Corona in Polen - Corona-Krankenhaus in Słubice bekommt Spenden aus Storkow

Do 12.11.20 | 17:40 Uhr | Von Marie Stumpf
Kreiskrankenhaus in Słubice (Quelle: rbb)
Audio: Antenne Brandenburg | 12.11.2020 | Marie Stumpf | Bild: rbb

Der Verein Rettungsdienst und Katastrophenhilfe Storkow (Oder-Spree) hat mehrere Kisten mit Spenden an das Krankenhaus in Słubice übergeben. In dem speziell zur Behandlungen von Covid-Patienten ausgerichteten Krankenhaus kam es zu Engpässen. Von Marie Stumpf

Kaum noch freie Krankenhaus-Betten, keine Sauerstoffflaschen mehr, das Gesundheitssystem an der Grenze des Leistbaren - so sieht es aktuell im Nachbarland Polen aus. Im Corona-Krankenhaus in Slubice sind inzwischen viele Spenden aus Brandenburg angekommen.

Von Müllbeuteln, über Schutzanzüge, literweise Desinfektionsmittel und Wasserflaschen bis hin zu Schokolade und sogar Windeln. Kistenweise haben Michael Thieme und seine Kollegen vom Verein Rettungsdienst und Katastrophenhilfe aus Storkow die Spenden mitgebracht. Der Verein pflegt eine lange Partnerschaft und Freundschaft zu dem Krankenhaus in Słubice. Auch deswegen ist er dem Hilferuf des Klinikums von vor zwei Wochen gefolgt.

Reines Corona-Krankenhaus

Das Słubicer Krankenhaus war Ende Oktober kurzfristig zu einer Schwerpunktklinik umfunktioniert worden, behandelt also ausschließlich Corona-Patienten. Seitdem kommt die Klinik ständig an ihre Kapazitätsgrenzen. Aktuell liegen dort 75 Menschen mit einer Covid-19-Infektion, knapp die Hälfte von ihnen muss beatmet werden.

Hilfe auch mit Personal

Das Personal müsse sich an neue Arbeitsabläufe gewöhnen, so Geschäftsführer Lukasz Kaczmarek. Manche von ihnen seien aktuell nicht einsatzfähig, weil sie selbst an dem Coronavirus erkrankt seien und sich in Quarantäne befänden.

Hier könnte der Storkower Verein Rettungsdienst und Katastrophenhilfe Abhilfe leisten und das Krankenhaus personell unterstützen. Allerdings müssen die Helfer dafür erst in Polen zugelassen werden.

Es fehlt an Sauerstoff

Darüber hinaus sind auch Spenden aus anderen Brandenburger Städten, wie Frankfurt (Oder), sowie aus Polen im Klinikum Slubice angekommen. "Wir haben Patienten aus der ganzen Woiwodschaft Lubuskie", sagt Kaczmarek "Oft kommen sie aus anderen Krankenhäusern mit nur einfachen Sachen, ohne Rasierer, ohne Kosmetika." Für die Patienten seien die Spenden deshalb essenziell.

Was bleibt ist der gravierende Mangel an Sauerstoffflaschen in Polen, unter dem auch das Slubicer Corona-Krankenhaus leidet. Seit Anfang der Woche muss es sogar Covid-19-Patienten mit Atemproblemen abweisen, weil sie einfach nicht versorgt werden können.

Polnische Politik uneins: Manche wollen Hilfe, manche nicht

Dazu kommt, dass die Meinungen in Polen in der Frage, ob Hilfe aus Deutschland benötigt wird, stark auseinander gehen. In der Woiwodschaft Lubuskie, wozu auch Słubice gehört, hatte Anfang der Woche die Woiwodschaftsmarschallin die Ministerpräsidenten von Brandenburg und Sachsen um Hilfe gebeten. Kurz darauf teilte der Woiwode der Regierungspartei PiS mit, die Region benötige keine Hilfe. Ähnlich gestaltet sich die Situation in der Woiwodschaft Lubusz.

Lukasz Kaczmarek vom Klinikum Słubice versteht das nicht. Für ihn ist jede Hilfe willkommen und - mehr noch - dringend nötig.

Sendung: Antenne Brandenburg, 12.11.2020, 15:40 Uhr

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