Rutschungsgefahr in Lauchhammer - Umsiedlung von Gewerbe ist möglicherweise nicht mehr pünktlich zu schaffen

Do 11.08.22 | 17:29 Uhr
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Auf einem Schild in Lauchhammer steht "Gefahr! Straßeneinbruch" (Foto: rbb/Jußen)
Audio: Antenne Brandenburg | 11.08.2022 | Ralf Jußen | Bild: rbb/Jußen

Lauchhammer hat ein Problem mit wieder aufsteigendem Grundwasser, es besteht Rutschungsgefahr. Bis Jahresende müssen Firmen im Gewerbepark an der Külz-Straße ihre Standorte aufgeben und umziehen. Doch das ist wohl nicht mehr zu schaffen. Von Ralf Jußen.

Vier Firmen in einen Gewerbepark an der Wilhelm-Külz-Straße in Lauchhammer-Ost (Oberspreewald-Lausitz) führen einen Kampf gegen die Uhr. Wegen des rutschungsgefährdeten Untergrunds müssen sie mit ihren insgesamt gut 200 Mitarbeitern das Gebiet bis 31. Dezember verlassen, so die Anordnung des Landesamts für Bergbau, Geologie und Rohstoffe (LBGR). Der Untergrund der Produktionshallen, Werkstätten und Bürogebäude wird durch das aufsteigende Grundwasser aufgeweicht. Die Neubauten laufen, doch der Zeitplan wackelt.

Das Bauschild für den neuen Firmensitz der K und K Transportgesellschaft (Foto: rbb/Jußen)
| Bild: rbb/Jußen

Verzug schon beim Rohbau

Rund zwei Jahre wurde mit Vertretern von Bund, Land und dem Bergbausanierer LMBV über die Höhe der Entschädigung für Produktionshallen, Werkstätten und Bürogebäude diskutiert. Das hat Zeit gekostet und so konnten die Planungs- und Genehmigungsverfahren erst im vergangenen Jahr beginnen, berichtete der Geschäftsführer einer der betroffenen Firmen, der K&K Transportgesellschaft, Jan Kemnitz dem rbb.

Erst nachdem die Höhe der Entschädigung feststand, konnte er das Grundstück kaufen und eine Baugenehmigung beantragen. Seit März wird nun im Gewerbegebiet in Lauchhammer-Süd gebaut, doch schon in der Rohbauphase gibt es Verzug. "Durch den Angriffskriegs Russlands in der Ukraine sind auch Lieferketten bei Baumaterial unterbrochen." Deshalb stehe ein konkreter Fertigstellungstermin bisher nicht fest, so Kemnitz. Unklar sei auch, was das Vorhaben am Ende kosten wird. Auf einen mittleren, einstelligen Millionenbetrag schätzt der Unternehmer die Investitionssumme, doch durch die steigenden Baupreise könne er nicht endgültig kalkulieren.

Stadt wollte nicht pokern

Als vor drei Jahren die Absiedlung festgelegt wurde, gaben sich laut dem Unternehmer die Politiker die Klinke in die Hand und alle hatten Unterstützung versprochen, wie das Wirtschaftsministerium, Infrastrukturministerium, verschiedene Landtagsabgeordnete. "Letztendlich muss man nüchtern sagen, dass aus diesem Bereich extrem wenig gekommen ist."

Verlassen konnte er sich aber nach eigenen Aussagen auf die Stadtverwaltung und den Landkreis, die Zusammenarbeit sei "toll" gewesen. "Der Grundstückskauf hat reibungslos funktioniert, die Zuarbeit der einzelnen Behörden funktioniert auch." Ganz bewusst hat die Stadt das Grundstück im Gewerbegebiet zu dem Preis verkauft, wie sie es nach der Sanierung übernommen hatte, sagte Bürgermeister Mirko Buhr (parteilos).

"Es gehört sehr viel Mut dazu, von einem Absiedlungsgebiet hier in ein noch relativ leeres Industriegebiet umzuziehen", so Buhr. "Wir haben damit unterstützt, dass wir den Kaufpreis relativ niedrig gehalten haben. Natürlich hätten wir als Stadt pokern können." Bleibt eine Firma in der Stadt und vergrößert sich, dann werde sie in Zukunft auch mehr Gewerbesteuer zahlen, war die Begründung.

