Fachkräftemangel bei Speditionen - Die schwierige Suche nach Lkw-Fahrern

Di 21.06.22 | 14:47 Uhr
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LKW im Stau auf der Autobahn (Symbolbild)(Bild: dpa)
Audio: Antenne Brandenburg | 21.06.2022 | Daniel Mastow | Bild: PA Wire

Wegen des Ukraine-Krieges hatte England bereits das Problem - nun droht auch in Deutschland ein Mangel an Lkw-Fahrern. Fahrer, die bislang in Brandenburg gearbeitet haben, gehen zurück in ihre Heimat.

Auch wenn sie auf Landstraßen und Autobahnen meist als lästige Störfaktoren gelten: Lastkraftwagen sind für die Versorgung mit alltäglichen Gütern unerlässlich. Doch immer weniger Menschen wollen die Lkw selbst fahren. Speditionen suchen händeringend nach Mitarbeitern.

So ist es auch bei der Transport- und Speditionsgesellschaft Schwarze Pumpe (TSS) (Landkreis Spree-Neiße). Aufträge gebe es genug, sagt Geschäftsführer Charles-André Uhlig. Doch auch hier wirkt der Fahrermangel. "Wir würden gut mit 20 Fahrern mehr auskommen", so der Geschäftsführer.

Sein Unternehmen besitzt 100 Lkw - 280 Mitarbeiter sind hier beschäftigt.

Unattraktive Arbeitsbedingungen

Ihre Touren führen die Fahrer durch ganz Ostdeutschland, die Fahrzeuge beladen mit beispielsweise Briketts, Altpapier oder Gipskartonplatten. Doch das steigende Verkehrsaufkommen, lange Wartezeiten und zahlreiche Nächte ohne die Familie zu Hause machen den Beruf des LKW-Fahrers zunehmend unattraktiv - und sorgen für den Engpass in der Branche.

Die Probleme im Transportwesen kennt Denis Hölberlich gut. Seit 18 Jahren ist er mit dem Lastwagen unterwegs. "Es geht schon mit den Parkplätzen los. Die sind übervoll. Die Lkw stehen bis auf die Autobahn", erzählt er. Die sanitären Anlagen auf den Rasthöfen seien katastrophal.

Verschiebungen auf dem Arbeitsmarkt

Zu den Problemen, die der Job schon seit Jahren mit sich bringt, kommen nun die Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine. Den bekommt auch die Spedition zu spüren, erklärt Geschäftsführer Uhlig. "Wir haben in dem gesamten Arbeitsmarkt eine Verschiebung." Fahrer aus der Ukraine, die häufig in Polen gearbeitet hätten, seien nun in ihrem Heimatland, um dieses im Krieg zu verteidigen, sagt Uhlig.

Polnische Fahrer, die wiederum häufig in Deutschland arbeiten, würden daher vermehrt in Polen gebraucht, näher an der Heimat, so Uhlig.

Gegen den Personalmangel helfe nur der Zuzug von Menschen aus anderen Regionen. Das müsse die Politik unterstützen, sagt der Geschäftsführer. Arbeitserlaubnisse müssten schneller erteilt, ausländische Berufsabschlüsse schneller anerkannt werden, wie er sagt.

Außerdem - und das ist wohl der ungewöhnlichste Vorschlag eines Mannes, der sein Geld mit Lkw verdient - sollten laut Uhlig die Schienen besser ausgebaut werden. Dann nämlich könnte ein größerer Anteil der Transporte mit der Bahn erfolgen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 21.06.2022, 14:10 Uhr

10 Kommentare

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  1. 10.

    Offenbar haben Politiker und Wirtschaftseliten ihre Aufgaben nicht gemacht.
    Falsche Rahmenbedingungen.
    Falsche Prioritäten.
    Schlechte Arbeitsbedingungen.
    Und andauernd mit anderen "Projekten" beschäftigt.
    Aber keine Sorge! Es wird noch schlimmer.
    Daher sollten wir die aktuelle Situation nicht so mies machen.

  2. 9.

    Die Schiene ist doch nicht zu 24/7 komplett ausgelastet - das ist so inkorrekt. Also wären hier modernere Konzepte durch die Kombination längst überfällig!

  3. 8.

    Auf welchen noch nicht überlasteten Bahnstrecken sollen die CargoBeamer traktiert werden?

  4. 7.

    Hier ist der Bundesverkehrsminister gefragt mit Förderung den Zeitenwandel in Form einer optimierten Logistik zu beschleunigen. Eine Lösung könnte sein: Das Bahnsystem CargoBeamer. Dadurch könnten Millionen Tonnen Fracht von Autobahnen auf die Schiene geholt werden, die Straßen entlastet und der Personalmangel für die 1. und letzte Meile vermieden werden. Doch die Branche reagierte bisher zurückhaltend. Es wird Zeit für Logistik & Umwelt hier schnell Fortschritte zu machen.

  5. 6.

    Alles wie immer eine Frage der Bezahlung und der Arbeitsbedingungen, oder?
    Wenn da auf Kosten der Beschäftigten unverhältnismäßig gespart wird, gibt es eben Probleme.
    Wie im Gesundheitswesen auch etc. ...

  6. 5.

    Wäre doch toll, wenn die belieferten Firmen den Fahrern während der Wartezeiten WC und Dusche zur Verfügung stellen würden, und ein günstiges Kantinenessen. Das sind ja "ehda"-Dinge.....

    Ansonsten gilt wie überall im Leben: you get what you pay for...

  7. 4.

    Erstens gibt es keinen "Berliner im Umland" - nur Berliner oder Brandenburger.
    Zweitens würde mich mal interessieren, auf welchen Erkenntnissen ihre Aussage hinsichtlich des autonomen Fahrens bei LKW fußt - bisher gibt es nur Ziele und Absichten: https://www.faz.net/aktuell/wissen/computer-mathematik/autonomes-fahren-automatisierung-macht-lkw-fahrer-arbeitslos-17928458.html

  8. 3.

    Die LKW-Branche wird wohl die erste Branche sein, die autonom (auf Autobahnen) fahren wird... weil sie es muss. Wir stehen technisch kurz davor.

  9. 2.

    Man sollte hier die verschiedenen Verkehrsträger intelligent kombinieren!
    Bereits 1998 entwickelten die beiden Ingenieure Dr. Hans-Jürgen Weidemann und Michael Baier die CargoBeamer-Technologie, mit der nicht kranbare Sattelauflieger schnell und einfach auf die Schiene gebracht werden können.

    Vielleicht geht hier die Entwicklung jetzt endlich weiter, wenn es nicht genug Fahrer gibt. Es wäre Zeit, hier bessere Wege des Warentransports zu wählen!

  10. 1.

    Er bemängelt zu kleine Parkplätze und katastrophale Sanitäranlagen, aber eine Lösung sieht er darin, Ausländer hier her zum Arbeiten zu holen. Was macht das denn für einen Sinn? Sind das Menschen zweiter Klasse, denen sanitäre Anlagen egal sind? Die nie duschen oder aufs Klo müssen? Auch dieser Fahrer brauchen ordentliche Rastplätze, gute Löhne und vernünftige Arbeitszeiten. Ändert das und es gibt auch wieder Menschen, die diese Arbeit machen werden!!

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