Gestiegene Energiepreise - Wo Kommunen in Südbrandenburg bei Strom, Wasser und Gas den Rotstift ansetzen

Mo 08.08.22 | 13:01 Uhr | Von Daniel Friedrich
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Die Slawenburg in Raddusch in der Dämmerung, am Himmel ist der Mond zu sehen, im Vordergrund ein Wassergraben (Foto: imago/Weisflog)
Audio: Antenne Brandenburg | 08.08.2022 | Daniel Friedrich | Bild: imago/Weisflog

Die Strompreise steigen, Gas könnte knapp werden - und so sollen alle Energie sparen. Verwaltungen sollen mit gutem Beispiel voran gehen, hat der Städte- und Gemeindebund gefordert. Kommunen in Südbrandenburg sind da unterschiedlich weit. Von Daniel Friedrich

Ob Siegessäule in Berlin oder das Rathaus in Potsdam: Viele öffentliche Gebäude sollen demnächst nicht mehr angestrahlt werden, als eine Maßnahme, um Energie zu sparen. Auch im Süden Brandenburgs haben Rathäuser das Thema auf dem Tisch. Doch die Städte sind nach rbb-Informationen unterschiedlich weit in der Umsetzung.

Einige haben schon konkrete Maßnahmen beschlossen, andere zögern noch. Dabei geht es nicht nur um Beleuchtungen von Gebäuden, sondern auch um kühlere Turnhallen, augeschaltene Straßenlaternen und Kühlschränke in Gemeindehäusern.

Kein warmes Wasser mehr im Rathaus

Die Stadt Calau (Oberspreewald-Lausitz) hat in der ersten Augustwoche entschieden, dass in den Sporthallen die Temperatur um zwei Grad gesenkt werden soll, von bisher 18 auf 16 Grad. Das spare gut zehn Prozent Energie ein, sagte Bürgermeister Werner Suchner (parteilos) dem rbb. In den Schulen und Kitas solle die gesetzliche Richttemperatur von 20 beziehungsweise 22 Grad bleiben. Laut Suchner wolle man aber schauen, dass die Heizungen nicht mehr manuell höher gedreht werden können. Darüber hinaus solle in den Gemeindehäusern auf den Dörfern kritisch geguckt werden, ob zum Beispiel ein Kühlschrank immer laufen muss, obwohl darin vielleicht nur ein Joghurt steht.

In Lübben (Dahme-Spreewald) kommt bereits jetzt aus den Wasserhähnen im Rathaus kein warmes Wasser mehr, so eine Pressesprecherin. In Vetschau (Oberspreewald-Lausitz) werde zurzeit überlegt, ob Verwaltungsmitarbeiter im Winter öfters ins Homeoffice geschickt werden, sagte Bürgermeister Bengt Kanzler (CDU) dem rbb. Das würde Energie sparen. Auch die Außenbeleuchtung von öffentlichen Gebäuden ist in Vetschau ein Thema. Beim Schloss, der Slawenburg oder der Kirche könnte beispielsweise, nach Ansicht des Bürgermeisters, schon deutlich früher als bisher das Licht ausgemacht werden.

In Cottbus wird gerade überprüft, ob es in den mehr als 80 kommunalen Gebäuden Energieverluste gibt, die behoben werden können, wie die Stadt bereits Ende Mai mitteilte. Laut dem Wirtschaftsdezernenten der Stadt, Stefan Korb, sollen bei dem Monitoring "smarte" Werkzeuge wie Datenlogger und eine neue Analyse-Software eingesetzt werden. Mit Blick auf Fassadenbeleuchtungen gebe es allerdings wenig Möglichkeiten, sagte ein Stadtsprecher der Deutschen Presse-Agentur (DPA) Ende Juli. Es gebe in Cottbus kaum noch Gebäude und Anlagen, die angestrahlt werden. "Wenn, dann geschieht das nicht aus ästhetischen Erwägungen, sondern dient der Sicherheit und dem Schutz vor Vandalismus", so der Sprecher gegenüber der DPA.

