Kliniken in der Uckermark - Grenzkontrollen erschweren polnischen Ärzten den Arbeitsweg

Mi 18.03.20 | 10:17 Uhr
Polnische Grenzpendler in Corona-Zeiten
Audio: Antenne Brandenburg | 18.03.2020 | Autorin: Katja Geulen | Bild: rbb/Brandenburg aktuell

In den Kliniken in der Uckermark arbeiten zahlreiche Ärztinnen und Ärzte aus Polen. Auch in der Pflege und Geburtshilfe sind die Krankenhäuser auf Arbeitskräfte aus dem Nachbarland angewiesen. Doch die kommen nicht mehr umgehindert über die Grenze. Von Katja Geulen

Ohne polnische Ärztinnen und Ärzte würde der Betrieb in der Prenzlauer Klinik längst zusammenbrechen: 22 Kolleg*innen aus Polen arbeiten im Kreiskrankenhaus und stellen damit die Hälfte des gesamten ärztlichen Personals. Denn weil die Uckermark so dünn besiedelt ist, ist der Landkreis schon seit Jahren auch im Gesundheitsbereich auf Fachkräfte aus dem Nachbarland angewiesen.  

Das stellt das Krankenhaus in der Corona-Krise vor besondere Herausforderungen. Während die Klinikleitung seit Wochenbeginn mit der Einrichtung separater Bereiche für die zu erwartenden Corona-Patient*innen beschäftigt war, musste sie sich gleichzeitig darum kümmern, dass die polnischen Pendler*innen nach der Grenzschließung auch wirklich zur Arbeit in die Uckermark kommen können.

Polnische Grenzpendler in Corona-Zeiten
Bild: rbb/Brandenburg aktuell

Spezieller Passierschein

Denn plötzlich kommen sie nicht mehr ohne weiteres über die Grenze. "Da gab es erst Schwierigkeiten, denn sie wurden natürlich so wie alle anderen auch dort an der Grenze aufgehalten", sagte Andreas Gericke, Sprecher der Gesellschaft für Leben und Gesellschaft (GLG), die auch das Prenzlauer Kreiskrankenhaus betreibt.

Zumindest dafür gibt es nun eine Lösung: Über Behörden und andere Stellen sei erreicht worden, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nun mit speziellen Passierscheinen das Krankenhaus - und damit ihren Arbeitsplatz - erreichen könnten.

Polnische Grenzpendler in Corona-Zeiten
Bild: rbb/Brandenburg aktuell

Zwei Stunden im Stau

Auf die Pendlerinnen und Pendler aus dem Nachbarland ist auch das Asklepios Klinikum in Schwedt angewiesen. Hier arbeiten 50 polnische Ärzt*innen, Hebammen und Pfleger*innen. Anfangs lief das noch gut, sagte der Direktor der Klinik, Rüdiger Heicappell.

"Unsere polnischen Mitarbeiter konnten Gott sei dank zunächst ohne Probleme nach Polen ausreisen und auch wieder einreisen", sagte er. "Es haben sich aber jetzt akut Probleme ergeben, mit denen wir nicht gerechnet hatten: als sie nach Hause gefahren sind, mussten unsere Ärtze lange im Stau stehen, teilweise zwei Stunden, und das ist natürlich unzumutbar."  

Zimmer angemietet

Um dies zu vermieden, hat die Klinik bereits Zimmer diesseits der Oder für die Mitarbeiter*innen angemietet - aber viele möchten nach Feierabend zu ihren Familien in Polen. Die LKW-Staus und Wartezeiten werden derweil allerdings immer länger.

"Es ist sehr schwierig: Wir leben in einer Region, in der Europa in den vergangenen 15 Jahren zusammengewachsen ist", sagte Klinikdirektor Heicappell. "Wenn jetzt alte Grenzen wieder hochgezogen werden, stellt uns das vor ganz große Probleme."

Prof. Dr. Rüdiger Heicappell - Direktor Asklepios Klinikum Uckermark
Bild: privat

Unsichere Zukunft

In Schwedt arbeitet man nun mit Hochdruck an einer Lösung für die schnellere Grenzüberquerung. Und ein weiteres Szenario möchten die Klinikkonzerne sich lieber nicht vorstellen: was, wenn Polen die eigenen Ärzte lieber im eigenen Land einsetzen möchte?

Denkbar sei auch das in der derzeitigen Situation. "Aber wir hoffen, dass wir mit dem jetzigen Zustand erstmal so weiterarbeiten können", sagt Krankenhaussprecher Andreas Gericke. 

Am Dienstag war erstmals auch in der Uckermark eine Corona-Infektion gemeldet worden. Eine 37-jährige war nach ihrer Rückkehr aus dem Winterurlaub positiv auf das Virus getestet worden. Am Mittwoch bestätigte die zuständige Amtsärztin zwei weitere Infektionen. Alle drei Betroffenen wurden den Angaben zufolge zu Hause isoliert.  

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