Das wird wohl auch so kommen, ist sich Firmeninhaber Jan Kemnitz sicher. "Der neue Standort hat viele Vorteile für uns, die wir natürlich nutzen wollen, um eventuell auch zu expandieren beziehungsweise neue Arbeitsplätze zu schaffen."

Absiedlung verschieben?

Das zweite große Unternehmen im Absiedlungsgebiet, die Köhnlein Türen GmbH, lässt ihren neuen Betriebsteil wenige Kilometer entfernt im Gewerbegebiet Schwarzheide (Oberspreewald-Lausitz) errichten. Das Familienunternehmen aus Baden-Württemberg hat fünf Werke in Deutschland und weitere zwei in Österreich.

Auf der Schwarzheider Baustelle läuft es zwar in der aktuellen Bauphase rund, aber auch hier sei es laut Unternehmen unwahrscheinlich, dass bis zum Jahresende der Firmenumzug möglich ist. Daher müssen der Bergbausanierer, das Landesbergamt und die Kreisverwaltung überprüfen, ob der festgelegte Absiedlungstermin Ende des Jahres verschoben werden kann.

Vom Tagebau zum Gewerbegebiet - zum Solarpark?

Lauchhammer ist ein Zusammenschluss kleiner Dörfer, zwischen denen schon vor 150 Jahren kleinere Tagebaue betrieben wurden. Die rutschungsgefährdeten Flächen in Lauchhammer durch ansteigendes Grundwasser sind Überbleibsel der Tagebaue.

Die alte Bergbaukippe aus den 1920er war bis 1989 der Firmensitz des VEB Möbelring Lauchhammer. Im Speditionsbereich wurde die K&K Transportgesellschaft gegründet, das Möbelwerk kaufte die Köhnlein Türen GmbH von der Treuhand. Gebaut wurde aber weiter auf der lediglich geschütteten Kippenfläche. So entstanden unter anderem zwischen den Jahren 2000 und 2011 die Lkw- und die Pkw-Werkstatt.

Zu dieser Zeit ahnte niemand etwas von der Gefahr im Untergrund. Nachdem die Tagebaue rund um Lauchhammer stillgelegt wurden und das Grundwasser nicht mehr abgepumpt wurde, stieg es wieder an. Deshalb wurde 2019 entschieden, diesen Bereich abzusiedeln und die Gebäude abzureißen. Die Stadt will auf der dann freien Fläche einen Solarpark erreichten. Dafür braucht es noch grünes Licht vom Bergbausanierer LMBV.

Sendung: Antenne Brandenburg, 11.08.2022, 14:40 Uhr

6 Kommentare

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  1. 6.

    Keine Angst, das Wasser kommt garnicht mehr bis zum Meer das versickert schon vorher.

  2. 5.

    Wenn sich kein Grundwasser neu bildet, weil es nicht regnet, ist es nicht so klug das kostbare Wasser hochzupumpen um es in einen Fluss zu schütten, der es dann schnurstracks in Richtung Meer befördert.

  3. 4.

    Kluger Kommentar. Haben Sie den billigen Strom nicht genutzt?

    4. Klasse Erdkunde oder so ähnlich, wurde schon vermittelt, dass Braunkohle bestenfalls für nix zu gebrauchen ist, außer riesige Löcher zu graben...

  4. 3.

    Versteht man das unter vernünftiger Renaturierung und Wiederherstellung?
    Wir als Bevölkerung tragen die Kosten,kann doch nicht sein.Nicht hier und auch nicht woanders,wo einfach nur geflutet wird.Mit allen Folgen.

  5. 2.

    Wir und unsere Nachkommen werden noch viel Freude mit den Hinterlassenschaften des Bergbaus haben. Dafür war der Kohlestrom schön billig.

  6. 1.

    Warum wird das Grundwasser nicht in die Schwarze Elster gepumpt?

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