Landkreis Märkisch-Oderland - Amtsarzt spricht sich unter Vorbehalt für Impfungen von Kindern aus

Fr 28.05.21 | 12:22 Uhr
Deutschunterricht in der Puschkin-Grundschule in der Gemeinde Boitzenburger Land, Uckermark, am 21.08.20 (Quelle: rbb|24 / Schneider).
Audio: Antenne Brandenburg | 28.05.2021 | Amtsarzt Steffen Hampel | Bild: rbb|24 / Schneider

Kinder ab zwölf Jahren impfen oder nicht? Darüber entscheidet die STIKO am Freitag. Prinzipiell befürwortet auch der Amtsarzt von Märkisch-Oderland Vaccine für Jugendliche. Allerdings dürften darüber andere Gruppen nicht vergessen werden.

Die EU-Arzneimittelbehörde EMA will am Freitag über die Zulassung des Corona-Impfstoffes von Biontech/Pfizer für Kinder ab zwölf Jahren entscheiden. Wird das Vazine zugelassen, soll in Deutschland ab Montag, dem 7. Juni, die Impfung von Kindern und Jugendlichen beginnen. Das hatten Bund und Länder am Donnerstag auf ihrem Impfgipfel beschlossen.

Geringe Datenlage für Kinder

Der Amtsarzt im Landkreis Märkisch-Oderland, Steffen Hampel, hält Impfungen in jungen Altersgruppen epidemiologisch durchaus für sinnvoll, wie er dem rbb am Donnerstag auf Anfrage sagte. Allerdings gibt es unter den Erwachsenen noch viele Ungeimpfte, bei denen ein höherer Bedarf bestehen würde. Dazu zählt Hampel etwa Menschen mit Vorerkrankungen, die vorher priorisiert werden müssten. "Da der Impfstoff begrenzt ist, sehe ich dort ein ethisch-moralisches Problem."

Generell teilt Hampel die seiner Meinung nach zurückhaltende Tendenz der Ständigen Impfkommission (STIKO). Es gebe bisher nur sehr wenige Daten für Kinder und Jugendliche. "Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sehe ich das ein bisschen kritisch, weil es schwere Verlaufsfälle in dieser Altersgruppe nicht gibt." Deshalb müsse man Risiken und Nutzen genau abwägen. Allerdings spricht Hampel sich dafür aus, gefährdete Kinder etwa mit Vorerkrankungen beim Impfen mit einzubeziehen.

Die Rückkehr zum Präsenzunterricht ab kommendem Montag sieht er nicht problematisch. Auch wenn es noch keine Impfung für Schüler gibt, sei die Ansteckungsrate in den Schulen gering. "In Märkisch-Oderland gibt es keine Meldungen, dass irgendeine Schule von Corona betroffen ist." Dazu trage auch die umfangreiche Test-Strategie bei.

Amtsarzt fordert Impf-Daten vom RKI

Allgemein liefe die Impf-Kampagne in Märkisch-Oderland derzeit gut. Die Kreisverwaltung hatte sich erfolgreich um zusätzlichen Impfstoff bemüht. Die zusätzlichen Kontingente würden etwa in einzelnen Orten, wie etwa bei temporären Impftagen, oder an einzelne Berufsgruppen vergeben. Hampel betonte aber auch, dass es noch immer Bedarf bei Menschen im hohen Alter oder in der häuslichen Pflege gibt, die nur schwer versorgt werden könnten.

Wie viele Bewohner des Landkreises tatsächlich schon gegen Corona geimpft sind, könne der Amtsarzt nicht sagen und kritisiert die Verfahrensweise des Robert-Koch-Institutes (RKI). Dort laufen alle Angaben über bereits Geimpfte zusammen. Die Zahlen werden allerdings aus Datenschutzgründen nicht an die Landkreise herausgegeben, so dass dort die konkrete Impfsituation nicht beurteilt werden kann. Damit blieben tatsächliche Bedarfe und regionale Besonderheiten teilweise außen vor. "Wenn man die Bedarfe nicht genau kennt, ist eine Planung schwierig. Die Zahlen wären also für die Organisation im Landkreis extrem wichtig." Panketals Bürgermeister Maximilian Wonke äußerte sich bereits im Mittwoch ähnlich und forderte die Freigabe der Daten vom RKI.

Sendung: Antenne Brandenburg, 28.05.2021, 06:30 Uhr

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