Studenten als Erntehelfer - Ernten statt studieren

Mi 08.04.20 | 12:00 Uhr
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Studenten helfen bei der Beschneidung von Kirschblüten.
Audio: Antenne Brandenburg | 08.04.2020 | Michel Nowak | Bild: rbb / Brandenburg Aktuell

Die Grenzen sind dicht, die Arbeiter auf dem Land fehlen. Eine Arbeitsvermittlung möchte freiwillige Helfer und Landwirte zusammenführen. Doch es kann nur eine kurzfristige Lösung sein.

Der Mangel an Erntehelfern und Saisonkräften treibt viele Landwirte um. Denn wegen der der Coronavirus-Pandemie weitgehend geschlossenen Grenzen kommen viel weniger Arbeitswillige als sonst auf deutsche Äcker und Plantagen. Gegensteuern sollen Internet-Plattformen wie die in Frankfurt (Oder) konzipierte Seite "land-arbeit.com".

Im besten Fall bringen sie Landwirte und freiwillige Helfer zusammen. Erste Erfolge gibt es bereits: So schneidet beispielsweise Christian Dohrmann, Obstbauer im Frankfurter Ortsteil Markendorf, seine Kirschbäume nicht mehr allein zurück: "Wir schneiden was wir können mit der Familie, aber wir kommen nicht hinterher. Jetzt haben wir über das Onlineportal Erntehelfer gefunden und so sieht es aus, als ob wir bis zur Ernte den Schnitt in der Süßkirsche schaffen könnten."

Ablenkung an der frischen Luft

Statt der sonst vier polnischen Saisonkräften unterstützen zwei Frankfurter Studenten mit großen Elektroscheren den Obstbauern. Knapp zehn Euro verdienen sie pro Stunde. Für den angehenden Kulturwissenschaftler Roman Boichuk ist die Arbeit an den Kirschbäumen eine willkommener Zeitvertreib:  "Ich komme aus der Ukraine aus einer landwirtschaftlichen Region. Und ich weiß, dass bei Problemen die Arbeit auf dem Feld eine gute Ablenkung ist.“ Besonders bei der heutigen Situation ist es eine gute Möglichkeit draußen sein zu können und dabei Geld zu verdienen."

Keine Lösung für die große Ernte

Für den Moment kann Obstbauer Christian Dohrmann durchatmen. Aber das ganz große Problem kommt erst noch. Wenn ab Juni die eigentliche Kirschernte ansteht, braucht er mehr als ein Dutzend Helfer für mehrere Wochen. Ob er die auch alle über die Online-Plattform gewinnen kann? Dahinter steht für Christian Dohrmann mindestens ein großes Fragezeichen. Er hofft inständig, dass bis dahin seine polnischen Erntekräfte wieder bei ihm arbeiten können.  

3 Kommentare

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  1. 3.

    Da sollte die Brandenburger Landwirtschaft, mal irgendwann wieder Kleinteiliger werden. Weg von diesen Boden- und Klimaschädlichen Monokulturen. Ein einzelner Bauer möchte riesige Flächen bewirtschafteten und sucht dafür billige Arbeitskräfte. Und jetzt heult die Agrarindustrie, weil die Osteuropäer fehlen.

  2. 2.

    Richtiger Baumbeschnitt will gelernt sein. Da wird der Fachmann sicher laufend gerufen werden. Man könnte in den höheren Schulklassen zukünftige Erntehelfer rechtzeitig schulen. Eine Woche mal ab auf s Feld kann man mühelos kompensieren. Nach Corona muss das anders werden. Wie würde ich mich damals gefreut haben schnell mal etwas zu verdienen. Arbeit schändet nicht.

  3. 1.

    Warum Erntehelfer aus den Ostblockländer holen?
    Ich würde es befürworten, wenn die Schüler und Studenten, die über Monate jeden Freitag für die Umwelt demonstriert sich als Erntehelfer melden. Denn noch sind die Schulen und Hochschulen geschlossen. Das wäre je mal eine Gute Tat.
    Auch meine Generation gingen als Schüler oder Lehrlinge zum Ernteeinsatz und es bestimmt keinen geschadet.

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