Infrastrukturkonferenz - Wirtschaftsbündnis will beim Schienenausbau in der Lausitz Druck machen

Mo 26.09.22 | 16:52 Uhr | Von Marie-Thérèse Harasim
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ICE fährt
Audio: Antenne Brandenburg | Daniel Mastow |26.09.2022 | Bild: Panama Pictures

Der schleppende Schienenausbau in der Lausitz sorgt für Kritik. Die Gleis-Erweiterung Richtung Berlin kommt vielen zu spät. Nun fordert ein breites Wirtschaftsbündnis mehr Tempo. Von Marie-Thérèse Harasim

Der Bau neuer Gleise, die den Zugverkehr zwischen der Lausitz und Berlin entlasten sollen, verzögert sich. Das beanstandeten Vertreter aus Politik und Wirtschaft am Montag auf einem Gipfel in Cottbus. Zu dem Treffen hatte die Industrie- und Handelskammer eingeladen.

Bisher sei in Sachen Schienenausbau und Reaktivierung stillgelegter Strecken wenig bis nichts passiert, lautete die Kritik. Für die Lausitz sind laut Strukturstärkungsgesetz elf Zugverbindungen geplant. Lediglich für zwei davon haben die Planungen bisher begonnen. Unter die neun noch unberührten Strecken fällt die ICE-Strecke von Berlin nach Cottbus und weiter nach Görlitz (Sachsen).

In einem Saal sitzen mehrere Menschen mit Blick nach vorn, auf einer Leinwand ist eine Lokomotive zu sehen.
Konferenz zum Schienenausbau in Cottbus. | Bild: rbb/Harasim | Bild: rbb/Marie-Thérèse Harasim

Bündnis erstellt Positionspapier

Der Strukturwandel müsse ganzheitlich gedacht werden, wenn er gelingen soll, sind sich die Vertreter des Bündnisses "Planung - Bau - Betrieb der Schieneninfrastruktur - Lausitz jetzt!" einig. In dem Bündnis haben sich unter anderem die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) Ost, die IHKs Cottbus und Dresden sowie die Unternehmerverbände Brandenburg-Berlin e.V. und Sachsen zusammengeschlossen.

In einem am Montag veröffentlichten Positionspapier fordern sie die schnellstmögliche Umsetzung von Schieneninfrastrukturmaßnahmen. "Was wir bis zum 31. Dezember 2023 nicht beginnen zu planen, werden wir bis 2030 bzw. 2038 nicht bauen", heißt es in dem Papier.

Jens Krause, Verkehrsexperte der IHK Cottbus, erläutert: "Wir müssen hier in der Lausitz schneller werden. Die Wirtschaft hat klare Zielvorstellungen. Nun müssen Bundes- und Landespolitik auch handeln."

Nach Vorstellung des Bündnisses wäre die Bildung einer Taskforce mit Vertretern der Bundesländer Brandenburg und Sachsen sowie der Deutschen Bahn, der Bundesregierung und den Verkehrsverbunden sinnvoll, um die Planung zu beschleunigen. Vor allem aber solle die Finanzierung dingfest gemacht werden.

Hoffnung für fristgerechte Umsetzung bleibt

In jedem Fall sei schnelles Handeln nötig, um den Schienenausbau bis 2038 abzuwickeln. Bis dahin soll der Kohleausstieg spätestens vollzogen sein. Noch gibt Jörg Podzuweit vom Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft Niederlausitz die Hoffnung nicht auf, dass der Streckenausbau im vorgesehenen Zeitrahmen gelingt. Er hofft, dass auch die Politik dahingehend arbeite, denn der Ausbau sei unabdinglich. Neben einer guten Anbindung an Berlin als auch an Leipzig von Cottbus aus, sei auch die Verbindung zu Polen wichtig zu beachten. "Eine Vernetzung im Europa der heutigen Zeit ist mehr als wichtig", so Podzuweit.

 

 

Sendung: Antenne brandenburg, 26.09.2022, 16.42 Uhr

Beitrag von Marie-Thérèse Harasim

12 Kommentare

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  1. 12.

