Wie eine Partnerschaft zerbrechen könnte - Scheidung nach Brandenburg- Wahl

Fr 06.09.19 | 16:26 Uhr | Von Uta Schleiermacher und Sabine Tzitschke
Teilnehmer des Blaueierschwimmens gehen über einen Steg (Quelle: rbb/Katja Geulen)

Fast 1000 Kilometer liegen zwischen Prenzlau  und Uster. Die Straßenverbindung zwischen Brandenburg und der Schweiz ist gut. Nach 10 Stunden Autofahrt ist man da.  Nicht die schlechteste Ausgangslage für eine Fern- Beziehung. Doch was, wenn der eine „Blau“ und der andere „Rot“ wählt. 

Die Stadt Prenzlau in Brandenburg hat mit ihrer Schweizer Partnerstadt Uster  viele Gemeinsamkeiten.  Autobahnanschlüsse, unverbaute Ufer zum jeweiligen Haus- See, Karnevalsvereine, die sich aller zwei Jahre besuchen. Seit 1996  gibt es zwischen beiden Kommunen eine Städtepartnerschaft. Dieser Freundschaftsvertrag wird aller vier Jahre verlängert. Bis jetzt. Denn über die Landtagswahlergebnissen  in Brandenburg  ist  ein junger Schweizer Sozialdemokrat, Florin Schütz, alles andere als erfreut. Der 22jährige sitzt im Gemeinderat von  Uster und denkt laut darüber nach, die Partnerschaft „im schlimmsten Fall sogar zu beenden“. Das berichtet heute das Schweizer Nachrichtenportal Blick.

Noch haben die Schweizer nicht diskutiert

Der junge Schweizer ist empört über das Wahlergebnis der AfD in Prenzlau. Mit 28,3 Prozent  ist die AfD stärkste Kraft in der brandenburgischen Kreisstadt. Florin Schütz, der sich auf seinem Twitter- Account als Geschichts- Student und Journalist bezeichnet,  haben wir heute leider nicht erreicht. Kommunikativer hingegen ist die  Stadtpräsidentin von Uster,  Barbara Thalmann. Auch sie ist Sozialdemokratin und sagte dem rbb am Telefon: „Wir  haben im Rathaus noch nicht darüber diskutiert“.  Wahrscheinlich sei die Aussage des „jungen Gemeinderatsmitglieds spontan“ gewesen.  Barbara Thalmann versichert uns, dass  es einen guten Austausch zwischen beiden Städten gäbe. Der Karnevalsverein und die Fußballmannschaften besuchen sich und wahrscheinlich wird der Partnerschaftsvertrag  im nächsten Jahr verlängert, hofft die Ustemer Stadtpräsidentin. 

Karnevalsumzug in Prenzlau. (Quelle: rbb/Katja Geulen)
Bild: rbb/Katja Geulen

Prenzlau stänkert ein bißchen zurück

Ob Vertrag oder nicht, dem  Prenzlauer CarnevalsClub  wäre zwar ein formelle Scheidung der beiden Städte nicht egal, aber so sagte Präsident Silvio Grensing: „wird diese Freundschaft nie brechen“. Natürlich wissen auch die Prenzlauer über die politische Lage in der Schweiz Bescheid. Die  rechtsgerichtete Partei SVP hat ihre Bierzelte beim Wahlkampf auch in Uster aufgeschlagen  und so kontert Prenzlaus parteiloser Bürgermeister Hendrik Sommer: „hätten auch in der Schweiz viele die rechtsgerichtete SVP mit Christoph Blocher“ gewählt.  Das war auch kein Grund, die  Partnerschaft in Frage zu stellen.  „Weil es geht ja um die Menschen“.    Sommer würde die Partnerschaft mit Uster gern beibehalten.  

Schweizer Landesfahne vor dem Matterhorn © imago/Westend61
Schweizer Landesfahne vor dem MatterhornBild: imago/Westend61

Die Schweiz schenkte Prenzlau das Blaueier- Schwimmen

Wir vom rbb haben mal geguckt, was die beiden Städte so auf den ersten Blick verbindet: Das Blaueierschwimmen- deshalb steht über diesem Artikel so ein tolles Bild-, eine  spektakuläre See- Lage beider Komunen, parteilose Stadtoberhäupter, Karnevals- Vereine und eine makellose 20 jährige Partnerschaft. Das wirft man nicht so einfach weg, für ein einziges  Wahlergebnis. Dass Florin Schütz, der junge Schweizer, aber mal laut nachgedacht hat, ist prima. Reden hilft: Vor Wahlen. Nach Wahlen. Das gilt auch für eine Partnerschaft.

Beitrag von Uta Schleiermacher und Sabine Tzitschke

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