Debatte auf Bürgerforum - Erweiterung von Kiesabbau in Mühlberg führt zu Streit

Mi 24.08.22 | 12:22 Uhr
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Kiesgrube bei Mühlberg (Bild: rbb)
Audio: Antenne Brandenburg | 23.08.22 | Ralf Jussen | Bild: rbb

Seit Jahrzehnten wird rund um Mühlberg Kies abgebaut. Der Baustoff ist gefragt, der Abbau soll ausgeweitet werden. Die Bürger wollen das verhindern, ein Verein gegen die Erweiterungen hat sich gebildet.

Seit mehr als 50 Jahren - seit 1966 - wird in Mühlberg (Elbe-Elster) Kies abgebaut. Der Rohstoff ist beliebt, der Bauboom der vergangenen Jahre hat die Nachfrage noch angefeuert. Bereits seit der Wende werden die Kiesgruben in der Region immer wieder erweitert.

Drei Unternehmen wollen Kiesabbau ausweiten

Aktuell wollen gleich drei Unternehmen in der Region ihre Abbauflächen ausweiten. Die Firma Berger Rohstoffe hat ihre Genehmigung vom Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe (LGBR) bereits erhalten. Bei Altenau darf der Kiestagebau um 132 Hektar erweitert werden - auf 178 Hektar baut Berger Rohstoffe bereits Kies ab. Auch eine zweite Aufbereitungsanlage und ein Bahnanschluss sind im Februar genehmigt worden. Bis 2066 hat Berger Rohstoffe nun das Recht, auf den Flächen rund um Mühlberg Kiestagebaue zu betreiben.

Die Elbe-Kies GmbH, die zum französischen Baukonzern Eurovia gehört, will den Abbau ebenfalls um 120 Hektar erweitern. Auf sächsischer Seite will das Unternehmen Hülskens wachsen. Die Genehmigungen dafür stehen allerdings noch aus.

Bauern verlieren wertvolle Flächen

Doch die Pläne gefallen nicht jedem: Anwohner sind skeptisch und versuchen seit Jahren auf die Probleme, die der Kiesabbau aus ihrer Sicht mit sich bringt, aufmerksam zu machen. Für den Verein "Für eine Heimat mit Zukunft" ist Kiesabbau vor allem Raubbau an der Natur. Und auch Landwirte haben Vorbehalte gegen den Abbau.

Für die Erweiterungen der Tagebaue verlieren Landwirte in der Region Pachtflächen. Seit 1990 hat die Mühlberger Agrargenossenschaft bereits 450 Hektar verloren. Besonders problematisch aus Sicht der Bauern ist, dass für den Kies besonders gute Böden geopfert werden. Die Elbaue bietet in Brandenburg mit die meisten Bodenpunkte.

Kritiker befürchten zudem eine Absenkung des Grundwasserspiegels und rechnen aufgrund der Erweiterungen mit deutlich mehr Schwerlastverkehr.

Landrat bemüht um Dialog

Am Dienstag wurde nun auf einem Bürgerforum in Mühlberg über das Thema gesprochen - und gestritten. Der Landrat des Elbe-Elster-Kreises, Christian Heinrich-Jaschinski, hatte zu dem Forum eingeladen - mit dem Ziel, Fronten aufzuweichen und Gespräche zwischen Bergwerksbetreibern, dem Landesbergamt, der Kommune und den Anwohnern neu zu beleben. "Wir haben das große Engagement der Bürgerinitiative bemerkt", sagte Heinrich-Jaschinski und stellte zugleich fest: "Die Betroffenheit einzelner Bürger und das Unverständnis gegenüber dem Bergrecht und den Planungsverfrahren - das ist sehr komplex." Demzufolge müsse man jetzt den Dialog zwischen der Kommune und dem Landesbergamt wieder aktivieren.

Jahrzehntealte Genehmigungen

Die Anwohnerinitiative "Für eine Heimat mit Zukunft" äußerte ihre Kritik auch am Dienstag erneut vor dem Präsidenten des Landesamts für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg, Sebastian Fritze. Dieser machte hingegen deutlich, dass die Erweiterung des Kiesabbaus nicht verhindert werden könne - eine Genehmigung aus den 1990er Jahren sei bindend: "Das sind Bestandsgenehmigungen, die fortgeführt werden, an denen kann auch nichts ändern." Gleichzeitig räumte er ein: "Früher gab es vielleicht mal eine Bürgerbeteiligung, die dann aber nicht wahrgenommen wurde."

