NRW-Vorstoß - Brandenburger Landesregierung zurückhaltend bei schnellerem Kohleausstieg

Mi 05.10.22 | 14:15 Uhr
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Der Braunkohletagebau Welzow-Süd der Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG). (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: Anetnne Brandenburg | 05.10.2022 | Andreas Friebel | Bild: dpa/Patrick Pleul

Der frühere Braunkohleausstieg in Nordrhein-Westfalen hat in Brandenburg eine neue Diskussion über die Laufzeit der Kraftwerke ausgelöst. Die Landesregierung reagiert verhalten auf Forderungen der Grünen, den Ausstieg bis 2030 zu vollziehen.

Nach dem Vorstoß für einen schnelleren Kohleausstieg in Nordrhein-Westfalen bis 2030 sind die Signale aus der brandenburgischen Landesregierung verhalten. Das Energieunternehmen Leag in der Lausitz verwies vor allem auf die Gesetzeslage. Danach soll die Kohleverstromung spätestens 2038 vollständig beendet sein.

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) sagte im Wirtschaftsausschuss des Landtags am Mittwoch in Potsdam, es gebe noch keine "belastbaren Informationen", ob ein früherer Ausstieg bis 2030 möglich sei. Dazu müssten erst Ergebnisse einer Überprüfung (Checkpoints) abgewartet werden, die im kommenden Jahr veröffentlicht werden sollten. Regelmäßig sollen Auswirkungen eines Kohleausstiegs etwa für die Versorgungssicherheit überprüft werden.

Grünen-Landeschefin Julia Schmidt sagte, was in Nordrhein-Westfalen gehe, müsse auch in Brandenburg möglich sein. Der Ausbau der erneuerbaren Energien dürfe von SPD und CDU nicht verbockt werden, in dem sie an fossiler Energie festhielten. Im Brandenburger Koalitionsvertrag hatten SPD, CDU und Grüne 2019 festgeschrieben, aus der Braunkohleverstromung spätestens 2038 auszusteigen. Als mögliches vorgezogenes Enddatum gilt 2035.

NRW: Ausstieg aus der Braunkohle schon 2030

Der Braunkohleausstieg im Rheinischen Revier soll auf 2030 vorgezogen werden und damit acht Jahre schneller als geplant kommen. Das haben die Wirtschaftsministerien im Bund und in Nordrhein-Westfalen sowie der Energiekonzern RWE vereinbart.

In der Energiekrise können seit 1. Oktober die Energieunternehmen RWE und Leag zusätzliche Braunkohlekraftwerke wieder an den Markt bringen. Im Lausitzer Revier sind es die Kraftwerksblöcke Jänschwalde E und F. Bislang sind die beiden Blöcke aber noch nicht wieder am Netz, wie eine Sprecherin der Leag am Mittwoch sagte. Dies solle zeitnah geschehen. Die Sprecherin verwies unter anderem auf Prozesse, die sich jetzt erst testen ließen. Die Braunkohleblöcke sollen in der Energiekrise dazu beitragen, dass weniger Erdgas verstromt wird.

Im Brandenburger Koalitionsvertrag schrieben SPD, CDU und Grüne 2019 fest, sich an den Braunkohleplan zu halten. Darin ist vereinbart, aus der Braunkohleverstromung spätestens 2038 auszusteigen. Als mögliches vorgezogenes Enddatum gilt 2035. "Die Koalition bekennt sich - unter Beachtung der Umweltanforderungen - zur geordneten Fortführung des Tagebaus Jänschwalde gemäß Braunkohleplan", heißt es im Koalitionsvertrag. Außerdem ist vereinbart, dass es keine neuen Tagebaue und keine Umsiedlung von Dörfern mehr geben soll.

Skeptische Stimmen von CDU und SPD

Der CDU-Landtagsfraktionsvorsitzende Jan Redmann lehnt einen früheren Ausstieg für Brandenburg jedoch ab. Man sehe, wie sehr man in der gegenwärtigen Situation auf die Braunkohle als einzigen heimischen Energieträger angewiesen sei. Man sollte weitere Verunsicherung in der Region vermeiden, vor allem auch, was die Arbeitsplätze anginge, so Redmann.

Auch Ludwig Scheetz von der Brandenburger SPD-Fraktion sieht einen Braunkohleausstieg 2030 kritisch. Ein vorgezogener Ausstieg funktioniere nur dann, wenn die Versorgungssicherheit gewährleistet sei. Außerdem müsste der Strukturwandelprozess in der Lausitz schon weiter fortgeschritten sein, damit ein frühzeitiger Kohleausstieg überhaupt möglich sei, sagte Scheetz.

