
Geflügelpest in Brandenburg - Hühner im Lockdown könnten für Engpass bei Freiland-Eiern sorgen
Die Geflügelpest breitet sich in Brandenburg immer weiter aus. Als Vorsorge gilt vielerorts die Stallpflicht - so auch bei einem Betrieb in Oder-Spree. Hier müssen die Hühner in der ungewohnten Situation beschäftigt werden. Nun droht ein Preisverfall für Freiland-Eier.
Seit zwölf Wochen gilt für Hühner, Enten und Gänse in großen Teilen Ostbrandenburgs die Stallpflicht. Auslöser sind die Fälle der Vogelgrippe in Berlin und Brandenburg. Erst in der vergangenen Woche wurde eine mit dem H5N1-Erreger infizierte und verendete Gans in Beeskow (Landkreis Oder-Spree) gefunden. Auch in Berlin-Köpenick wurde am Montag das Virus bei Hausgeflügel nachgewiesen. Wegen der Fälle müssen die Legehennen der Landei GmbH von Bianca Gersdorf in Hasenfelde in der Gemeinde Steinhöfel etwa 35 Kilometer nördlich von Beeskow im Stall bleiben. Dort gilt laut Veterinäramt eine von fünf sogenannten Restriktionsgebieten in Oder-Spree.
Tiere brauchen Beschäftigung
Und so gackern Gersdorfs rund 35.000 Legehennen nach Vorschrift der Allgemeinverfügung derzeit in einem etwa 3.000 Quadratmeter großen Stall durcheinander. Am Hühnerhof steht momentan die Desinfektion von Kleidung, Stall, Mensch und Tier an oberster Stelle. Wie gewohnt, draußen auf der 16 Hektar großen Freifläche und unter freiem Himmel zu picken, ist von den Behörden untersagt worden. Begegnungen mit anderen, wilden Vögeln gilt es zu vermeiden, erklärt Landei-Chefin Bianca Gersdorf: "Für die Tiere bedeutet das kein Scharren, Würmer-Suchen oder Insekten-Fressen, sondern sie müssen permanent im Stall bleiben und sich dort die Langeweile vertreiben."
Das sei keine angenehme Situation für die Hennen im Lockdown. Deshalb gibt es auch hier Beschäftigungsmaßnahmen im Hühnerstall. "Wir haben Bälle und Pick-Schalen drin, oder hängen Kellen zum Spielen rein", erklärt Mitarbeiterin Sylvana Teske. "Alle zwei bis drei Wochen müssen wir uns etwas Neues einfallen lassen, dass die sich beschäftigen." Denn die Hühner müssen von Natur aus picken, und zwar bis zu 15.000-mal pro Tag.
Vom Freiland-Ei zur Bodenhaltung
Im Hasenfelder Betrieb müssen trotz Geflügelpest weiterhin Eier produziert werden. Das sind nach wie vor Freilandeier, denn der Gesetzgeber hat nach Vorgabe der Europäischen Union für den Fall der Aufstallung von Freilandhühnern eine 16-wöchige Frist eingeräumt. Die läuft bei Bianca Gersdorf in vier Wochen ab und die Freiland-Eier müssen zur Bodenhaltung deklariert werden. "Das heißt, ich bekomme von meinem Vermarkteten weniger als die Hälfte des Geldes für das Ei." Für das Unternehmen, in dem drei Mitarbeiter tätig sind, hieße das weniger Einnahmen bei gleichbleibenden Ausgaben. "Ich kann das Futter, den Strom, den Tierarzt und die Raten bei der Bank bezahlen, aber das war es dann auch."
In Mecklenburg-Vorpommern, wo die Geflügelpest bereits seit Oktober vergangenen Jahres grassiert, bekommen auch Verbraucher die Auswirkungen der Seuche zu spüren. So geht der dortige Geflügelwirtschaftsverband davon aus, dass Freilandeier bald nur noch selten in den Regalen zu finden sein werden [www.nrd.de].
Warten auf Lockerungen
Eine Existenzbedrohende Situation für das Unternehmen, das erst vor vier Jahren gegründet wurde. Doch soweit möchte Bianca Gersdorf noch nicht denken. Außerdem gebe es bei Einnahme-Ausfällen auch Ausgleichszahlungen aus der Tierseuchenkasse. Deshalb konzentriert sich die Unternehmerin auf ihr Federvieh, dass sie so schnell wie möglich wieder aus dem Stall lassen möchte. Wann die Tiere wieder raus ins Freigehege dürfen, entscheiden die zuständigen Veterinärämter. Und da gilt, genau wie bei uns Menschen und den Corona-Regeln, Geduld haben und abwarten.
Sendung: Antenne Brandenburg, 04.03.2021, 14:40 Uhr