Straßenbeleuchtung dimmen - oder abschalten?

Die Stadt Herzberg (Elbe-Elster) schaut beim Thema Energiesparen auf die Straßenbeleuchtung in der Nacht. Zurzeit seien verschiedene Ideen im Gespräch, sagte die Klimamanagerin der Stadt, Jessica Heyde, dem rbb. Es werde darüber nachgedacht, das Licht zu dimmen oder möglicherweise auch für einige Nachtstunden ganz auszuschalten, beispielsweise von 11 Uhr bis 4 Uhr morgens.

Beim Blick auf Straßenlaternen heißt es aus Lübbenau (Oberspreewald-Lausitz), dass darauf geachtet werden müsse, dass die Sicherheit der Bürger und Autofahrer nicht auf der Strecke bleibt, so eine Pressesprecherin. So argumentiert auch das Bauamt in Luckau (Dahme-Spreewald). Hauptverkehrsstraßen dürften nicht abgeschaltet werden, auf Nebenstraßen wäre das aber möglich. Das sei jedoch technisch kompliziert. In Schaltschränken müssten Zeitschaltuhren eingebaut werden.

Im Calauer Rathaus gab es die Idee, einfach jede zweite Glühbirne rauszudrehen. Aber da sei der Aufwand am Ende höher, als wenn alle Laternen langfristig auf stromsparende LED-Lampen umzurüsten, sagte der Bürgermeister Suchner dem rbb. Genau das ist in Cottbus bereits in den vergangenen Jahren passiert, so der Stadtsprecher gegenüber der DPA.

Keine Temperaturabsenkungen in Wohnungen

Viele Städte haben städtische Wohnungsunternehmen. Während der Immobilienkonzern Vonovia angekündigt hatte, nachts die Heiztemperaturen zu drosseln, lehnen das viele Unternehmen in Südbrandenburg ab. Die Mieter sollen entscheiden, wie sie hier Energie sparen wollen, heißt es nach einer rbb-Umfrage unter den meisten städtischen Wohnungsunternehmen in den Kreisen Dahme-Spreewald und Oberspreewald-Lausitz. Allerdings wollen sich demnach alle ganz genau angucken, ob irgendwo Heizungen falsch eingestellt sind oder ob das Wasser zu stark vorgewärmt wird. Die WBC Calau schließt nach eigenen Angaben nicht gänzlich aus, die Heizungstemperaturen in der Nacht zu drosseln. Das Unternehmen wolle aber Gerichtsurteile dazu abwarten.

Sendung: Antenne Brandenburg, 08.08.2022, 14:40 Uhr

Beitrag von Daniel Friedrich

25 Kommentare

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  1. 24.

    >"Ich frage mich, wozu es Millionen elektrische Wohnungsklingeln gibt ... einfach mit Klopfen bemerkbar machen kann?"
    - Weil auch Menschen in oberen Etagen leben mit einer aus Sicherheitsgründen verschlossenen Hauseingangstür unten.
    >"Wozu brauchen Kühlschränke eine Innenbeleuchtung wo doch jeder auch ohne diese seine Lebensmittel findet?"
    - Dieses Licht wurde für die nächtlichen Heißhungeranfälle erfunden! ;-))
    >"Warum müssen Aquarien nachts beleuchtet sein?"
    - Das hab ich mich auch schon immer gefragt.
    >"Wozu müssen Telefon-Displays beleuchtet sein?"
    - ach doch, ist schon praktisch so im Halbdunkel statt ne große Leuchte anzumachen.
    >"Warum sind Fahrstühle nicht wenigstens bis zum 5. Stock gesperrt?"
    - Weil Menschen mit Mobilitätseinschränkung nicht nur im Erdgeschoss oder ab der 6. Etage leben.

  2. 23.

    "In Vetschau (Oberspreewald-Lausitz) werde zurzeit überlegt, ob Verwaltungsmitarbeiter im Winter öfters ins Homeoffice geschickt werden, sagte Bürgermeister Bengt Kanzler (CDU) dem rbb. Das würde Energie sparen."