Sendung: Antenne Brandenburg, 05.10.2022, 06.30 Uhr

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37 Kommentare

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  1. 37.

    Na dann befolgen Sie mal die Anweisungen der Experten, aber nicht enttäuscht sein -:)
    Es ist schon erstaunlich was man hier so liest in der aktuellen Situation. Die einen Kämpfen ums betriebliche und private überleben und die anderen Träumen von der Energiewende.

  2. 36.

    Deutschland als Hochtechnologiestandort? Wir sind gerade dabei unsere Wirtschaft in die Steinzeit zu befördern!

  3. 35.

    Bei einem Kohleausstieg 2030 würden ca 16 Gigawatt sichere Leistung fehlen. Wie soll das kompensiert werden, laut einer Studie aus dem Jahre 21 müssten um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten Gaskraftwerke mit einer Leistung von ca 25 Gigawatt gebaut werden. Diese Kraftwerke seien nicht nur nötig für die Übergangszeit,sondern auch langfristig als Reserve für Zeiten der Dunkelflaute in Wind und Sonnenarmen Zeiten,wenn die Öko Energien nicht liefern können. In den nächsten 5-7 Jahren sollte die Planung und der Bau von statten gehen. Ohne diese Gaskraftwerke bekommen wir Probleme mit der Versorgungssicherheit, so die Studie. Wenn technologisch ausgereift sollen sie dann langfristig mit Wasserstoff betrieben werden. Was der Strom dann kosten würde kann sich bei den jetzigen Gaspreise wohl jeder vorstellen. Weiter heißt es für ein AKW das abgeschalten wird, müssten ca 760 WKA gebaut werden aber bitte vorher und nicht erst anfangen wenn es abgeschalten ist, das wäre blöd.

  4. 34.

    Nur eines nervt noch mehr, nämlich Ihr Gelaber.
    Wann nehmen die sich hier aufregenden Kohlenmunks zur Kenntnis das es die fossilen Energieträger sind die die Preise treiben? Erst mit konsequentem Ausbau der EE werden die Preise sinken. Hätten wir längst haben können. Bedankt euch bei Union und SPD, das Grünenbashing ist einfach nur dumm.
    P.s. dank PV ist mir der Strompreis Schnuppe.

  5. 33.

    Die Menschen verstehen offenbar noch nicht, dass die Auswirkungen des Klimawandels dramatischer sein werden, als andere Krisen zuvor. Also muss der Kohleausstieg so früh wie möglich geschehen, um noch eine Chance zu haben, die schlimmsten Folgen zu vermeiden. Und bitte nicht auf andere zeigen sondern selbst gegen den Klimawandel kämpfen.

  6. 32.

    Ich frage mich nur, wo soll der ganze Wasserstoff herkommen? Die ganze Industrie wartet darauf, Herr Wissing will die Autos damit betreiben lassen und,und...
    Wo ist der Zauberer, der die Produktionsstätten schafft? Nun auch noch Kraftwerke damit betreiben.

  7. 31.

    NRW hat gut reden. Solange die Süddeutschen, besonders Bayern beim Netzausbau trödeln, steht Ihnen genug Nordseestrom zur Verfügung. Wenn die da unten so weitertrödeln, dauert es noch mit dem Erneuerbaren.Meine Tochter war gerade am Bodensee. Viele Solarkollektoren, aber kein Windstrom. Der Fremdenverkehr geht vor.

  8. 30.

    Mein Strom kommt vom Dach und kostet nichts. Die letzten bewölkten Tage hat der Akku etwas zu tun gehabt sowie immer auch Nachts. Strom ist so reichlich vorhanden das ich nie alles selbst verbrauchen kann. Mit dem nicht selbst genutztem Strom von Millionen PV Anlagen Wasserstoff produzieren und die Kohlebuden können weg.
    Wird auch so kommen....schneller als manch einer glaubt.

  9. 29.

    Noch so in ganz kluges Kerlchen der von Sonnen - und Windenergie träumt. Von der Wasserstofftechnologie sind wir noch Meilen entfernt. Im Labor mag es klappen, für große Mengen , bei geringen Kosten, fehlt noch viel.

  10. 28.

