Senkung der Mehrwertsteuer - Bescheidenheit und Zuversicht im Fürstenwalder Einzelhandel

Di 30.06.20 | 19:28 Uhr | Von Eva Kirchner-Rätsch
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Marktplatz in Fürstenwalde © radioeins/Amelie Ernst
Audio: Antenne Brandenburg | 30.06.2020 | Autorin: Eva Kirchner-Rätsch | Bild: radioeins/Amelie Ernst

Neben günstigem Strom und Gas bringt das Corona-Paket der Bundesregierung auch Vorteile an der Ladentheke. Mit geringeren Mehrwersteuersätzen sollen Kunden in die Läden gelockt werden. In Fürstenwalde laufen dazu die Vorbereitungen. Von Eva-Kirchner-Rätsch

Ab Mittwoch, dem 1. Juli tritt die von Bundestag und Bundesrat beschlossene Senkung der Mehrwehrsteuer von 19 auf 16 und von sieben auf fünf Prozent in Kraft. Sie ist Teil des Corona-Konjunkturpaketes. Eine Preisänderung bei Schulbüchern wird es nicht geben. Dafür soll aber vieles andere günstiger werden. In Fürstenwalde (Oder-Spree) stellten sich am Dienstag die Geschäfte auf die Änderung ein.

Kein Preiserlass bei Schulbüchern

Die Innenstadt von Fürstenwalde lädt am Dienstag zum Bummeln ein. Viele Kunden schlendern zwischen Bahnhof und Marktplatz. Ihr Einkaufsverhalten auf Grund der Mehrwertsteuersenkung zu ändern, kommt für die meisten einem kurzen Stimmungsbild zufolge aber nicht in Frage.

Gelassene Kunden auch in der Warteschlange vor dem Buchladen "Musik&Buch Wolff". Der Schulbuchverkauf läuft auf Hochtouren. Nur zwischen Tür und Angel erzählt Inhaberin Diana Wolff, dass bei den Schulbüchern keine Preissenkung zu erwarten ist. Grund ist die Buchpreisbindung an die Verlage. Erst wenn die Verlage eine Preissenkung zusagen, werden Bücher günstiger und Diana Wolff kann die Preise an die Kunden weitergeben.

Jedes Etikett auspreisen oder Rabatt an der Kasse?

Anders ist das bei Martina Eichstädt. Seit 30 Jahren betreibt sie die Modeboutique "Moses" in Fürstenwalde. Sie wolle die Steuersenkung den Kunden zugutekommen lassen, beabsichtige jedoch nicht die Ware umzupreisen. Stattdessen wird der Preis an der Kasse reduziert. Dafür müsse allerdings das gesamte Kassensystem umgestellt werden. Insgesamt geht die Geschäftsinhaberin aber davon aus, dass die Mehrwertsteuersenkung ihr wenig bringen wird. "Durch die Kurzarbeit haben die Leute weniger Geld im Portemonnaie und ich denke, dass Textilien da zweitrangig sind", sagt Martina Eichstädt.

Ob die Umstellung mehr Kunden bringen wird, das kann Verkäuferin Madlen Bretsch im Spielzeugladen "Krümelland" noch nicht einschätzen. Auch hier bekommen Kunden ab Mittwoch den Mehrwertsteuernachlass an der Kasse. Alles andere wird sich zeigen. Sie werde sich an die Beschlüsse halten.

Vorteile bei Großanschaffungen

Eine positive Entwicklung beobachtet indes seit einigen Wochen Henri Christoffel, Verkaufsleiter der "F/G/M Automobil GmbH" in Fürstenwalde. In dem Autohaus sind die Verkaufszahlen beziehungsweise Bestellungen von Autos nach Ankündigung des Erlasses tatsächlich gestiegen. Er sagt: "Die ganz cleveren Privatkunden wussten, dass wenn sie das Fahrzeug bestellen und dann erst im Juli übernehmen, dort die aktuelle Mehrwehrsteuer gilt."

Im Autohaus liefen bereits in den vergangenen Tagen die Vorbereitungen zur Umstellung des Kassensystems. Ab Mittwoch müssen die Verkäufer dann den Preis für jedes Auto neu berechnen und für Kunden an den Fahrzeugen ergänzen.

Doch solche Anschaffung planen auch trotz Mehrwertsteuersenkung wohl die wenigstens Fürstenwalder. Ob sie in der Lage ist dem Einzelhandel neuen Schwung zu verleihen, werden die nächsten Wochen zeigen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 30.06.2020, 17:42 Uhr

Beitrag von Eva Kirchner-Rätsch

1 Kommentar

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  1. 1.

    Eine Umstellung des ganzen Kassensystems, nur weil sich eine oder zwei Mehrwertsteuern verändert? Es sind lediglich im System nur diese zwei Zahlen, die verändert werden müssen! Offenbar ist die Digitalisierung im Autos irgendwo stecken geblieben oder schief gelaufen. Eigentlich sollte die Mehrwertsteuer in einer Computer-Datenbank ablegt sein, auf die dann alle Nettopreise zugreifen können. Was für ein Uralt-Kassensystem benutzt dieses Autohaus? Diese Frage stelle ich auch an all jene, die jammern über die angeblich mühsame Änderung einer Mehrwertsteuerzahl. Hier stimmt was nicht im Staate Dänemark. Auch hier zeigt diese Folge der Corona-Krise, wo es klemmt in deutschen Kassensystemen: Eine mangelhafte bzw. umständliche Datenverarbeitung!!!

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