nächsten Jahr reduzieren wir auf jeden Fall die Flächen"

Fr 24.06.22 | 13:05 Uhr
  11
Grüner und Weißer Spargel (Quelle: imago/Wolfgang Maria Weber)
Audio: Antenne Brandenburg | 24.06.2022 | Karsten Steinmetz | Bild: imago/Wolfgang Maria Weber

Zum Ende der Spargelsaison lässt sich die Bilanz der Branche auf ein Wort reduzieren: schlecht. Spargelbauer Eckhard Kuhl aus Sallgast über mangelnde Nachfrage, griechische Konkurrenz und die deutlichen Folgen für das kommende Jahr.

rbb|24: Herr Kuhl, am Freitag, dem Johannistag, geht die Spargelsaison zu Ende. Wie ist es für Sie gelaufen?

Eckhard Kuhl: Wir hatten etwa 20 Prozent Umsatzverlust durch den schwierigen Absatz Ende April, Anfang Mai. Und dann hat natürlich die Gesamtsituation in Deutschland mit der Teuerungsrate bei Lebensmitteln auch eine große Rolle gespielt.

Wir haben zwar gegengesteuert, was die Kosten betrifft, aber das Defizit ist nicht unerheblich. Das steht in diesem Jahr speziell für Neuinvestitionen nicht zur Verfügung.

Was sind die Gründe für den geringeren Absatz?

Der Lebensmitteleinzelhandel hatte Ende April noch sehr viel Ware aus Griechenland im Angebot. Ich weiß nicht, was genau dahintersteckt. Deutschland ist sicherlich in der Lage, ab dem 20. oder 25. April jedes Jahr den Bedarf an Spargel alleine zu decken. Das weiß der Einzelhandel. Warum die noch bis Mitte Mai so viel Fremdware angeboten haben, ist mir ein Rätsel. Dann kommt die Teuerungsrate insgesamt dazu, Energiepreise spielen auch eine Rolle, sodass die Leute ihr Geld zusammenhalten.

Wie lief es denn beim Personal? Hatten sie genug Erntehelfer?

Da lief alles glatt. Im Gegenteil: Wir mussten aufgrund der Flächenstilllegung zeitig Leute wieder nach Hause schicken. Das hat natürlich auch Unmut bei den Erntehelfern hervorgerufen, aber ich kann ja nicht produzieren und es dann nicht verkaufen. Im nächsten Jahr sieht es so aus, dass der Mindestlohn um 20 Prozent angehoben wird. Das wird eine echte Herausforderung. Da muss dann auch die Leistung dahinterstehen. Die meisten Erntehelfer bringen gute Leistungen, aber 20 bis 30 Prozent arbeiten nicht so gut.

Wie planen Sie das nächste Jahr? Wollen Sie Flächen reduzieren?

Wir reduzieren auf jeden Fall, wir werden kleiner werden. So versuchen wir die Preise durch geringere Mengen höher zu halten, damit wir die Mehrkosten im nächsten Jahr abfangen können. Wir haben jetzt knapp 60 Hektar und werden elf Hektar rausnehmen und nicht ersetzen. Dann werden wir abwarten, was nächstes Jahr passiert.

Mögen die Leute den Spargel denn weniger als noch vor zehn Jahren? Macht Ihnen das Sorgen?

Das glaube ich nicht. Wir bekommen hier so nette Anrufe, die sagen, 'an uns hat es nicht gelegen, wir lieben Spargel'. Es gibt viele Leute, die sich auch dafür interessieren, woran es liegt, dass weniger verkauft wird. Spargel ist ja nicht teurer geworden, im Gegenteil, die Preise sind sogar leicht gesunken. Die Leute haben uns gefragt, ob sie sich Sorgen machen müssen um die Spargelbauern. Die, die sich dafür interessieren, kaufen auch keine griechische Ware. Für die kommt das nicht in Frage. Aber es gibt genug Leute, denen es egal ist, woher der Spargel kommt.

Vielen Dank für das Gespräch!

Sendung: Antenne Brandenburg, 24.06.2022, 15:10 Uhr

Die Kommentarfunktion wurde am 24.06.2022 um 19:04 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

11 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 11.

    Nicht die Anbauflächen reduzieren, gar keinen Spargel mehr anbauen! Niemand braucht Spargel.

  2. 10.

    Luxusgemüse, und das ist Spargel nun einmal, kann muss aber nicht sein.
    Man kann mit Sicherheit auf einem Spargelfeld nicht von heute auf morgen nicht etwas anderes anbauen da das Feld zum größten Teil aus einem sehr sandigen Material besteht.

  3. 9.

    Vielleicht kann man auf den Flächen Weizen anbauen? Das wäre doch Anbetracht der Lage, wichtiger als Spargel.

  4. 8.

    Sie sprechen mir so sehr aus der Seele!!!
    Grüner Spargel war nicht zu bekommen. Nur dieser weiße Unsinn den nur deutsche essen. In anderen Ländern bekomme ich den grünen fast ganzjährig.

  5. 7.

    Super Idee!, Gemüse exportieren wir dann lieber von sonst woher. Spart CO2.
    Vielleicht kann man dann auf den freien Flächen etwas anderes anbauen. Die Bauern werden es wissen was möglich ist.

  6. 6.

    Sehr seltsam - der deutsche Verbraucher. Erst möchte er mehr aus dem regionalen Angebot und von heimischen Bauern, dann kauft er dem heimischen Bauer das Gemüse nicht ab (im übrigen ist der Spargel nicht teurer zum Vorjahr geworden)
    Wenn der Landwirt hier jetzt beschließt, die Fläche zu verringern, ist demnächst das Geplärre wieder fett, weil das geringere Angebot bei gestiegener Nachfrage den Preis etwas verändert. Man nennt das auch Preiskorrektur.

  7. 5.

    Naja, die letzten Jahren die Kunden abgezockt. Und dieses Jahr wieder versucht mit einem Kilopreis von 19,99€.
    Und jetzt kommt das Gejammer mit dem Mindestlohn.

  8. 4.

    Oder Solar-/Wind in Kombination mit günstigerem Wohnraum für Mehrfamilienhäuser. Sind doch meist noch relativ nah an Berlin dran. Wenn man den Preis für Spargel am Markt nicht durchsetzen kann, muss man das Angebot halt reduzieren.

  9. 3.

    Mal ganz ehrlich, weißen Spargel mochte ich noch nie, grünen dafür umso mehr. Gerade ein einziges Mal habe ich dieses Jahr grünen Spargel an so einem "Spargelstand" bekommen. Erst hieß es "gibt es noch nicht", dann gab es ihn wie gesagt EIN MAL ... und eine Woche später hieß es dann schon "den gibt es nicht mehr - nein gar nicht mehr dieses Jahr"... Sonst konnte ich den grünen Spargel über Wochen kaufen, dieses Jahr aber nicht ... Ich kann die Lage beim weißen Spargel nicht beurteilen, aber beim grünen mangelte es eher am Angebot als an der Nachfrage ...

  10. 2.

    Wieso nicht die freigewordenen Flächen zur Stromerzeugung nutzen?

  11. 1.

    „ Der Lebensmitteleinzelhandel hatte Ende April noch sehr viel Ware aus Griechenland im Angebot. Ich weiß nicht, was genau dahintersteckt.“
    Sehr witzig, die Preise stecken dahinter! Und an Spargel kann man dann doch wohl am ehesten sparen.

Nächster Artikel