    Was ist denn das für ein Blödsinn? Wenn in einem Büro mehr als eine Person sitzt - wie spart das dann Energie, wenn alle im Büro ins Home Office geschickt werden wo dann mehrere Wohnung beheizt werden müssen? Das spart insgesamt überhaupt keine Energie, eher das Gegenteil! Vielleicht doch lieber etwas nachdenken, bevor man solche Dinge umsetzt.

  3. 22.

    Das Lagerfeuer in der Höhle verursacht viel mehr CO2, andere Abgase, Ruß und Feinstaub im Verhältnis zur Wärmegewinnung als unsere anderen heutigen Wärmequellen. Deshalb wird es nicht soweit kommen.

  4. 21.

    "Ich frage mich, wozu es Millionen elektrische Wohnungsklingeln gibt, wo sich doch jeder der Einlass begehrt, einfach mit Klopfen bemerkbar machen kann?"
    Gesehen in Kalbe/Milde an der Pforte eines Künstlertreffs: Ein Metallschild mit
    "Klingel defekt. Bitte laut Ding Dong rufen."

  5. 20.

    Homeoffice im Winter verlagert lediglich die Heizkosten in den privaten Bereich und ist über die Steuerpauschale kaum abgedeckt.

  6. 19.

    Neue Analyse-Softwäre in Cottbus, so so, die kostet sicher auch gar nichts. Aber wenn man am Ende 100 Euro ausgibt und einen spart, kann man sich als Politiker auch wie ein Gockel auf den Misthaufen stellen und sich loben.

  7. 18.

    Energieverbrauch und damit Energiesparen hängt auch immer individuell von den technischen Anschlüssen ab. Wer noch eine sg. Gasetagenheizung hat, der hat andere Sparpotenziale als unsereins hier mit Ferwärme. Elektische Energie muss dann jeder mal seinen Haushalt durchforsten, ob z.B. der 300 Watt Halogenleuchtstab im Deckenstrahler nicht gegen einen LED Strahler ausgetauscht werden kann. Danach hab ich alle 5 Jahre alten Halogenlampen und Leuchtstofflampen gegen LED ausgetauscht. Hat erstaunlich was gebracht an Energieeinsparungen. Auch wenn die meisten Lampen in den anderen Räumen außer Wohnzimmer meist nur eine geringe Zeit an sind.

  8. 17.

    Na ja das mit dem Klingeltrafo wäre noch eine Überlegung wert. Wer mich besuchen will, soll sich vorher anmelden oder zusehen wie er mich an die Haustür bekommt.
    Und mein Kindheitsaquarium war in der Tat nachts dunkel. Warum auch, die Fische benötigen doch die dunkle Nacht noch eher als wir Menschen. Gibt es Fische die im Dunkeln Angst haben?

  9. 16.

    Wird es noch lange dauern bis die Menschen, mit der Keule in der Hand, ihre Wohnhöle aufsuchen und sich dort gemeinschaftlich am Lagerfeuer wärmen?

  10. 15.

    Ja Sie machen das, ich mach das und viele andere auch. Ich fühle mich privat auch nicht wirklich durch die aktuelle Politik angesprochen sofort etwas zu machen.
    Das eine oder andere nicht so überragende Komfortlevel werde ich aus Geiz noch mal prüfen.
    Ich denke das ist den Politikern auch bewusst, das Energiesparen nicht erst am 24.02.2022 erfunden wurde.
    Eigenerzeugung ist noch interessant aber in Wohneigentümergemeinschaft nicht so einfach umsetzbar. Da reicht meine technische Neugier und der kleine grüne Daumen nicht aus um die Nachbarn zu motivieren. Da müssen Kosten/Nutzen sicher stimmen.
    Wenn man so manche Kommentare in den Energiesparbeiträgen der letzten Wochen liest, scheint es in der Breite jedoch noch größeres Einsparpotenzial zu geben.

  11. 13.

