Interview | Ende der Spargelsaison - "Im nächsten Jahr reduzieren wir auf jeden Fall die Flächen"

Zum Ende der Spargelsaison lässt sich die Bilanz der Branche auf ein Wort reduzieren: schlecht. Spargelbauer Eckhard Kuhl aus Sallgast über mangelnde Nachfrage, griechische Konkurrenz und die deutlichen Folgen für das kommende Jahr.
rbb|24: Herr Kuhl, am Freitag, dem Johannistag, geht die Spargelsaison zu Ende. Wie ist es für Sie gelaufen?
Eckhard Kuhl: Wir hatten etwa 20 Prozent Umsatzverlust durch den schwierigen Absatz Ende April, Anfang Mai. Und dann hat natürlich die Gesamtsituation in Deutschland mit der Teuerungsrate bei Lebensmitteln auch eine große Rolle gespielt.
Wir haben zwar gegengesteuert, was die Kosten betrifft, aber das Defizit ist nicht unerheblich. Das steht in diesem Jahr speziell für Neuinvestitionen nicht zur Verfügung.
Was sind die Gründe für den geringeren Absatz?
Der Lebensmitteleinzelhandel hatte Ende April noch sehr viel Ware aus Griechenland im Angebot. Ich weiß nicht, was genau dahintersteckt. Deutschland ist sicherlich in der Lage, ab dem 20. oder 25. April jedes Jahr den Bedarf an Spargel alleine zu decken. Das weiß der Einzelhandel. Warum die noch bis Mitte Mai so viel Fremdware angeboten haben, ist mir ein Rätsel. Dann kommt die Teuerungsrate insgesamt dazu, Energiepreise spielen auch eine Rolle, sodass die Leute ihr Geld zusammenhalten.
Wie lief es denn beim Personal? Hatten sie genug Erntehelfer?
Da lief alles glatt. Im Gegenteil: Wir mussten aufgrund der Flächenstilllegung zeitig Leute wieder nach Hause schicken. Das hat natürlich auch Unmut bei den Erntehelfern hervorgerufen, aber ich kann ja nicht produzieren und es dann nicht verkaufen. Im nächsten Jahr sieht es so aus, dass der Mindestlohn um 20 Prozent angehoben wird. Das wird eine echte Herausforderung. Da muss dann auch die Leistung dahinterstehen. Die meisten Erntehelfer bringen gute Leistungen, aber 20 bis 30 Prozent arbeiten nicht so gut.
Wie planen Sie das nächste Jahr? Wollen Sie Flächen reduzieren?
Wir reduzieren auf jeden Fall, wir werden kleiner werden. So versuchen wir die Preise durch geringere Mengen höher zu halten, damit wir die Mehrkosten im nächsten Jahr abfangen können. Wir haben jetzt knapp 60 Hektar und werden elf Hektar rausnehmen und nicht ersetzen. Dann werden wir abwarten, was nächstes Jahr passiert.
Mögen die Leute den Spargel denn weniger als noch vor zehn Jahren? Macht Ihnen das Sorgen?
Das glaube ich nicht. Wir bekommen hier so nette Anrufe, die sagen, 'an uns hat es nicht gelegen, wir lieben Spargel'. Es gibt viele Leute, die sich auch dafür interessieren, woran es liegt, dass weniger verkauft wird. Spargel ist ja nicht teurer geworden, im Gegenteil, die Preise sind sogar leicht gesunken. Die Leute haben uns gefragt, ob sie sich Sorgen machen müssen um die Spargelbauern. Die, die sich dafür interessieren, kaufen auch keine griechische Ware. Für die kommt das nicht in Frage. Aber es gibt genug Leute, denen es egal ist, woher der Spargel kommt.
Vielen Dank für das Gespräch!
Sendung: Antenne Brandenburg, 24.06.2022, 15:10 Uhr
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