Kleines Glück in der Corona-Krise - Polnische Familie findet neue Heimat in der Uckermark

Do 29.10.20 | 13:13 Uhr
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Der Pole Remigiusz Beczer hat in Deutschland einen neunen Job gefunden
Bild: Georg-Stefan Russew/rbb

Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Polen hat die Corona-Pandemie die Wirtschaft nachhaltig geschwächt. Von Regierung und Arbeitgeber enttäuscht, suchte und fand eine polnische Familie ihr Glück in der Uckermark.

Die Corona-Pandemie und die Folgen für die Wirtschaft sind noch immer nicht ganz abzuschätzen. Viele Unternehmen sind nach dem ersten Lockdown nicht zur Normalität zurückgekehrt. Nach den neuen Beschränkungen von Bund und Ländern am Mittwoch fürchten viele Untenehmen erst recht den Bankrott. Zwar verspricht der Staat Hilfen, ob die vermuteten massiven Folgen dadurch abgemildert werden können, bleibt abzuwarten.

Corona gefährdete Existenz

Es gibt allerdings auch Geschichten, die Hoffnung machen, wie die von Remigiusz Beczer. Der Pole lebt mit seiner Frau und seinem Baby seit mehr als einem Jahr in Mescherin und hat in der Uckermark eine neue Heimat gefunden.

Anders als auf der anderen Seite der Oder hat Remigiusz Beczer in Deutschland bezahlbaren Wohnraum und ein für ihn gutes, nachbarschaftliches Umfeld gefunden. Zuvor pendelte er täglich im Großraum Stettin, Hauptstadt der polnischen Woiwodschaft Westpommern, zur Arbeit. Doch dann kam das Coronavirus.

"Als die polnische Regierung die Grenzen geschlossen hat, war ich Manager in einem Baumarkt in Gyfino", so Remigiusz Beczer. "Weil ich nicht über die Grenze kam, war ich gezwungen drei Wochen Urlaub zu nehmen. Als die Grenzschließung verlängert wurde, hat mir mein Chef gekündigt. Ich bot ihm unbezahlten Urlaub, doch das war ihm zu ungewiss."

Beczer stand mitten in der Corona-Krise ohne Existenz da. Zeitgleich war seine Frau in Elternzeit und saß mit seiner sechs Monate alten Tochter in Mescherin. "Wir hatten kein Geld, keine Hilfe von der polnischen Seite oder von meiner alten Firma. Nichts."

Keine Zukunft in Polen

Remigiusz Beczer sagt, er sei schwer enttäuscht gewesen und habe den Entschluss gefasst, nicht mehr in Polen nach einer neuen Arbeitsstelle zu suchen. "Für mich gab es dort keine Arbeit mehr. Ich hatte nicht einmal mehr eine Krankenversicherung und beschloss, in Deutschland zu bleiben. In Mescherin traf ich zufällig einen Nachbarn, einen sehr herzlicheen Menschen, und erklärte ihm meine Lage. Er bot mir dann in seiner Gartenbau-Firma einen Job an. Heute lebe und arbeite ich in der Uckermark. Und das ist nach den schlechten Erfahrungen mit der polnischen Regierung auch gut so."

Eine Win-Win-Situation

Sein neuer Chef Volker Schmidt-Roy sagt: "Ich hatte ihn beobachtet und wusste, was er kann. Letztlich waren wir just zu dieser Zeit auf der Suche, wie wir eigentlich immer auf der Suche nach guten Fachkräften sind. Es hat sich einfach so ergeben."

Zurück nach Polen will Beczer nicht mehr. In Deutschland seien die Menschen gut zu ihm und seiner Familie gewesen, und hätten ihm, trotz Corona-Krise und großer eigener Sorgen, eine Zukunft gegeben.

Sendung: Antenne Brandenburg, 29.10.2020, 14:40 Uhr

1 Kommentar

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  1. 1.

    Bravo Mescherin !
    Bravo Uckermark !
    Sp macht man das !
    Das älteste Staatswesen in Europa ist Bayern. Eine absolute Erfolgsgeschichte !
    Die Ursache: die Fähigkeit viele Ethnien und Volksgruppen zu integrieren und zu verschmelzen,
    übrigens auch - überwiegend türkische- Muslime.
    Weiter so!

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