Landkreis Barnim - Schlammschlacht im Vorstand der Volkssolidarität
In der Volkssolidarität Barnim fliegen die Fetzen: Es geht um eine Kündigung, Amtsenthebungen und Untreue-Vorwürfe. Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft. Von Maximilian Horn
In ihren ersten sechs Monaten als Geschäftsführerin der Volkssolidarität Barnim hat Anika Sponner schon einiges durch: Jobeinstieg, Kündigung, Aufhebung derselben und Ermittlungen gegen einen ehemaligen Vorstand. Die Geschichte ist verwickelt.
Die Volkssolidarität ist eine Hilfsorganisation im sozialen Bereich. Im Landkreis Barnim betreibt sie unter anderem Kindertagesstätten, liefert Essen auf Rädern und bietet Demenzberatung an. Am 15. Januar übernahm Anika Sponner die Geschäftsführung des Volkssolidarität Barnim e.V..
Kündigung durch zwei Vorstandsmitglieder
Drei Monate später, am 6. April, wird Anika Sponner von den zwei stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden gekündigt. Einer davon ist der Bernauer Rechtsanwalt Carsten Schmidt. Anlass der Kündigung seien das satzungswidrige Zustandekommen des Arbeitsvertrags, die mangelnde fachliche Qualifikation und die unangemessen hohe Bezahlung gewesen, so Schmidt.
Der Rest des Vorstands ist mit den Kündigungen allerdings nicht einverstanden: Sie sei nicht abgestimmt gewesen, heißt es in einer Mitteilung. Unter der Führung des Vorsitzenden André Nedlin machen die übrigen Vorstandsmitglieder die Kündigung rückgängig. Am 29. April entheben sie die beiden stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden ihrer Ämter. Daraufhin erstattet der nun ehemalige Vorstand Carsten Schmidt Anzeige wegen schwerer Untreue.
Nedlin bestreitet den Vorwurf der Untreue
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) äußert sich mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht zu dem Fall. Wohl aber tut es einer der Beschuldigten: Der Vorstandsvorsitzende André Nedlin. Er bestreitet sämtliche Vorwürfe. Der Arbeitsvertrag mit Anika Sponner sei nicht satzungswidrig zustande gekommen. Alle Vorstandsmitglieder hätten auf eine Umlaufvorlage per Mail mit "Ja" gestimmt, "auch Herr Schmidt, der an den vorangegangenen Bewerbungsgesprächen mit Frau Sponner teilnahm".
Vorwürfe gegen Ex-Vorstand Schmidt
Die Anzeige durch Carsten Schmidt sei "als 'Antwort' auf die von uns angekündigten juristischen Schritte hinsichtlich des Verdachts der Veruntreuung" erfolgt, so André Nedlin. In einer Mitteilung des Vorstands ist von Beratungshonoraren die Rede, die Schmidt gegenüber der Volkssolidarität Barnim abgerechnet haben soll. Dies "wirft Fragen auf", heißt es dort.
"Die 'Fragen' kann ich nicht nachvollziehen", teilt Carsten Schmidt dazu auf Anfrage mit. Es gehe dabei um die Geschäftsführung für rund 200 Mitarbeiter über acht Monate hinweg. "Meine ehrenamtliche Vorstandstätigkeit habe ich immer ehrenamtlich ausgeübt und niemals abgerechnet", so Schmidt.
Ansehen der Volkssolidarität längst beschädigt
Und was sagt die Geschäftsführerin zu dem Streit der Vorstände? "Getroffene Hunde bellen und genau das macht Herr Schmidt momentan", so Anika Sponner auf Anfrage. Sie sei entsetzt über die vorgebrachten Vorwürfe und bezeichnet sie als haltlos.
Mittlerweile beschäftigt der Fall nicht nur die Staatsanwaltschaft: Die Gerichte müssen auch über Unterlassungsklagen entscheiden, die die Parteien jeweils gegeneinander auf den Weg gebracht haben.
Wie immer der Streit ausgeht - eines steht bereits fest: Dem Ansehen der Barnimer Volkssolidarität dürfte die Schlammschlacht nicht gut tun.
Sendung: Antenne Brandenburg, 05.06.2020