    "Die Naturveränderung ist aktuell der größte Feind aller Menschen!"
    Falsch! Der Mensch ist der größte Feind der Natur!
    Nun dann machen wir uns alle nen ganz schlanken Fuß und kaufen Atomstrom aus Frankreich, Kohlestrom aus Polen, Fracking Gas aus Übersee und Öl aus dem nahen Osten!
    Hauptsache wir haben ein grünes Gewissen und leben auf unserer GRÜNEN Insel! ;-)

  11. 27.

    Zustimmung zu SPD und CDU.
    (Wobei ich bezweifle, dass auch nur Irgendjemand einen ausgearbeiteten Plan bis 2030/35/38 hat)
    Und was die Grünen meinen ist mir in jeder Hinsicht herzlich egal.

  12. 26.

    Da ist es dann ja gut, dass erneuerbare Energie die billigste Art ist an Strom zu kommen. Dann könnten wir ja einen Standortvorteil haben, wenn wir nicht mehr auf Fossilien setzten.

  13. 25.

    "Auch Sie werden irgendwann begreifen das Deutschland das Klima nicht retten kann und wird." Wenn damit die Verringerung an CO2-Ausstoß von D gemeint ist, stimmt das wahrscheinlich. Ich sehe das eher als Technologieprojekt, welche dann D als Hochtechnologiestandort später an die dafür wesentlichen Länder weltweit verkaufen könnte. Hat aber bei Solarzellen und Windenergie wohl nicht funktioniert und es gibt keine wesentlichen deutschen Hersteller mehr, so daß wir diese Technologien selber jetzt importieren müssen - CCS-Projekte wurden in D auch eingestellt. Bliebe noch Wasserstoff, da könnten wir aber auch bald technologisch abgehängt werden.

  14. 24.

    Ja genau. Mit erneuerbaren Energien, Speichern, Gas und später Wasserstoff. So wie es die zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten zu dem Thema Energiewende vorgeben. Muss man nur mal befolgen, die Anweisungen der Experten, dann klappt das auch mit der Energiewende.

  15. 23.

    Genau dieses Gelaber macht die Menschen unsicher und lässt das Vertrauen sinken. Die Grünen leiern ihre alte Tour runter und träumen vom vorzeitigen Kohleausstieg und die Landesregierung sieht das anders. Kann Frau Schmidt nicht einfach mal die Klappe halten? Die Situation ist doch beschissen genug. Aber nein, man muss ja unbedingt etwas sagen. So wird bestimmt kein Vertrauen in die Maßnahmen zu Energiesicherheit aufgebaut.

  16. 22.

    Das Land steckt in der größten Krise seit seiner Gründung und hier wird schon wieder von Ausstieg geträumt.
    Stellt das Land erst einmal auf gesunde Beine und dann kann den ideologischen Träumereien nachgegangen werden. Oder will man die Industrie im Land mit Vorsatz gegen die Wand fahren? :-(

  17. 21.

    Und Sie glauben tatsächlich, wenn Deutschland aus der Kohle aussteigt dann ändert sich das Klima.Wohl kaum und selbst wenn ganz Europa das tut, ändert sich immer noch nichts.

  18. 20.

    Alle die hier nach einem schnellen Ausstieg aus der Braunkohlenverstromung schreien, zahlen noch viel zu wenig für Energie und Wärme.

  19. 19.

    "Braunkohle ist einfach unwirtschaftlich mit steigendem CO2 Preis." Braunkohle ist unwirtschaftlich, weil die Politik das will und durch den CO2 Preis politisch teuer macht. Das ist durchaus legitim, nur nützt es im Ergebnis wenig, wenn die energieintensive Industrie abwandert, weil weite Bereiche der Industrie unrentabel werden. Deutschland hat völlig ohne Putins Krieg durch die Energiewende den teuersten Strom der Welt.

  20. 18.

    Auch Sie werden irgendwann begreifen das Deutschland das Klima nicht retten kann und wird. Sie können hier alles abschalten und alles verbieten, es wird das Klima nicht beeinflussen. Wir sollten uns auf den Klimawandel einstellen und lernen mit ihm zu Leben.

  21. 17.

    Dann verraten Sie doch mal wie Sie dieses Land am Laufen halten wollen? Mit Gas, Windenergie? Alle motzen gegen Kohle, aber eine Alternative die ausreichend zur Verfügung steht weiß keiner!

  22. 16.

    Ich warte schon auf die Meldungen, dass Strukturwandelmilliarden verwendet werden um Braunkohle zu subventionieren, weil sie nicht mehr profitabel ist, man aber die Arbeitsplätze erhalten möchte.