    Das gefällt mir schon besser, weil näher dran am eigentlichen Problem in/bei der Berufswahl überhaupt.
    Gebäudetechnik, Wasserbewirtschaftung, technische Berufe, die sich mit unterirdischen Leitungen aller Art befassen, überhaupt MINT-Berufe, und wie angesprochen Logistik-Transport, i.e. Schienenverkehr.
    Da gibt es noch wirklich "dicke Bretter" zu bohren. Ob man das noch so sagen darf?

  2. 11.

    Ich sehe keinen Widerspruch, da ich ja niemanden für die Misere direkt verantwortlich mache. Die Qualität der Berufsausbildung als auch der technischen Studiengänge würde ich in Deutschland immer noch sehr gut einschätzen.
    Nur wurden jahrelang technische Berufe in der Öffentlichkeit vernachlässigt, so dass deren Attraktivität stark gelitten hat.

    Nun sind gerade die Bankangestellten diejenigen die in der nächsten Automatisierungswelle ordentlich zittern dürfen. Augen auf bei der Berufswahl.

  3. 10.

    Das Titelbild für dieses wichtige Anliegen ist jedenfalls denkbar ungeeignet und doch ist es symptomatisch für die Wahrnehmung: Schiene als ausgesprochen schnelle Verbindung im Sinne einer hastigen Durchquerung, nicht aber einer Erschließung. Darum aber geht es sowohl der IHK, der EVG und den VDV.

    Daran, die Lausitz links und rechts liegenzulassen, ggf. noch ohne Halt, davon hat die Lausitz so gut wie nichts. Ein Bimmelbahntempo von 60 auf 80 oder 120 zu erhöhen, davon hat sie alles.

    Keine Frage, dass die Anbindung von Cottbus und gerade auch von Görlitz an das Fernverkehrsnetz wesentlich besser sein muss. Dies wird jedoch unsinnig, wenn das andere Genannte nicht mitgedacht wird. Was Görlitz angeht, so wäre auch eine Regio-Tram Richtung Zittau und Liberec zu überlegen, wie sie von tschechischer Seite einmal überlegt und dann aus finanziell kurzsichtigeren Gründen wieder auf Eis gelegt wurde.

  4. 9.

    Bezüglich der Ausbildung möchte ich Ihnen widersprechen. Ich glaube, dass die Berufswahl noch immer sehr von den Eltern gesteuert wird. Gerade die Logistikbranche wird von den Jugendlichen nicht oder kaum angewählt. Immer noch verspricht man sich gerade in den von Ihnen genannten Berufszweigen viel Geld im Hinblick auf den zu erzielenden Verdienst. Und dann landet ein Jugendlicher schon mal auf einem mit Schwierigkeiten bespikten Weg, der kraftraubend durchgestanden werden muss. Mit einer Berufsausbildung, die mit einem IHK-Abschluss endet (möglichst mit [sehr] gutem Abschluss), hat man ein erstklassiges Berufszeugnis. So oder so stehen viele Wege offen. Das ist jedenfalls meine Erfahrung, die ich mit den IHKs gemacht habe. Die Zusammenarbeit war vorbildlich, nur schade, dass sich nicht mehr Jugendliche für diese Wege gewinnen ließen.

  5. 8.

    Nun ja, schnelle Züge in die sog. "Lausitz-Metropole" - CB und bitteschön gerne übern "Tellerrand schauen" in Richtung Weißwasser- Horka-Görlitz-Zittau müssen aber erst einmal den Bahnhofsbereich KönigsWusterhausen passieren, der ja zur Zeit noch ein ziemliches Nadelöhr darstellt, wie wir bei der Diskussion um die Verlängerung der S-Bahn-Tktstrecken bis nach Wildau an dieser Stelle hier von kompetenter Seite erfahren mussten. Eine ziemlich lange Strecke, von der die Schwachstellen im nunmehr NOL-Kreis (wirkt ja schon fast wie Ausland, soll aber ein Spaß sein) entweder alle schon beseitigt wurden oder erst gar keine "Wellen schlagen". Da fährt ja die freundliche ODEG, nur war es zu bestimmten Zeiten dieses Sommers, schwer an den Ausgangspunkt CB zu kommen, hätte man mit dem 9-EUR-Ticket mal machen sollen.
    Und nicht zu vergessen, das zurzeit noch 'einsame' Gleis zw. CB und Vetschau bis Lübbenau. Wie lange soll es denn nun noch so alleine da in der Gegend sein???

