Neue Ausbildungsinitiative - Junge Uckermärker bekommen mehr Unterstützung

Mi 27.05.20 | 15:43 Uhr | Von Katja Geulen
Vertreter von Schulamt, Arbeitsagentur und Kreisverwaltung
Bild: Katja Geulen/ rbb

Eine neue Kooperationsvereinbarung zwischen Schulamt, Kreisverwaltung und Arbeitsagentur soll Jugendlichen in der Uckermark bessere Perspektiven für den Einstieg in das Berufsleben schaffen. Von Katja Geulen

Rund ein Viertel der Schulabgänger in der Uckermark ist nicht ausbildungsfähig. Das heißt, entweder sind die Abschlussnoten so schlecht, dass es für keine Lehrstelle reicht, oder die Jugendlichen haben die Schule ganz ohne Abschluss verlassen. An diesem Problem arbeiten Institutionen von Schule bis Jobcenter schon seit Jahren - nun soll eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem staatlichen Schulamt, der Arbeitsagentur und der uckermärkischen Kreisverwaltung neuen Schwung in die Bemühungen bringen.

Schwieriger Übergang von Schule zu Beruf

"Hinter diesen Zahlen stehen natürlich einzelne Personen und deren Schicksale, die es oft nicht selbständig schaffen, sondern auf Hilfe angewiesen sind", erklärt die Landrätin der Uckermark, Karina Dörk (CDU). Gerade der Übergang von Schule zum Beruf sei für viele Jugendliche besonders schwierig. Doch auf dem Weg solle niemand verloren gehen.

Berufsberatung, Job-Coaching, Ausbildungsmessen - es gibt bereits viele Ansätze und viel Engagement im Landkreis, um das Dilemma zu lösen: Auf der einen Seite suchen Betriebe aller örtlichen Branchen dringend junge Mitarbeiter. Auf der anderen Seite können fast 25 Prozent des Nachwuchses keine Ausbildung beginnen.

Vielfältige Probleme der Jugendlichen

Die Gründe dafür sind vielfältig. Petra Röhlinger-Hissnauer von der Agentur für Arbeit nennt Beispiele aus der Praxis. So hätten manche Jugendliche vielleicht gerade persönliche Probleme wie Schulden, die im Vordergrund stehen. Für eine Berufsberatung sei diese Person dann wohl nicht gerade sehr aufgeschlossen.

In einigen Familien, gerade in der Uckermark, wo die Arbeitslosenquote seit den 1990 Jahren immer besonders hoch war, würden die Kinder auch schlicht keinen strukturierten Arbeitsalltag kennen. Inzwischen wächst dort die dritte Generation Hartz 4-Empfänger heran. Dieser Kreislauf soll durchbrochen werden.

Perspektiven schaffen

Die Ziele der neuen Vereinbarung sind hochgesteckt: die Jugendarbeitslosigkeit soll reduziert, die Ausbildungsquote erhöht und die Lebenssituation der Jugendlichen durch ganzheitliche Betreuung verbessert werden.  "Wir möchten, dass die Jugendlichen eine Perspektive darin sehen, einen Beruf zu erlernen und damit selbst für ihren Lebensunterhalt Geld zu verdienen", fasst Henry Wichmann (CDU), Bildungsdezernent der Uckermark, zusammen.

Wichmann arbeitet seit 2019 in der Bildungsoffensive mit. Bereits beim Übergang von Kita zur Schule fallen ihm zufolge rund ein Viertel der Kinder durch Sprach- oder Entwicklungsdefizite auf. Am anderen Ende der Schullaufbahn sei es wieder ein Viertel, das es nicht allein schafft.

Unterzeichnete Vereinbarung für AusbildungsinitiativeUnterzeichnete Kooperationsvereinbarung | Bild: Katja Geulen/ rbb

Bildungsoffensive soll den Teufelskreis durchbrechen

Manchmal sei das Jugendamt bei familiären Problemen beteiligt und manchmal das Schulamt bei Vernachlässigung der Schulpflicht. Oft ist am Ende das Jobcenter für die Jungen Menschen zuständig. Inzwischen setze es weniger auf Druck und Restriktionen, sondern versuche mit individuellen Angeboten die beruflichen Chancen zu erhöhen, so Michael Steffen vom Jobcenter Uckermark.

Jobcenter und Jugendamt hätten bereits gute Erfahrungen durch bessere Absprachen und gemeinsame Strategien gesammelt. "Es macht wenig Sinn, wenn wir versuchen die Eltern unbedingt in Arbeit zu bringen und das Jugendamt ist auch in dieser Familie und hat gerade einen anderen Weg dort geplant", sagt Steffen.

Allgemeine und individuelle Maßnahmen geplant

Mit der Kooperationsvereinbarung beschließen nun der Landkreis, das Schulamt und die Arbeitsagentur, ihre Zusammenarbeit noch besser abzustimmen. So möchte Olaf Steinke vom staatlichen Schulamt für Ostbrandenburg die allgemeinen Maßnahmen, wie Berufspraktika oder schulische Berufsberatung, in allen Schulformen vertiefen.

Es soll aber vor allem um die individuelle Förderung der Jugendlichen gehen. Beispielsweise seien gemeinsame Fallbesprechungen geplant. Außerdem werde eine Koordinierungsstelle eingerichtet, um die jeweiligen Institutionen regelmäßig an einen Tisch zu bekommen. Verschiedene Förderinstrumente der jeweiligen Stellen müssten abgestimmt werden. Und dann gehe es noch darum, dass die Hilfsangebote von den Jugendlichen akzeptiert werden, so Steinke.

Jugendliche müssen erreicht werden

"Wenn für die jungen Menschen klar sei: da sind Leute, die mir wirklich helfen wollen, vielleicht erstmal das eine Problem zu lösen, und dann das nächste anzugehen, dann könne man sie auch erreichen“, ist Petra Röhlinger-Hissnauer von der Arbeitsagentur.

Sendung: Antenne Brandenburg, 26.05.2020

Beitrag von Katja Geulen

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