  23. 15.

    Und die Bevölkerung hat Vertrauen zu RWE als zuverlässigen Energieversorger, der schon manche technologische Hürde genommen hat!

  24. 14.

    All die lieben Kommentare!
    Tatsächlich haben es scheinbar die Wenigsten begriffen. Mit der Umwelt kann man keine Kompromisse schließen. Sie wird mit ihrer potentiell zu unserem Schaden steigenden Veränderung nicht warten, bis etwaige Kriege erledigt sind oder Autofahrer kompromissbereiter sind oder RWE kein Profit mehr machen kann oder alle Arbeitsplätze gesichert sind oder.....
    Die Naturveränderung ist aktuell der größte Feind aller Menschen!

  25. 13.
    Antwort auf [Jablonkski] vom 05.10.2022 um 11:34

    Man sollte das Gesamtpaket in NRW betrachten. Neben ein verlängerten Laufzeit der Kraftwerke wurde ein früherer Ausstieg aus der Braunkohle vereinbart. Dazu will RWE vermehrt in sogenannte grüne Energien investieren, darunter mit Wasserstoff betriebene Grundlastkraftwerke. Im Lausitzer Revier fehlt jedwede Vereinbarung in diese Richtung, obwohl mit dem Kohleausstieg durchaus ein Umbau der Energieerzeugung wie jetzt in NRW festgehalten vereinbart hätte werden können.

  26. 12.
    Antwort auf [Jablonkski] vom 05.10.2022 um 11:34

    Jablonski sollte sich im Netz informieren, wie es geht ist lange bekannt.

  27. 11.

    wann haben Sie das letzte Mal im Kalender die Jahreszahl angeschaut?

  28. 10.

    Sich in NRW von der braunen Kohle zu verabschieden, dürfte wesentlich einfacher sein, weil der Widerstand in der Bevölkerung geringer ist.

  29. 9.

    Eventuell sollte man sich mal um die aktuellen Probleme kümmern und Diskussionen über den Zeitpunkt des Ausstiegs zurückstellen. Zzt wird davon ausgegangenen, dass die Energiekrise bis 2024 andauern wird. Ja, erneuerbare ausbauen, aber nicht darüber streiten, wann fossile zurückgefahren werden. Denn aktuell werden die Werke hochgefahren.

  30. 8.
    Antwort auf [Jablonkski] vom 05.10.2022 um 11:34

    Kann sie nicht, weil es noch keine bezahlbare Alternative gibt.

  31. 7.
    Antwort auf [Jablonkski] vom 05.10.2022 um 11:34

    Das weiß sie wahrscheinlich selbst nicht.Was bisher bei den erneuerbaren Energiequellen vertrödelt wurde,lässt sich nicht so schnell aufholen.Hinzu kommt ja jetzt auch noch die besonders schwere Energiekrise.Die Frau sollte Mal den Ball etwas flacher halten.

  32. 6.

    Der Kohleausstieg kommt ganz von alleine früher. Braunkohle ist einfach unwirtschaftlich mit steigendem CO2 Preis. RWE bietet den Ausstieg 2030 ja auch nicht aus Liebe für die Umwelt an, sondern weil das anders finanziell keinen Sinn macht.

  33. 5.
    Antwort auf [Jablonkski] vom 05.10.2022 um 11:34

    So finden in Brb. Entscheidungsprozesse statt:
    Wenn jemand sagt "müsse möglich sein" dann wird jetzt das passieren:
    Alle machen was sie sagt, weil.... es möglich sein müsse...

  34. 4.

    Bravo! Die Grünen arbeiten zielgerichtet an unserem Untergang.
    Eigentlich kann man hier nur noch auswandern.

  35. 3.
    Antwort auf [Jablonkski] vom 05.10.2022 um 11:34

    Jablonski sollte sich im Netz informieren, wie es geht ist lange bekannt.

  36. 2.

    Na, das hat die Grünen-Chefin in BB wohl lange keine Nachrichten geschaut.
    Man man.

  37. 1.

    Hat diese Dame nicht deb MDR TV Beitrag vom Sonntagabend gesehen???? Wenn die Tagebaue hier stillgelegt werden, fehlt der Spree das Wasser!!! 60%des Soreewassers stammen aus Grubenwasserreinigungsanlagen..... Damit fehlt dann Berlin und dem Spreewald das Wasser und anderen auch......

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