Von der Modellstadt zum Baudenkmal - Neue Sonder-Ausstellung zeigt Eisenhüttenstadt in Zeiten des Umbruchs

Fr 02.07.21 | 17:16 Uhr
Eisenhüttenstadt im Wandel
Audio: Antenne Brandenburg | 02.07.2021 | Elke Bader | Bild: Museum Utopie und Alltag/ Martin Maleschka

Die Entwicklung der Planstadt ist Thema einer Sonderausstellung im Museum "Utopie und Alltag" in Eisenhüttenstadt. Unter dem Titel "Ohne Ende Anfang" zeigt sie mit Modellen, Fotografien und Ideenräumen die Transformation von den 1950ern bis heute.

Unter dem Titel "Ohne Ende Anfang. Zur Transformation der sozialistischen Stadt" wird ab dem 4. Juli im "Museum Utopie und Alltag" in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) nicht nur eine Sonder-Ausstellung eröffnet, sondern der Startpunkt für ein umfassendes Projekt gesetzt: Fachübergreifend, mit vielen lokalen, aber auch überregionalen Partnerinnen und Partnern, und vor allem mit den Einwohnern wird die Erkundung der Geschichte, Gegenwart und Zukunft Eisenhüttenstadts in Angriff genommen.

Transformation vom Realsozialismus ins Heute

Die Stahlstadt im Osten Brandenburgs wurde im Sozialismus der 1950er Jahre mitten im freien Raum aus dem Boden gestampft. Im letzten Jahr der DDR zählte das Werk mehr als 10.000 Beschäftigte und Eisenhüttenstadt mehr als 50.000 Einwohner. Nach dem Mauerfall kam der Zusammenbruch. Viele Betriebe mussten schließen und die Menschen suchten in den westlichen Bundesländern nach Arbeit.

Der Stadtkern wurde mustergültig saniert und ist heute ein Baudenkmal von internationalem Rang. Aktuell leben dort nur noch etwa 25.000 Menschen - Tendenz: weiter fallend. Ganze Quartiere wurden zurückgebaut. Und jetzt? Jetzt blickt Eisenhüttenstadt zurück und präsentiert in der Sonderausstellung gleichzeitig seine Zukunftspläne.

Historische Aufnahme Straße der Republik
Ausstellungs-Fotografie von Eisenhüttenstadt in den 1950ern | Bild: Museum

Hütte in klein oder abstrakt

Gezeigt werden städtebauliche Pläne, Fotografien, darunter sowohl historisches als auch aktuell gefertigtes Material und Modelle. Dabei richtet sich der Blick auch auf Vergleichsbeispiele wie Schwedt (Uckermark) und Eisenhüttenstadt als Teil einer Stalinistischen Metropolregion.

Gebäude aus Würfelzucker, Schnur gerade Straßen oder die Diehloer Berge, dargestellt aus roten und grünen Plastik-Bausteinen: das Stadtmodell von Eisenhüttenstadt bestehend aus Spielzeug soll vor allem jungen Besucherinnen und Besuchern einen Überblick über die Entwicklung der Planstadt geben, erklärt Architekt und Fotograf Martin Maleschka, der sich an der Konzeption der Ausstellung beteiligte. "Drumherum gibt es noch verschiedene Fotoapparate, die sagen sollen, wie fotogen Eisenhüttenstadt ist."

Modell von Eisenhüttenstadt aus Spielzeug
Eisenhüttenstadt aus Spielzeug | Bild: Elke Bader/rbb

Im fotogenen Eisenhüttenstadt hat sich mit der Zäsur von 1989/90 viel verändert. Die Plattenbauten, in den Maleschka aufgewachsen ist, sind längst verschwunden. An ihrer Stelle entstehen heute moderne Einfamilienhäuser. Plötzlich herrscht in Eisenhüttenstadt wieder Aufbruchstimmung. Diese besondere Stimmung zog nach Jahren der Abwesenheit auch den in der Stahlstadt geborenen Maleschka zurück in die Heimat. "Als ich zurückgekommen bin, hat mich das ganze viel mehr gepackt, mit dem, was am Verschwinden ist, irgendetwas zu machen. Sei es Dokumentar-Fotografie oder künstlerische Installationen."

Fotos und Modelle sanierter Wohnblocks sollen Interessierten nun die Entwicklung der sozialistischen Planstadt - insbesondere der vergangenen 30 Jahre - zeigen. "Schrumpfung ist hier die stärkste Herausforderung", sagt Museumsleiterin Florentine Nadolni. "Die Idee der Ausstellung ist, wie wird damit umgegangen und immer wieder ein neuer Anfang gefunden."

Modell eines Wohnblocks in Eisenhüttenstadt
Modell-Exponat eines Wohnblocks | Bild: Elke Bader/rbb

Und wie weiter?

Platz für neue Ausstellungs-Ideen finden Besucher im "leeren Raum". Darin wird ausschließlich leeres Papier ausgestellt, sagt Leiterin Nadolni: "Hier sollen mit Stift und Papier Ideen gesammelt, aufgezeichnet, aufgeschrieben und angeheftet werden." Sie hofft, dass mit der Aktion zahlreiche Gedanken für das Eisenhüttenstadt der Zukunft zusammenkommen.

Die Sonder-Ausstellung "Ohne Ende Anfang. Zur Transformation der sozialistischen Stadt" öffnet am 04. Juli um 11 Uhr und ist bis Ende Mai 2022 zu sehen [www.utopieundalltag.de]

Sendung: Antenne Brandenburg, Antenne am Nachmittag, 02.07.2021, 14:10 Uhr

Mit Material von Elke Bader

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