  6. 7.

    Ja könnte man wahrscheinlich machen.
    Könnte aber sein, dass Bewohner von anderen Randregionen in BRB bzw. DEU das wieder anders sehen.
    Wenn man Aufgaben für Tausende hat aber nur hunderte zur Verfügung, dann sticht das nichtgeleistete hervor.
    Die Zahlen nur als Veranschaulichung bewerten.
    30 Jahre Focus auf Projekte Deutsche Einheit haben vielleicht auch ihre Spuren und Mängel hinterlassen.
    Im westdeutschen Autobahnnetz und eben auch im gesamtdeutschen Schienennetz.
    Ist ja nicht so, dass dieses Land bei mehr Aufgaben einfach mehr Ressourcen anzieht. Anders als in China und anderen Ländern wo man ein schier unerschöpfliches Potenzial an Landbevölkerung hat.

  7. 6.

    Da ist er wieder der Konjunktiv, der eben nur eine Möglichkeit aber nicht den Istzustand beschreibt.
    Willkommen in der Realität.
    Vielleicht erschließt sich die Frage, wenn Sie versuchen beide Sätze und allgemein bekannte Fakten in Zusammenhang zu bringen.
    Politisch werden Ziele gesteckt bzw. gefordert, die weder personell noch materiell realisierbar sind, auch mit Geld nicht. Kein Wunder wenn man jahrelang die Ausbildung technischer Berufe zugunsten von Bankkaufleuten, Juristen und Beratern vernachlässigt hat.
    Daher die einfache Frage wer priorisiert die zu knappen Ressourcen?

  8. 5.

    Bedauerlicherweise hat der RBB die heutuge dpa-Nachricht zulasten der doch etwas komplexer liegenden Problematik stark gekürzt. Die Finanzierung von Aus-/Neubau sichert das InvKG. Die Scheierigkeit liegt in Wirtschaftlichkeitsfragen in Bezug auf die späteren laufenden Betriebskosten.
    Der heutige Artikel in der Süddeutschen Zeitung ist hier insgesamt aufschlussreicher.

  9. 4.

    Man könnte die Frage auch umdrehen und fragen zu wessen Vorteil seit dreißig Jahren in der Lausitz kaum etwas passiert.

    Machen wir uns nichts vor. Die Gegend ist wirtschaftlich nie als relevant betrachtet worden, exklusive der Kohle. Daher wurde nicht investiert. So fühlte es sich jedenfalls für mich am bis ich dort weggezogen bin.

    Aber wie gesagt. Wer hat zum Nachteil der Lausitz profitiert kann man ebenso fragen.

  10. 3.

    "Zu wessen Lasten gedenken denn die Leute aus der Lausitz den Schienenausbau in ihrer Region zu beschleunigen?"
    Die Frage erschließt sich mir nicht.
    Die Vorgabe lautet: "Für die Lausitz sind laut Strukturstärkungsgesetz elf Zugverbindungen geplant."
    Wer plant sollte auch wissen wie das finanziert und personell unterstützt wird.
    Oder etwa nicht?


  11. 2.

    Die Bundesregierung hat das 9€ Ticket problemlos finanzieren können. Dann wird diese wohl auch die Lausitzstrecke(n) in andere Wirtschaftszentren (Berlin, Leipzig, Frankfurt/O, Polen, Tschechien) problemlos finanzieren können. Denn letztendlich profitiert ganz Deutschland von ausgebauten Lausitzstrecken, wird das Nadelöhr Lausitz, im europäischen Schienenverkehr endlich beseitigt.

  12. 1.

    Die materiellen, personellen und finanziellen Ressourcen sind ja bekanntlich endlich.
    Zu wessen Lasten gedenken denn die Leute aus der Lausitz den Schienenausbau in ihrer Region zu beschleunigen?

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