Serie | Wandern quer durch Ostbrandenburg - Teil 2: Auf Treidelpfaden am Friedrich-Wilhelm-Kanal

Fr 13.07.18 | 14:15 Uhr
Audio: Antenne Brandenburg | 13.07.2018 | Autor: Moses Fendel
Audio: Antenne Brandenburg | 13.07.2018 | Autor: Moses Fendel | Bild: rbb

Sechs Wochen lang wandern Antenne-Reporter durchs Sendegebiet. Bei ihren Touren testen sie unter anderem die Landschaft, Wegbeschaffenheit und Sehenswürdigkeiten. Heute am Friedrich-Wilhelm-Kanal südlich von Frankfurt (Oder). Von Moses Fendel

Die rbb-Wanderserie führt die Reporter sechs Wochen lang quer durch Ostbrandenburg. Immer auf der Suche nach schönen Wanderrouten. Diesmal: rund 10 Kilometer von Brieskow-Finkenheerd am Friedrich-Wilhelm-Kanal entlang bis Schlaubehammer. Einheimische nennen das Gewässer gerne auch Brieskower Kanal.

Die Tour beginnt am Haltepunkt Kraftwerk Finkenheerd - das Kraftwerk ist allerdings längst abgerissen. Die Wanderung verläuft zunächst ein kleines Stück entlang der alten Bundesstraße 112 und folgt dann dem Uferweg entlang des Kanals - eigentlich ein Radweg, der aber genau so gut zum Wandern taugt. Die reine Gehzeit beträgt rund zwei Stunden in eine Richtung.

Ein Weg mit Geschichte

Der Weg am Friedrich-Wilhelm-Kanal führt an einem besonders geschichtsträchtigen Gewässer entlang. Er wurde zwischen 1662 und 1668 vom Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm angelegt und war der erste Kanal, der die Wasserscheide zwischen Ost- und Nordsee überwand. Erstmals konnten nun Waren von der Oder über die Spree in Richtung Nordsee transportiert werden. Das kleine Berlin erlebte als Umschlagplatz einen enormen Aufschwung. Erst mit dem dampfschifftauglichen Oder-Spree-Kanal verlor das Gewässer seine Bedeutung.  

Infrastruktur

An- und Abreise sind mit ÖPNV problemlos möglich, allerdings fährt der Zug von und nach Kraftwerk Finkenheerd in der Regel nur einmal pro Stunde. Von und nach Frankfurt sind es etwa zehn Minuten Fahrzeit. Man kann auch eine Station weiter bis zum Bahnhof Brieskow-Finkenheerd fahren und die Tour von dort aus beginnen.

Das Angebot an Einkehrmöglichkeiten ist zwar überschaubar, sie sind aber strategisch gut entlang des Weges verteilt. Unter der Woche sind die Öffnungszeiten zum Teil aber eingeschränkt. Hier finden Sie eine kleine Auswahl:

Sommers Eiscafé und Pension in Brieskow-Finkenheerd, Tel.: 033609-36886

Preußenstuben Groß Lindow, Tel.: 033609-38600

Waldschänke Schlaubehammer, Tel.: 033609-36783

Landschaft

Die Route am Wasser hat etwas sehr Beruhigendes und bietet immer wieder schöne Ausblicke.

Der Friedrich-Wilhelm-Kanal (Quelle: Ben Linse)
| Bild: Ben Linse

Wegbeschaffenheit

Die Route ist durchgängig asphaltiert und barrierefrei. Das geht zwar auf Dauer auf die Gelenke, aber die Strecke ist dadurch sehr gut mit Kinderwagen oder Rollstuhl befahrbar. Ein großes Plus ist, dass man die Route beliebig abkürzen kann. Größtes Manko: Am Anfang führt der Weg entlang der (alten) Bundesstraße und ist auf den ersten Kilometern nicht sehr reizvoll. Wer diese Durstrecke gemeistert hat, wird aber anschließend belohnt.

Sehenswürdigkeiten

Entlang der Strecke befinden sich mehrere alte Schleusen und Schleusenwärter-Häuser in ganz unterschiedlichem Zustand. Besonders schön ist das von vier alten Eichen umrahmte Denkmal zum zweihundertjährigen Bestehen des Kanals (1869) in Groß Lindow. Dort steht auch eine sehenswerte neugotische Kirche. Beeindruckend ist die ehemalige Schleuse Hammerfort, an der eine ehrwürdige Ulme steht. Ein echtes Juwel ist das ehemalige Schleusenwärterhaus in Schlaubehammer. Am Anfang bzw. Ende der Tour lohnt sich ein Abstecher an den Brieskower See, an dem sich Reste einer alten Regattastrecke finden. Es gibt dort auch einen Kanuverleih – mit den Booten kann man aber leider nicht auf dem Kanal fahren.

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Bademöglichkeiten

Offizielle Badestellen oder -strände gibt es nicht. Trotzdem ist der Badefaktor der Tour hoch. Vorausgesetzt, man badet gerne naturnah zwischen Schilf und Seerosen. Das Wasser ist fast überall leicht zugänglich.

Beschilderung

Vom Bahnhof Kraftwerk Finkenheerd muss man sich zunächst ein bisschen durchschlagen, weil es dort keine Schilder gibt. Eine einheitliche, offizielle Beschilderung gibt es für diese Tour nicht. Abschnittsweise ist der Wanderweg mit rotem Balken auf weißem Grund markiert. Auch die Beschilderung des Radwegs, der größtenteils auf derselben Strecke verläuft, ist sehr zuverlässig. Insgesamt bietet der Kanal an sich die beste Orientierung. Wer mehr über die Geschichte des Kanals erfahren will, findet an mehreren Stellen Schautafeln mit Informationen.

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Variante

Wer nicht den gleichen Weg zurückgehen möchte, kann alternativ nach Müllrose weiterlaufen. Von der Schleuse in Schlaubehammer sind es über Kaisermühle knapp fünf Kilometer bis zum dortigen Bahnhof. Von dort aus fährt eine Regionalbahn nach Frankfurt bzw. Königs Wusterhausen.

Fazit

Ein an sich wenig anspruchsvoller Wanderweg, der durch seine Länge zur sportlichen Herausforderung werden kann. Wenig Abenteuer, aber dafür eine gelungene Mischung aus beschaulichem Naturerlebnis und Industriegeschichte.

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