Hochschule Wildau bekommt neue Professur - Studiengang für Fahrradforschung

Sa 08.02.20 | 11:23 Uhr | Von Tony Schönberg
Studenten verlassen die Universität (Quelle: dpa, Eric Audras)
Audio: Antenne Brandenburg | 06.02.2020 | Tony Schönberg | Bild: PhotoAlto

Die Technische Hochschule Wildau bekommt eine Professur für Fahrradverkehr. Dafür hatte sich die Lehranstalt als eine von 33 Hochschulen beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) beworben. Nun soll zu Fahrradverkehr und Mobilitätskonzepten geforscht werden. Von Tony Schönberg

Die Technische Hochschule Wildau hatte sich für eine Professur zu Mobilität- und Fahrradverkehr  als eine von 33 Hochschulen beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) beworben. Insgesamt sieben Einrichtungen haben bundesweit nun den Zuschlag zur Förderung einer Stiftungsprofessur erhalten. Neben der TH Wildau richten so unter anderem auch Standorte in Frankfurt am Main, Wuppertal und Karlsruhe Lehrstühle ein. Die Förderbescheide wurde am Donnerstagabend in Berlin durch Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) übergeben. Die „Stiftungsprofessur Radfahren“ ist Teil des "Nationalen Radverkehrsplans 2020" vom Verkehrsministerium. Der Verkehrsplan soll Bund, Ländern und Kommunen konkrete Maßnahmen zur Stärkung des Radverkehrs aufzeigen. Dazu gehören etwa Bereiche, wie Verkehrssicherheit, der Ausbau radfreundlicher Infrastruktur oder der Fahrradtourismus.

Gelder für Forschung und Lehre

Den sieben geförderten Hochschulen stehen dem Pressesprecher der TH Wildau, Mike Lange zufolge, jährlich bis zu 400.000 Euro zur Verfügung. In Wildau soll ein dreisemestriger Master-Studiengang "Radverkehr in intermodalen Verkehrsnetzen" eingerichtet werden. Dieser wird dann Teil des Fachbereiches Ingenieur- und Naturwissenschaften und kann für zunächst fünf Jahre finanziert werden.

Die inhaltliche Ausrichtung soll die Interessen von Fahrradfahrern stärken und zukunftsfähige Mobilitätskonzepte entwickeln. Klaus-Martin Melzer, Vizepräsident für Forschung und Transfer von der TH, sieht die künftige Radnutzung als eines von vielen Elementen in einer Kette miteinander vernetzter Transportmittel. Die Wildauer Forschung will sich nun unter anderem technologischen Ansätzen der Vernetzung widmen. Für Reisende sollen Fahrtstrecken durch die Arbeit der Hochschule zuverlässiger, übersichtlicher und trotzdem preiseffizient werden. Beispielweise könnte jeweils auf Teilstrecken zwischen Rad, Carsharing und dem öffentlichen Nahverkehr gewechselt werden. Mobilfunktechnologie und Logistikinnovationen sollen auf den Radverkehr übertragen werden.

Fahrrad als gleichgestellter Verkehrsmittel

Deutschland hänge Klaus-Martin Melzer zufolge beim Ausbau der Infrastrukturellen Voraussetzungen im internationalen Vergleich hinterher. Länder wie Dänemark oder die Niederlande zeigten, dass Innovationen wie Radautobahnen oder Fahrradparkhäuser durchaus Erfolgscharakter hätten und auf breite Akzeptanz stießen. Die Bundesrepublik stehe dagegen noch am Anfang. Als Grundvoraussetzung müsse die Fahrradmobilität als Konkurrenz zum Auto attraktiver und verlässlicher gestaltet werden.

Deshalb stehen in Wildau neben der technologischen Komponente des Studiums ebenfalls Projektarbeiten mit anderen außenstehenden Interessensgruppen auf dem Lehrplan. So sollen möglichst viele Menschen vom Fahrrad als Verkehrsmittel der Wahl überzeugt werden. Melzer hofft zudem, dass möglichst viele der zukünftigen Ingenieurs-Absolventen in Behörden, politischen Gremien und Verbänden tätig werden, um einen positiven Einfluss auf rechtliche Grundlagen zu haben. Dass der größte Teil der Bevölkerung vom Auto auf das Rad umsteigt, sieht Klaus-Martin Melzer allerdings noch in weiter Ferne. Während in den Großstädten die Radnutzung bei bis zu 30 Prozent liegt, ist die Quote in Brandenburgs Städten bei etwa zehn und auf dem Land bei vier Prozent.

Beginn zum Sommersemester 2021

Melzer bleibt allerdings optimistisch und sieht mit fortschreitender Entwicklung hier noch ein deutliches Wachstumspotential. Dazu möchte die Technischen Hochschule Wildau ab 2021 gehörig beitragen. Neben der Professur sind zwei Doktorandenstellen sowie 20 Plätze für Masterstudierende geplant. Noch in diesem Jahr soll der Studiengang an der Hochschule etabliert werden, bevor es dann mit der Forschung und Lehre zu Beginn des  Sommersemesters 2021 losgeht. Erste Studieninteressierte haben sich laut Pressesprecher Mike Lange bereits direkt nach Bekanntwerden bei der TH Wildau gemeldet. Der offizielle Anmeldezeitraum beginnt jedoch erst im Dezember dieses Jahres.

Sendung: Antenne Brandenburg, 06.02.2020, 15:10 Uhr

Beitrag von Tony Schönberg

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