Förderung für Teststrecke - Auf dem Lausitzring fahren bald Autos autonom durch New York und Sydney

Autos, die alleine fahren, sind keine allzu ferne Zukunft mehr. Doch bevor sie auf die Straßen dürfen, müssen sie getestet werden. Der Lausitzring sieht darin ein großes Geschäftsmodell und investiert kräftig - mit Hilfe des Landes. Von Andreas Friebel
Es klingt nach ferner Zukunft, aber sie ist näher, als man das vielleicht vermuten würde: Autos, die allein fahren. Egal ob Sydney, Shanghai, New York oder Berlin; jede Stadt hat ihr spezielles Straßennetz und in jeder Stadt sollen sich solche autonom fahrenden Autos einmal zurecht finden können.
Doch bevor die auf die Straße dürfen, müssen sie getestet werden. Die Dekra sieht hier einen großen Markt und investiert kräftig. Für mehr als zehn Millionen Euro entsteht auf dem Lausitzring ein neues Test-Areal auf dem Besucher-Parkplatz. Dort werden ab dem kommenden Sommer die Straßen von Städten nachempfunden, erklärt Uwe Burckhardt vom Betreiber Dekra.
Seit Dienstag steht zudem fest: Das Land fördert das Vorhaben mit insgesamt 2,14 Millionen Euro. Am Rande der gemeinsamen Kabinettssitzung der Landesregierungen von Brandenburg und Sachsen auf dem Lausitzring wurde der Fördermittelbescheid übergeben. Der Lausitzring soll zum führenden Testzentrum in Deutschland für autonomes Fahren ausgebaut werden.
Computer täuscht Städte vor
"Die Ausrüstung der Kreuzungen, mögliche Abschattungen und Häusersilhouetten werden immer situativ aufgestellt und rückgebaut, so wie es das Kundenszenario erfordert", sagt Burckhardt und visualisiert, wie Container als Fassade dienen. Komplette Straßenzüge werden also nicht nachgebaut. Es entstehen keine Geisterstädte. Gebäude werden bestenfalls grob nachempfunden. Den Rest regelt ein Computer, der den zu testenden Fahrzeugen vortäuscht, sie seien zum Beispiel in New York.
Dort werden die Autos dann auch mit sich verändernden Verkehrssituationen konfrontiert. "Wir müssen sie in ganz kurzen Reaktionszeiten über das Gelände fahren lassen", erklärt Burckhardt, wie die Autos in realer Geschwindigkeit durch die virtuellen Städte fahren sollen. Die Ingenieure der Dekra müssen dafür auch in Echtzeit mit den Test-Fahrzeugen kommunizieren können. Deshalb gehört zum Projekt "City-Kurse" auch der Aufbau eines eigenen Handynetzes im 5G-Standard, ein sogenanntes Campusnetz. Über diesen Weg können selbstfahrende Autos, die eines Tages auf die Straße gelassen werden, auch untereinander kommunizieren.
Anwohner befürchten mehr Lärm
Ganz unumstritten ist der neue Testbereich aber nicht. Anwohner befürchten mehr Lärm. Die Dekra argumentiert: Lärm machen nur die Motorsportveranstaltungen. Der Testbestrieb sei deutlich ruhiger. Vergangene Woche wurde der Bebauungsplan bestätigt. Gerade noch rechtzeitig vor der Übergabe des Fördermittelbescheids am Dienstag. Baustart für das neue Projekt wird in wenigen Wochen sein, so Burckhardt. "Wir freuen uns sehr über die Möglichkeiten, die sich für uns damit ergeben werden."
Im Sommer 2023 sollen die "City-Kurse" in Betrieb gehen. Doch damit nicht genug. Die Dekra plant schon weiter und will noch eine weitere Teststrecke errichten. Auf der sollen Fahrten auf Landstraßen und Autobahnen simuliert werden können. Eingebunden wird dieses Projekt in das bereits bestehende Hochgeschwindigkeits-Testoval auf dem Lausitzring. "Mit den neuen Strecken sind wir noch besser auf die Bedingungen eingestellt, die wir in den nächsten zehn Jahren brauchen, um assistiertes und automatisiertes Fahren in Serienreife zu testen und einzuführen", sagt Uwe Burckhardt.
Sendung: Antenne Brandenburg, 21.06.2022, 15:12 Uhr