Auch Umweltverträglichkeitsstudien seien zu dieser Zeit noch nicht in dem Umfang gefordert gewesen wie heute, so Fritze. Bei den jetzt geplanten Erweiterungen sei es anders, versicherte der Amtschef den Zuhörern. Daher sollten sich Anwohner und die Stadt mit klaren Forderungen zur Zukunft der Kiesförderung oder zur Rekultivierung einbringen. "Dann sind wir natürlich gehalten, nach Recht und Gesetz abzuwägen und die ganze Bürgerbeteiligung ordentlich abzuarbeiten", so der Chef des Landesbergbauamts.

Sendung: Antenne Brandenburg, 24.08.2022, 06:30 Uhr

13 Kommentare

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  1. 13.

    Dazu hat d. rbb eine interess Doku gedreht. Wir müssen auch mit der Ressource Boden sorgsamer umgehen als bisher! Ständig werden große Bodenflächen verbraucht, um darauf zu ebener Erde(!)Werkhallen von bemerkenswerten Ausmaßen zu bauen. Die Flächen für Wald- und Landwirtschaft werden immer geringer. Wenn man Nahrungsmittel erzeugen möchte, versucht man das mit mehr Düngung. Ich sage mal, dass kann doch nicht die Zukunft sein! Elbekies wird abgebaut, um Baustoffe zu erzeugen, die dann per Eigenheim für eventuell 4 Pers. reichen u. zudem noch Bodenflächen fü ledigl. 4 Pers. 'hergeben'. Man muss kein Grüner sein, um sich das mal auszumalen, was das im Klartet heißt. Was soll mit den Wasserflächen geschehen? Werden darauf Häuser=Eigenheime schwimmen? Werden schwimmende Elektro-energie-Erzeugungsanlagen gebaut? Solche Fragen müssen gestellt u. beantwortet werden. Erst, wenn das klar ist, darf evtl. (!) Boden entnommen werden. Weniger Verbrauch wäre wünschenswert! Kann den Frust verstehen.

  2. 12.

    Bürgerbeteiligung ist schon ok.
    Problematisch finde ich, daß sich meist nur die „Gegner“ beteiligen. Die Befürworter sagen nix, und finden deswegen auch in den Medien nicht statt.

    Grüße Ralf

  3. 11.

    Hier hatte jemand den berechtigen Einwand gemacht, dass es normal ist, dass in guten Flussniederungen guter Ackerboden und gute Kiesvorkommen liegen. Warum wurde der Beitrag wegzensiert?

  4. 10.

    Wenn der Konflikt Kiesabbau vs. Ackerboden nur einen "Gewinner" kennen kann, sollte man da nicht überlegen, statt zu erklären warum das so ist, die Verwertung des Ackerbodens anderswo, mit einer Bodenverbesserung zu verbinden? Oder wird das bereits gemacht?

    P.S. Auch bei anderen Umweltthemen stehen Bergbaurecht und Verwaltungsrecht nicht oft auf der Seite Betroffener. Eine Reform dessen und die Diskussion darüber, wurde schon öfter von mit gewünscht/angestoßen/kommentiert. Wurde aber oft falsch verstanden, weil beides als "gesetzt und unveränderlich" wahrgenommen werden.

  5. 9.

    Genau! Alles bestens. Aber nicht vor meiner Haustür. Es gibt nichts schlimmeres als Bürgerbeteiligung. Ein Hemmschuh für jegliche Entwicklung. Kein Wunderwenn es mit Deutschland langsam bergab geht.

  6. 8.

    Zugegeben, ich bin nicht sehr grün angehaucht. Aber ich bin gegen Verschwendung von Ressourcen, wo es nicht sein muss! Kies, Sand u. gute Böden für die LW sind inzwischen rare Güter, die begrenzt sind u. nicht nachwachsen. Mit Sicherheit gibt es andere Standorte bei Kiesgruben, welche geringere Belastungen bringen. Für mich müssen in D. in Sachen Bauen, Baustoffe u. Bergbau alle Gesetze auf d. Prüfstand. Künftig muss nachhaltiger gebaut werden. Sonst wohnen u. leben unsere Nachfahren im Freien.

  7. 7.

    Ist nur blöd, wenn irgendwelche Rohstoffe, Erzeugnisse, usw. in Brandenburg mit viel Aufwand, Energie, Wasser, etc., erzeugt werden und dann aus Brandenburg exportiert werden. Da geht uns Brandenburger Wasser, Energie, Boden, usw. verloren und das Endergebnis wird woanders hin transportiert. Der Aufwand an Wasser, Böden, Energie, usw. fehlt uns dann letzendlich in Brandenburg - Ist auch immer so ein Stück Ausverkauf unseres Bundeslandes Brandenburg, was letztendlich zur Austrocknung, zur Grundwasserabsenkung und zur Zerstörung unserer Heimat führt. Auch einfach mal öfter hinterfragen, wo das erzeugte Produkt letztendlich verbleibt.

