Eine Woche nach dem Kirchenbrand in Eberswalde - Adventsgottesdienst ohne Kirche für geschockte Gemeinde

Mo 09.12.19 | 12:11 Uhr
Innenraum nach Kirchenbrand in Eberswalde 2 (Bild:rbb)
rbb | 09.12.2019 | Björn Haase-Wendt | Bild: rbb | 09.12.2019 | Björn Haase-Wendt

Beißender Brandgeruch steigt in die Nase und Ruß bedeckt Decken, Bänke und den Altar. Eine Woche nach dem Brand in der Maria-Magdalenen-Kirche ist die Ursache weiter unklar. Offen ist auch, ob die Kirche an Weihnachten geöffnet werden kann.

Sonntagmorgen kurz nach 10 Uhr. Die Glocken der evangelischen Maria-Magdalenen-Kirche in Eberswalde schlagen kräftig und das Geläut ist weit über die Innenstadt hinweg zu hören. Doch so stark die Glocken läuten, so verwundet ist das Gemeindeleben. Seit dem Brand vor einer Woche ist die Kirche geschlossen und wird es wohl auch noch bleiben.

Gemeindeglieder betrachten Brandschaden in Magdalenenkirche (Bild: rbb)
Bild: rbb | 09.12.2019 | Björn Haase-Wendt

Schock für die Gemeinde

Der Gottesdienst zum zweiten Advent ist in den Saal des Kirchengemeindezentrums verlegt worden, eine Taufe in die Dorfkirche nach Tornow. "Wir werden heute wohl weniger sein, als sonst üblich", sagt Pfarrer Hanns-Peter Gierig, der vor dem Gemeindehaus steht um die Mitglieder in den Saal zu bitten. Knapp 40 Gläubige kommen in den beengten Raum und es gibt ein bestimmendes Thema: den Brand am Montag nach dem ersten Advent. "Für mich war es erschreckend, denn seit 50 Jahre bin ich mit dem Haus verbunden", sagt Hans-Joachim Kratz. Gudrun Lux ging es ähnlich: "Man kann es nicht verhindern, dass man drüber nachgrübelt wie das geschehen kann und man denkt dann im Hinterkopf: hoffentlich war das nicht ein Anschlag."

Brandursache nicht abschließend geklärt

Diese Befürchtung kann Pfarrer Hanns-Peter Giering der Eberswalderin nehmen. Immer wieder geht er im Gottesdienst auf den Brand in der Maria-Magdalenen-Kirche ein und sagt, Brandstiftung sei nicht die Ursache gewesen. Denkbar sei ein technischer Defekt. Doch noch haben die Brandermittler der Polizei die Ursache nicht gänzlich geklärt. Der Pfarrer lädt seine Gemeindemitglieder ein, sich selbst ein Bild von der Situation in der Kirche zu machen und viele folgen ihm.

Ruß und verkohltes Holz

Auch eine Woche nach dem Feuer liegt in und vor der Maria-Magdalenen-Kirche beißender Brandgeruch in der Luft. Pfarrer Hanns-Peter Gierig öffnet das Absperrgitter und führt in das mehr als 750 Jahre alte Gotteshaus. Vor der seitlichen Empore liegen verkohlte Holzteile, Sitzbänke sind mit einer schwarzen Rußschicht überzogen. Doch einige der Gläubigen atmen dennoch auf, denn der frühbarocke Hochaltar und die Orgel sind weitgehend verschont geblieben.

Sechsstelliger Schaden und mindestens ein Jahr Reparatur

"Die Einsatzkräfte haben das Feuer mit großer Umsicht und Sachverstand gelöscht", erklärt Pfarrer Hanns-Peter Giering. Sie hätten so verhindert, dass weitere Schäden etwa durch das Löschwasser entstehen. Der Schaden geht trotzdem in die hunderttausende Euro, schätzt der Pfarrer. So sind durch das Feuer ein Emporenraum, die historische Brüstung aus dem 18. Jahrhundert und mehrere historische Stühle zerstört worden. Bis die Kirche wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt ist, werden ein bis zwei Jahre vergehen. Viele Gemeindemitglieder hoffen trotzdem, dass die Kirche zu Heiligabend wieder öffnen kann. "Es ist von der Atmosphäre ja etwas anderes, ob man in einem Gemeinderaum sitzt oder in einer Kirche, die über die Zeit Geschichte mitgetragen hat. Weihnachten nicht in der Kirche stelle ich mir deshalb schon komisch vor", sagt ein Gemeindemitglied Caroline Fechner.

Eberswalder Pfarrer Hanns-Peter Gierig (Bild: rbb)
Bild: rbb | 09.12.2019 | Björn Haase-Wendt

Versicherungsschaden?

Ob die Kirche an Heiligabend öffnen kann, ist nicht klar. Ende vergangener Woche hat die Polizei ihre Tatortarbeit beendet. Als nächstes wird die Versicherung das Gebäude begutachten und klären, welche Schäden übernommen werden. Anschließend muss die Kirche gereinigt werden, damit es die Besucher auch längere Zeit aushalten können. "Der Brandgeruch muss soweit zurückgedrängt werden, dass keiner Kopfschmerzen bekommt oder Menschen gefährdet sind", erklärt Pfarrer Gierig.

Eingangsportal der Magdalenenkirche nach Brand (Bild:rbb)
Bild: rbb | 09.12.2019 | Björn Haase-Wendt

Große Hilfsbereitschaft in der Region

Aber die Gemeindemitglieder schöpfen auch Hoffnung durch die große Anteilnahme in der Region. Schon während der Löscharbeiten hatten Menschen Unterstützung und Spenden zugesagt. Das kommunale Wohnungsunternehmen WHG und der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg stellen insgesamt 10.000 Euro Soforthilfe zur Verfügung bereit und auch die Stadtverordneten wollen kurzfristig 50.000 Euro in den kommenden Stadthaushalt für erste Maßnahmen einplanen. "Manche kleine Maßnahme kann so schon begonnen werden, bevor dann die großen Arbeiten beginnen", sagt der Pfarrer. Ob das noch vor Heiligabend passieren wird, kann er nicht sagen. Veranstaltungen und Gottesdienste in dieser Woche werden deshalb verlegt. So öffnet die katholische Kirche ihre St. Peter und Paul-Kirche am Samstag für das Adventssingen im Kerzenschein. Und auch der Gottesdienst zum dritten Advent wird voraussichtlich außerhalb der Maria-Magdalenen-Kirche stattfinden müssen.

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