Interview | Sprecher Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) - Mehr Busse, Bahnen und Zwischenhalte mit dem Fahrplanwechsel in Brandenburg

Fr 11.12.20 | 17:01 Uhr
Einen Zug der Deutschen Bahn (Quelle: dpa/Boris Roessler)
Audio: Antenne Brandenburg | 11.12.2020 | Dilan Polat | Bild: dpa/Boris Roessler

Am Sonntag stellt der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg seinen Fahrplan um. Damit beginnen die Anpassungen für 2021. Neben Oder-Spree, werden auch im Barnim und der Lausitz die Angebote erweitert. Dazu befragten wir den VBB-Pressesprecher Joachim Radünz.

rbb|24: Herr, Radnünz, was gibt es Neues zum Fahrplanwechsel?

Joachim Radnünz: Es gibt natürlich mit der RE 5 zu den Hauptverkehrszeiten eine Direktverbindung zwischen Finsterwalde (Elbe-Elster) und Berlin. Das glaube ich, ist das Wichtigste. Ein weiteres Highlight ist ein neuer Stundentakt, den wir tagsüber und am Wochenende zwischen Eberswalde (Barnim) und Wriezen (Märkisch-Oderland) bei der RB 60 eingeführt haben und ganz besonders freuen wir uns aber auch auf die neuen S-Bahn-Züge, hier in Berlin, die ab dem 1. Januar 2021 an den Start gehen. Die sind besonders barrierefrei, haben viel mehr Platz, sind komfortabler und haben zum Beispiel auch Ladestationen für Handys.

Warum gilt auf der Strecke Eberswalde-Wriezen ab jetzt am Wochenende ein Stundentakt. Haben das die Fahrgastzahlen auch jetzt in der Corona-Zeit hergegeben?

Insgesamt haben wir erst einmal nicht auf Corona Wert gelegt, sondern zunächst eine Bestandsaufnahme gemacht, wie die Verkehrsaufkommen denn grundsätzlich, ohne irgendwelche Krisen sind. Insofern können Sie davon ausgehen, dass Corona hier grundsätzlich keine Rolle spielt und das erst einmal auch so bleibt. Das Verkehrsaufkommen dort war so hoch und wir haben uns deswegen entschieden dort etwas zu verbessern.

Wegen Tesla soll es auf der Linie des RE 1 von und nach Frankfurt (Oder) einen zusätzlichen Halt in Fangschleuse geben ...

Wir sind froh, dass wir das überhaupt hinbekommen haben. Letztendlich werden die Halte dort verdoppelt, also in der Stunde zwei Halte, sowohl hin als auch zurück. Zusätzlich bieten wir dann den Bus 419 ab Fangschleuse zu den Hauptverkehrszeiten alle 30 Minuten zum Tesla-Werk an. Das wird wahrscheinlich noch einmal angepasst, wenn wir wissen, wieviel Aufkommen an Mitarbeitern dort wirklich herrscht. Es ist ein großer Unterschied, ob es 10.000 oder 30.000 Menschen sind.

Nehmen wir mal an, der Zeitplan mit der Fabrik würde mit einer Eröffnung im Juli eingehalten: Sehen Sie, dass der VBB dann den dritten Zug-Halt an den Start bringt?

Also wenn Tesla sagt, eine gewisse Anzahl von Mitarbeitern stellen wir ein, das Verkehrsaufkommen ist hoch, dann tun wir das. Wenn wir feststellen, Tesla fängt ganz langsam, mit 2.000 bis 5.000 Mitarbeitern an, dann würden wir sicherlich verkehrsaufkommenstechnisch andere Schwerpunkte setzen. Hier wird allerdings noch geprüft. Sollte so sein, was Tesla verspricht, werden wir auch die Kapazitäten dort erhöhen.

Sind die Bahnhöfe in dem Bereich ausreichend lang, um gegebenenfalls Waggons anzuhängen?

Nein, das können wir eben nicht. Die Bahnsteige sind nicht lang genug und wir haben auch gar nicht so viele Züge, die jetzt wirklich irgendwo hergenommen werden können. Wir haben jetzt noch einen Spielraum von zehn bis 20 Prozent, deswegen könnten wir noch einen dritten Halt dazu einplanen. Aber mehr ist da momentan nicht möglich und was die Bahnhöfe anbetrifft, wird sich in Zukunft zeigen, wie hoch das Verkehrsaufkommen da wirklich ist.

Vor allem im Stadtgebiet von Bernau (Barnim) kommen viele neue Buslinien hinzu. Ist dort der Bedarf jetzt so groß geworden?

In Bernau und bei den Verbindungen nach Berlin haben wir ein höheres Pendleraufkommen als zuvor festgestellt. Die Fahrgastzahlen sind da einfach in die Höhe geschnellt und deswegen haben wir uns entschlossen, wirklich was zu tun. Das versuchen wir in Verbindung mit Buslinien zu machen, etwa mit den PlusBusLinien. Es werden sicherlich 2021 neue dazukommen. Die haben wir gerade in Planung.

Nicht nur in Bernau, sondern auch im Landkreis Spree-Neiße gibt es jetzt zum Fahrplanwechsel ein ganz neues Buskonzept. Da wird das sogenannte "PlusNetz Spree-Neiße" in Betrieb genommen. Das ist ein Konglomerat von allen PlusBussen, die dann zusammen aus verschiedenen Landkreisen in einem Netz zusammengefasst werden. Das ergänzt also die bereits im Landkreis fahrenden PlusBus-Linien. Das Konzept ist ja bekannt: stündlicher Takt, direkter Anschluss am Bahnhof und vor allem auch stündliche Takte am Wochenende und in den Ferien. Das PlusNetz wird im Südosten des Landkreises umgesetzt und umfasst eine Vielzahl von Buslinien rund um Cottbus, Döbern, Spremberg, Forst und auch Guben. Im Ergebnis stehen für eine Vielzahl von Gemeinden und Fahrgäste dadurch erhebliche, quantitative Angebotssteigerungen im Mittelpunkt.

Wird das PlusNetz-Angebot über den Südosten des Landes ausgeweitet werden oder ist das ein Testlauf?

Testlauf ist ein fast bisschen zu wenig. Das ist auf jeden Fall ein Pilotprojekt, wie man PlusBus-Linien, Bus- und Bahnnetze aus verschiedenen Regionen und Landkreisen wirklich gut verknüpfen kann. Natürlich ist auch im Norden, Westen und Osten der Ausbau unser Buskonzepte geplant. Beim Spree-Neiße-Projekt sammeln wir Erfahrungen auch für andere Netze.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Stefan Kunze für Antenne Brandenburg. Dieser Text ist eine redigierte und gekürzte Version des Gesprächs.

Sendung: Antenne Brandenburg, 11.12.2020, 15:40 Uhr

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