    >"Über die Raumtemperaturregelung in der Wohnung kriege ich das aber eh besser hin als nur über den Vorlauf."
    Ja eben. Dafür haben wir elektronische Heizungsregler mit voreingestellten Uhrzeiten oder bei Bedarf per Smartphone-App dann von Hand alle total aus oder nur Wohnzimmer wärmen, wenn man in 30 Min da ist. Das machen wir schon seit Jahren hier so mit diesen Smarthome-Heizungsreglern. Da ist nichts mehr zusätzlich einzusparen. Wer bisher schon soweit wie möglich gespart hat, der kann jetzt nicht noch mehr sparen. Die Politik denkt irgendwie immer, dass alle Menschen bisher nur so die Energie verschleudert haben wie Graf Koks von der Gasanstalt.

  12. 12.

    Das meinte ich ja, dass jedem Mieter es selbst überlassen bleibt, wieviel Wärme er entnimmt.

  13. 11.

    Da haben Sie sicher den satirischen Zungenschlag meines Beitrags nicht so richtig mitbekommen. Ich wollte nur auf ein u.U. absurdes Aufwand-Nutzen-Verhältnis hinweisen, das letztlich keinem hilft.

  14. 10.

    Homeoffice für Angestellte, damit die Behörde Energie spart. Toll da darf dann der Angestellte seine höhere Energierechnung selber bezahlen.

  15. 9.

    "Warum sind Fahrstühle nicht wenigstens bis zum 5. Stock gesperrt?"
    Weil z.B. im 3. Stock Oma/Opa wohnen die mit ihrem Rollator schlecht die Treppen steigen können! Das ist nur ein Beispiel.
    Es wäre schön wenn Mitmenschen auch mal nachdenken bevor sie schreiben.
    Und bitte nicht vergessen: der Zahn der Zeit nagt an uns allen, jeder wird alt.....wenn er Glück hat!

  16. 8.

    Aber Sie können durch Änderung des Thermostates bestimmen wie hoch die Zimmertemperatur ist und somit Ihren persönlichen Energieverbrauch senken!

  17. 7.

    Üblicherweise heizt das Fernwärmenetz aber nicht direkt den Heizkörper.
    Dazwischen gibt es eine Fernwärmeübergabestation mit Wärmetauscher und eigener Regelung für Warmwasser und Heizkreis, je nach Eigentumslage vom Wärmelieferanten oder Kunden parametrierbar.
    Ich kann auf Arbeit sehr wohl die Vorlauftemperatur unabhängig vom Wärmeversorger absenken.
    Über ein elektrisches angesteuertes Mischventil ist das sehr exakt und auch zeitlich regelbar.
    Zu Hause müsste ich den Regler der Stadtwerke umparametrieren. Leider passwortgeschützt.
    Über die Raumtemperaturregelung in der Wohnung kriege ich das aber eh besser hin als nur über den Vorlauf.

  18. 6.

    Schon allein die Formulierung lässt doch Zweifel aufkommen, ob Sie vorher nachgedacht haben.
    Meinen Sie wenn Sie ihre Wohnung Nachts durchheizen, verlässt die Wärme das Haus nicht mehr?
    Um so höher der Temperaturunterschied zur Umgebung umso mehr Energie wandert in Richtung kalt.
    Delta T steht in diversen Wärmeformeln lienar in der Gleichung.
    Dazu kommt auch bei modernen gut gedämmten Häusern der psychologische Effekt der Wärmestrahlung.
    Man heizt, wenn man da ist und die Wärmestrahlung als angenehm empfindet.
    Klassisches Büroproblem
    "Heizkörper ist ja kalt",
    "Na und die Raumtemperatur stimmt, warum sollte jetzt geheizt werden."
    "Trotzdem ist kalt"
    Ein warmer Heizkörper steigert das Wärmeempfinden, selbst bei niedrigerer Raumtemperatur.
    Hab meine träge Fussbodenheizung so eingestellt, dass sie möglichst nur dann heizt, wenn wir es auch aktiv merken.
    Für unangenehmes Auskühlen der Wohnung brauch ich auch mehr als eine Nacht oder extrem strengen sibirischen Frost.

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