  8. 6.

    Es geht um 3 private Unternehmer, die südlich von Kölsa, in der Nähe von Bad–Liebenwerda und eben in und um Mühlberg wertvolle Auenflächen, Ackerflächen aufkaufen und dann Raubbau an Natur und Umwelt begehen. Hierzu wird das veraltete Bergbaugesetz genutzt, welches längst nicht mehr zu der jetzigen Situation passt. Schwere Fahrzeuge werden das letzte bisschen Frieden in der Region zerstören und wertvolle Flächen unwiderruflich in trostlose Wüste verwandeln, das Grundwasser wird in der schon sehr trockenen Region weiter absinken und zu katastrophalen Umweltschäden führen, denn, es ist ein Dürregebiet und hier sollte etwas an die Zukunft und die Umwelt gedacht werden, nicht an das schnelle Geld einiger, sondern an die Zukunft aller. Umweltschutz und Klimaschutz sehen anders aus. 2700 ha Fläche sind betroffen.

  9. 5.

    Kann der fruchtbare Oberboden nicht abgetragen werden und woanders in Äcker und Felder eingearbeitet werden ? Wenn der Oberboden so fruchtbar ist, kann er auch woanders wertvolle Dienste leisten. Fruchtbarer Boden sollte nicht auf irgendwelchen Kippen verrotten, sondern eben woanders genutzt werden. Und irgendwo müssen die Rohstoffe nunmal herkommen, da sollte auch die Bundesrepublik Deutschland ihren Beitrag leisten und nicht nur ,,preiswert,, importieren.

  10. 4.

    Ist das nicht traurig? Wer kennt sie nicht, die Schlacht bei Mühlberg, oder die Zuckerfabrik Brottewitz, die von umliegenden Feldern in der Kampagne Zuckerrüben geliefert bekam, die ganze Region von der Zuckerfabrik eigentlich lebte. Vor kurzer Zeit wurde diese Lebensader der Region gekappt, damit die westliche Zuckerindustrie überleben kann, da man Zucker oft mit billigem Industriezucker ersetzt. Nun teilen 3 Privatunternehmen sich landwirtschaftliche Ackerflächen auf und wollen an 3 Standorten Kies fördern, Unwiderruflich Ackerflächen zerstören, Landschaft verändern und Grundwasser gefährden. Diese Standorte liegen südlich von Kölsa, in der Nähe von Liebenwerda und bei Mühlberg. Insgesamt 2790,7 ha Fläche sind betroffen, das schnelle Geld mit dem Kies für private Taschen und eine zerstörte Umwelt, schlecht für das Klima.
    Ein veraltetes Bundesbergbaugesetz kommt den Interessen privater Bergbaubetreiber entgegen. Schade um die wertvollen Aueböden.

  11. 3.

    Nur mal nachgefragt; in Berlin sollen mehr Wohnungen gebaut werden - wird jedenfalls ganz deutlich gefordert. Dafür braucht man doch Beton? oder? Und für Beton brauchts Kies - oder nicht?

    Soll dieser Kies jetzt aus "Wo" über Tausende Kilometer herangekarrt werden? Mit LKW's über Autobahnen, die vielleicht nicht fertig sind?

    Ich kann so ein Stückchen Heimatliebe ja verstehen -aber irgendwo muss doch der ganze Sch... herkommen. Ich weiss nimby.. So wer ist jetzt Egoist? Es sind ggf die Heimatverliebten mit Angst vor Veränderung. Kiesgrube zu und diese Arbeitsplätze, die wenigen, sind dann auch noch dahin. Große Güte, wie abscheulich Ego.....

  12. 2.

    Meine volle moralische Unterstützung für die Bürger, die sich dagegen wehren. Ich unterschreibe jede Petition dagegen.
    Verantwortliche Mitarbeiter des LGBR haben aus der Vergangenheit absolut nichts dazugelernt - weder aus den katastrophalen Umweltschäden des Braunkohlenabbaus, noch aus der Hochwasserkatastrophe 2021 im Ahrltal, wo in einer Kiesgrube sechs Häuser durch Erdrutschungen in subterrestrischen Abgründen versunken sind!

  13. 1.

    Das muss man 2 mal lesen: Der Kies und die Sande sind international gefragt. Da wird wertvoller Ackerboden vernichtet, um irgendwo auf der Welt Wolkenkratzer zu bauen. Ist das zu unterstützen? Das sollte sich die Landesregierung mal fragen. Wie verträgt sich das mit dem lwd-Unsinn, der gerade verbreitet wird? Sollen damit Baggerführer geworben werden?

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